Das Phänomen der Suizide auf den Schnellbahnstrecken macht den Verantwortlichen der französischen Bahn immer mehr Sorgen. Bisher waren es zwischen 300 und 500 Fälle im Jahr. Die SNCF befürchtet ein weiteres Ansteigen und will Maßnahmen zur Verhinderung überlegen. Dabei wollte man die Situation bisher nicht an die große Glocke hängen, um nicht weiteren Nachahmern einen Anreiz zu geben.
Warum nehmen sich so viele Menschen in Frankreich auf diese Art und Weise das Leben? Professor Michel Debout, ehemaliger Präsident der nationalen Union zu Verhinderung von Suiziden (UNPS), verlangt ein Zentrum zur Beobachtung von Selbsttötungsfällen. Nach seiner Ansicht sind die Suizide ein Zeichen und Reflex gegenüber der Gesellschaft in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise. “Das ist eine Handlung, die man als eine Art Theatralisierung des eigenen Todes verstehen kann, indem man unzählige Verspätungen verursacht und tausende von Reisenden in Probleme bringt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Person, die sich vor den Zug wirft, an so etwas denkt. Wir können daraus aber auch unseren eigenen Egoismus gegenüber den Geisteskrankheiten erkennen, der wie ein Saatkorn in unserer Konsumgesellschaft lebt”, erklärt Jean-Claude Penochet, der Präsident der Gewerkschaft der Krankenhauspsychiater.
Diese spektakulären Fälle sollte nach Meinung eines Arztes nicht von der beunruhigenden Tatsache ablenken, dass Frankreich eines der Länder mit den meisten Selbsttötungsfällen ist. Mehr als 12.000 Menschen im Jahr scheiden in Frankreich im Wege eines Suizids aus dem Leben, dazu kommen mehr als 180.000 Versuche. Kenner führen dies auf einen Mangel an Verständnis für die Betroffenen und einer fehlenden Prävention zurück.
Siehe auch:
Suizid in Frankreich
Informationsquelle:
SNCF : douze suicides sur les rails en trois jours – SudOuest