Nach den tragischen Ereignissen im Original wird die berüchtige Sawyer-Familie-Opfer eines Lynch-Mobs, angeführt vom späteren Bürgermeister der Stadt. Nur ein kleines Baby kann den Flammen entkommen. Viele Jahre später erbt die junge Heather von ihrer verstorbenen Großmutter ein Anwesen in Texas. Doch nicht nur das Baby scheint damals den Flammen entkommen zu sein, denn im Keller haust immer noch das Unheil in Person…
Ich kann nicht sagen, dass ich mich damals bei der Ankündigung eines weiteren Texas Chainsaw Massacre gefreut habe, trotz meiner großen Liebe für das Original. Als ich jedoch hörte, dass es sich um ein wirkliches Sequel handeln soll und nicht um einen weiteren Reboot oder ein Bay-Remake, stieg meine Vorfreude doch. Als dann auch noch die bezaubernde Alexandra Daddario als Hauptdarstellerin gecastet wurde, war mir eigentlich klar, dass ich auch um den x-ten TCM Film nicht vorbei komme.
Obwohl der Film letztlich nur durchschnittlich war, kann ich eine positive Überraschung nicht abstreiten. Schon der 3D-Effekt machte mir zu schaffen, unbegründet. Leatherface wirft seine Kettensäge einmal Richtung Zuschauer und das war es dann auch schon mit gewollten Effekten. Der Film ist sogar sehr dunkel geworden, so dunkel, dass man bis kurz vor dem Ende das Antlitz des Sadisten und Fleischermeisters nicht mal in Ruhe genießen kann.
Texas Chainsaw 3D lässt sich prima in drei Parts aufteilen. Der Prolog zeigt Szenen aus dem Original und setzt direkt nach dem Ende an und zeigt was mit der Sawyer-Familie geschehen ist. Stimmig und plausibel, auf jeden Fall. Dazu gibt es Kameo-Auftritte einiger Darsteller aus dem Original, von Gunnar Hansen, dem Original Leatherface, und Marilyn Burns, dem Final-Girl von damals. Respekt für diese Besetzung.
Im zweiten Abschnitt folgt dann der übliche Teen-Slasher, mit einer hübschen Hauptdarstellerin und dummen Lackaffen, die von einer bescheuerten Szene in die nächste schlittern. Gut, dass sie schon nach kurzer Spielzeit das Zeitliche segnen. Man hält sich nicht lange auf und schraubt den Body-Count schnell in die Höhe. Dazwischen gibt es immer wieder unglaubliche Unzulänglichkeiten und Unlogik zu sehen.
1. Warum muss Alexandra Daddario schon wieder dieses Spiel mit ihren Brüsten aus Bereavement spielen? Letztlich generiert dieses “Wann fallen ihre Hupen wohl endlich aus der Bluse?” sogar den ein oder anderen Lacher und im großen Finale wird es dann ganz verrückt, als ihre Bluse sich aufknöpft und dennoch grade so ihre Brüste verdeckt. Fantastisch aber auch unglaublich sexistisch. Die wieder starke Daddario hat das sicherlich nicht nötig.
2. öffnet der Film immer wieder Nebenschauplätze, die im späteren Verlauf aber keine Rolle mehr spielen, wie die Affäre zwischen Ryan und Nikki
3. Warum muss in einem Horrorfilm aus dem Jahr 2013 die Hauptdarstellerin auf der Flucht immer noch lächerlich oft hinfallen?
4. Obwohl die Verantwortlichen von der Gefahr Leatherfaces wissen, schicken Sie immer wieder nur einen einzigen Cop in das Schlachtszenario. Warum?
5. Warum überlässt man einem Anhalter, den man seit ein paar Minuten kennt, den Schlüssel zum frisch geerbten Haus?
6. Auch die Chronologie des Films passt nicht. Der neue Film spielt in der Gegenwart, also knapp 40 Jahre nach dem Original. Ohne viel zu Spoilern, aber wer sich Alexandra Daddario mal ansieht weiß schon worauf ich hinaus will. Ich könnte weiter fortfahren, will euch mit Details aber die Vorfreude nicht rauben…
In Sachen Gewalt und Brutalität ist der Film längst nicht so grenzüberschreitend wie Texas Chainsaw Massacre: The Beginning. Natürlich ist der neue Ableger kein Kindergeburtstag und liefert mit einer Torsotrennung bei lebendigem Leib, in Nahaufnahme, ohne Schnitt, sogar eine der heftigsten Horrorszenen seit Jahren. Auch ansonsten gibt es Fleischerhacken und Leichen en masse, übertrieben wird jedoch nie, außer in besagter Szene. Durch den Mangel an Mitgliedern der Sawyer-Sippe gibt es dieses Mal auch kein leckeres Dinner und keine Folterszenen, die benötigt man aber auch nicht.
Wie angekündigt bin ich euch noch den letzten Part schuldig. Hier besteht große Spoilergefahr, die ich aber nicht auslösen werde. Das letzte Drittel des Films und der damit verbundene Twist stellt alles bisher gesehene in der TCM-Reihe auf den Kopf. Eine sehr mutige Entscheidung der Autoren, die ich begrüße, die aber nicht jedem gefallen wird.
Optisch ist der Film sehr gelungen, leider kann der Sound da nicht mithalten. Der Score ist noch ganz nett, aber die eingestreuten R'n'B Stücke sind so unpassend, wie Leatherface auf einem Jahrmarkt.
Der Film verbeugt sich oft vor dem Original und liefert einige Anspielungen, nur leider ist der Mittelteil so unsagbar dämlich, dass man dem Film letztlich nicht wirklich das Urteil “sehenswert” ausstellen kann. Fans müssen den Streifen trotz immenser Unzulänglichkeiten sehen, alle anderen sollten einen weiten Bogen schlagen.
OT: Texas Chainsaw 3D VÖ: 2013 Laufzeit: 92 Minuten FSK: 18 R: John Luessenhop D: Alexandra Daddario, Dan Yeager, Bill Moseley, Marilyn Burns, Gunnar Hansen
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Christian
Bildquelle: Constantin Film, Highlight Film, Lionsgate