Die neuen Vorbilder kommen aus den alten Kulturen Asiens, wo neben glatter Haut vor allem Zufriedenheit, Vitalität und Lebensfreude erstrebenswert sind. Überliefertes Wissen um die Wirkung natürlicher Pflanzenstoffe findet in der Kosmetik immer neue Anhänger. Traditionelle Heilmittel werden jetzt mit modernen Hightechmethoden kombiniert und sinnliche Pflege-Bräuche aus Fernost halten mehr und mehr Einzug in westliche Wellness-Oasen und heimische Badezimmer.
Der Grund: In ihrer ganzheitlichen Wirkweise kümmern sie sich nicht nur um die individuellen Pflegebedürfnisse der Haut, sie tun auch der Seele gut, hellen die Stimmung auf und schaffen innere Balance. Hoch im Kurs stehen zur Zeit wiederentdeckte Thermo-Massagen mit Kräuterstempeln.
Neuartige luxuriöse Sanshui-Zeremonien (übersetzt: “der Weg zur inneren Balance”) beispielsweise kombinieren traditionelle Überlieferungen aus der asiatischen Heilkunst mit den neuesten Erkenntnissen der Aromatherapie. Je nach Befinden wählt der Gast eines der fünf unterschiedlichen Programme, benannt nach den asiatischen Elementen “Feuer” (neue Lebensenerige), “Metall” (Frische und Leichtigkeit), “Erde” (Widerstandskraft), “Holz” (seelische Konstanz) und “Wasser” (Ruhe und Zufriedenheit). Basierend auf der Wahrnehmung der fünf Sinne führt der Weg zum Wohlbefinden über ganzheitliche Spezialbehandlungen bestehend aus Klängen, Düften, Licht, Tee, Öl-Peelings und Massagen mit warmen Kissen in Stempelform. Ihr Inhalt, bestehend aus Kräutern, Gewürzen, Blüten und Früchten, variiert je nach Programm.
In der indischen Ayurveda-Therapie haben die aufwendigen Körperanwendungen mit geballter Pflanzenenergie schon über 5.000 Jahre Tradition. Hier heißen sie “Pindasveda” (übersetzt: Pinda=Ball, Sweda=Schweiß). Die entspannende Thermo-Klopfmassage spielt dabei immer eine finale Rolle. Beispielsweise als krönender Abschluss nach einer traditionellen entgiftenden Ganzkörpermassage mit warmen Ölen, wenn die Haut besonders aufnahmefähig für jegliche Wirkstoffe ist. Dabei werden prall gefüllte, warme Gazesäckchen mit Reisabkochungen in Gewürzen und Kräutern in mehr oder weniger harter Klopftechnik entlang der Energiebahnen des Körpers geführt. Das stärkt Wirbelsäule und Lymphfluss, erhält die Vitalität. Nebenwirkung: geschmeidige und seidenweiche Haut.
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In Thailand sind die Powerpakete seit 300 Jahren bekannt. Hier enthalten sie meist reine Kräuter- und Gewürzmischungen, sind teilweise sehr dekorativ verschnürt und werden oft höher erhitzt. Darum ist auch die Massagetechnik eine andere.
“Pantai Luar”, die südostasiatische Variante der Thermo-Massage, linderte schon in der Ayutthaya-Zeit den Muskelschmerz der nach Thailand heimkehrenden und kriegsmüden Soldaten. Die Kräuterstempel galten als Geheimwerkzeuge der alten Heiler - auch in Nachbarländern wie Laos, Burma und Kambodscha. Ihr Inhalt variierte je nach den Pflanzen der Region. Bis vor kurzem erhielt man sie nur bei traditionellen Ärzten oder in den großen Tempelschulen für Massage. Mittlerweile haben sie als Multi-Entspanner, Faltenglätter und Hautstraffer weltweit Einzug in die Beauty-Spas gehalten.
Bei der klassischen Pantai Luar-Behandlung (übersetzt: “an neuen Ufern”) wird der Körper zuerst mit warmen Ölen gesalbt, danach wird ein Kräuterstempel im gleichen Öl auf 120 Grad erhitzt und in sehr raschen Bewegungen über die Haut gezogen. Das täuscht den Thermorezeptoren eine Verbrennung vor, die jedoch nie stattfindet. Der Körper reagiert darauf mit unterschiedlichen Repair-Aktionen, die alle gleichzeitgig stattfinden. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit werden beschädigte Zellen abgebaut, bestehende aktiviert und neue produziert. Sogar Bindegewebsstrukturen werden gefestigt. Anfangs berührt der Kräuterstempel die Haut nur sehr kurz in blitzschnellen Längsbewegungen. Wenn er abgekühlt ist, geht die Massage in kürzere, rollende und ausdrückende Bewegungen über. Dabei werden die in Öl aufgelösten Inhaltstoffe auf die Haut aufgebracht. Währenddessen wirken die ätherischen Aromaöle direkt auf das limbische System, je nach Kräutermischung beruhigend, erheiternd oder vitalisierend - in jedem Fall aber entspannend.
Für die Zaubermischungen der prall gefüllten Energiebündel hat jedes Beauty-Institut seine eigenen Rezepte. Soll die Haut Extra-Streicheleinheiten erhalten, werden beispielsweise regenerierende Rosen- oder beruhigende Tamarindenextrakte zugefügt. Werden sie zum Fettabbau in der Cellulite-Behandlung eingesetzt, kommen Zusätze wie straffende Limette, revitalisierendes Lemongras oder durchblutungsfördernder Kampfer noch hinzu. Auch werden die Kräuterbündel nicht immer in Öl erhitzt. Wasserdampf ist die schonende Alternative.
Für den Hausgebrauch fertigen viele Thailänderinnen ihre Massagestempel selbst. Beispielsweise mit Zutaten aus der Kräuterküche des Oriental Spa in Bangkok: Prai (thailändische Ingwerart) zur Linderung von Muskelverspannung und Gelenkschmerzen, Kurkuma zur Belebung der Haut, Zitronengras gegen Hautunreinheiten, Kaffernlimette um den Kreislauf auf Trab zu bringen, Kampfer für die Heilung kleiner Entzündungen. Alles wird dicht und fest in einem Baumwolltuch zu einem apfelsinengroßen Ball verschnürt und 5 Minuten lang in einem Dampfeinsatz erhitzt. Danach kann man die Wärmestempel zur Massage benutzen oder als Kompresse (je nach Wärmegrad bis zu 60 Sekunden) an jede beliebige Körperstelle, außer im Gesicht und Genitalbereich, platzieren. Für Gesichtsbehandlungen gibt es spezielle Kräutermischungen.
Seitdem auch in Bangkok die Anzahl stressgeplagter Menschen täglich zunimmt, verkaufen immer mehr Gesundheitsläden fertige Kräuterstempel, genannt “Prakop”, mit unterschiedlichsten Kräutermischungen für die Selbstbehandlung zu Hause. Wer die Schönheitspakete im eigenen Home-Spa ausprobieren möchte, findet sie bei Spezialanbietern unter der Bezeichnung “Kräuterstempel” oder “Herbal Compress”. Zwar sind sie nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt. Doch spricht nichts dagegen, sie nach der Klopfmassage am nächsten Tag noch einmal für ein Aroma-Bad zu nutzen. Einfach ins warme Badewasser legen, einsteigen, entspannen und genießen.
Bildnachweis: Gennadiy Poznyakov - Fotolia / Textnachweis: beautypress.de