Test und Fahrbericht VW Passat GTE 2017

Von Renes

Ich wollte schon immer mal den VW Passat GTE fahren, der Hybrid von Volkswagen. Ja, es gibt davon auch einen Golf, aber da ich selbst schon einen Passat Diesel habe, war es logisch, sich das ganze Mal anzusehen. Vor einigen Wochen hatte ich also die Chance, mal ein Wochenende mit Benzin und Strom gleichzeitig zu verbringen. Hier der kurze Testbericht. Um es gleich zu sagen, alles was zum Passat schon gesagt ist, kommt hier nicht nochmal. Ihr lest also nichts über Bedienung, Platz, Sitze, Fahrgefühl, Strassenlage, Kofferraum und den üblichen Kram. Achja, der Kofferraum ist minimal kleiner, aber damit kann man eigentlich klarkommen. Irgendwo musste die Batterien ja in einem Standardauto hin, was nicht auf Strom designt wurde.

Ich bin vor einigen Jahren schon mal einen Toyota Prius gefahren und hatte das eher als unbefriedigend in Erinnerung. Ja, der elektrische Teil ist ok, aber der Rest im Bezug auf Motor und Getriebe ist etwas... nun ja einfach. Keine Ahnung, ob das 2017er Model genauso ist, aber auch egal, da ich ja nicht nach einem Pendlerauto suche, sondern nach einem effizienten Wagen für meist lange Strecken und gelegentliche kurze Wege, so dass man die Stadt nicht vollqualmt, beim Ausparken keinem auf den Sack geht und einfach nur leise unterwegs ist.

Der GTE kommt ca. 30-40km rein elektrisch vorwärts und kann damit bis zu 130 km/h schnell sein und ja, ich habe das probiert und es ist super. Effizient ist das nicht, weil der Akku dabei zum schwarzen Loch wird und der Saft nur so verschwindet, aber die Idee, dass man im Ballungsgebiet einfach mal lautlos und ohne Emisionen an den Häusern an der Autobahn vorbeihuschen kann, ist super.

Also rein in den Wagen und es ist ein Passat. Kaum ein Unterschied, von zwei Knöpfen für Elektromodi und GTE mal abgesehen. Ja, das Cockpit ist digital und es schaltet sich passend um, wenn man vom Elektro zu kombiniert wechselt, ganz cool, aber es kann mit seinen vielen Zahlen echt überfordern. So, anmachen (nicht anlassen), Gang rein (Doppelkupplungsgetriebe) und losrollen. Wie man hört, hört man nichts. Einzig das Geräusch der Reifen ist zu hören, wenn man das Fenster aufmacht. Steinchen knirschen unter den Schlappen.

Raus aus der Stadt und einfach mal im GTE-Modus durchtreten und es zerrt mächtig. Strom und Benzin gleichzeitig packen mächtig Drehmoment auf die Welle. Aber dieser Krach!? Ich meine nicht den armen 1.4 Liter Motor, der bis zum Limit gedreht wird, sondern das Soundmodul, das Pseudo-Ferrari-Töne erzeugt, um den Wagen ein sportliches Image zu geben. Ist der Produktmanager schon entlassen worden? Wenn nicht, dann wäre es fällig, denn es ist albern und man kann es nicht abschalten. Ach ja, das ist der erste Grund, warum ich den GTE dann nicht genommen habe.

Im hybriden Modus mit bewusster Fahrweise ist das Auto ein Gedicht. Man merkt eigentlich nie, wenn der Benziner anspringt, der Generator Strom aus der Bremse erntet oder der Benziner ausgeht - selbst bei 100 bis 130 tut er das.. Respekt an die Techniker. Dabei fährt sich der Wagen wie ein Passat und nicht wie ein Ökoauto. Wenn man bewusster auf das Energieernten eingeht, dann kann man das Bremsen durch absichtliches Rekuperieren ersetzen und leicht am Ganghebel ziehen. Nicht immer will man das, standardmässig rollt der Wagen nahezu reibungslos weiter, bis man dann doch die Bremse braucht. Ich habe es geschafft kleinere Touren mit mehr Saft in der Batterie zu beenden, also am Anfang drin war.

Auf dem Hinweg zum Ziel (230 km mit 75% Autobahn) bin ich gefahren wie immer und wir haben den Akku aufgebraucht und am Ende für Vorführzwecke wieder 20 km via Generator während der Fahrt aufgeladen. Zum Schluss standen 9.1 l/100km auf dem Bordcomputer. Auf dem Rückweg ging es bewusster vorwärts und zwar die ersten 52 km Bundesstrasse im Hybridmodus und das waren 5.8 l/100km und den Rest der Autobahn dann mit um die 130 km/h. Da sagte die Uhr dann 6.8 l/100km. Keine Rekorde.

Der neue Passat (ich fahre das Modell von 2012) ist leider in der Bedienbarkeit zurückgefallen. Komische Menüs, viele Wege zu den gleichen Informationen und die unaufgeräumten Menüs des Digitaldisplays sind echt die Krönung, von der Bedienung mal abgesehen. Voll durchgefallen, wobei man zur Ehrenrettung der Digitalinstrumente sagen muss, dass sie nicht sehr digital wirken, gut ablesbar sind und selbst mit Sonnenbrille nicht untergehen, was bei polarisierten Gläsern eigentlich meine Befürchtung war.

Ich habe den Passat während der zwei Tage nicht aufgeladen. Erstens, weil es kaum Säulen gibt, zweitens, weil es kein einheitliches Zahlsystem gibt und ja, daran krankt die Elektroidee massiv. Das ist wie eine extra Karte und Mitgliedschaft für jede Tankstelle. Geld ist eine einheitliche Sache, Kaufen auch, also warum ist das Kaufen von Elektrosaft für Autos nicht einfach? Ach ja, da war noch ein Drittens. Ich habe mich zu doof angestellt, die Ladeklappe aufzubekommen. Irgendwie nicht intuitiv und auf das Lesen vom Handbuch hatte ich keinen Bock.

Für die Tesla-Fans: Ich halte die Ladestruktur in Deutschland und auch die Wohnsituation noch nicht geeignet für reine Elektroautos. Ich kann den Wagen nachts nicht aufladen, er steht nicht am Haus. Bin halt ein Stadtbewohner. Dafür brauche ich den Wagen ja auch nicht zum Pendeln, sondern laufe megaökologisch zu Fuss zur Arbeit, in den Supermarkt und zur Post. Ausserdem steht die deutsche Autobahn dem Elektroauto im Weg. Hätten wir 130 km/h als Begrenzung, dann wäre es noch einfacher sich dafür zu entscheiden, aber wenn man mitschwimmen will und lange Strecken zu ruhigen Zeiten bewältigt, dann fährt man schneller, weil man es darf und die Autos mit Diesel es recht ökonomisch können.

Fazit: Drei Gründe, warum der GTE nicht das Richtige für mich ist bzw. warum es noch etwas Feinarbeit braucht, um zu überzeugen. 1) Das GTE-Konzept ist schwachfug, weil der Krach ein Abtörner ist und weil der kleine Benzinmotor immer Schub vom Elektromotor braucht und ich dafür keinen Knopf drücken will. 2) Man kann fast die komplette Aufpreisliste des Passat bekommen, aber es scheitert an den klimatisierten Sitzen (wenn man das mal hatte, dann ist das einfach nicht mehr wegzudenken), die einfach nicht machbar sind, obwohl jeder andere Sitzkram lieferbar ist. 3) Zum Schluss, weil der kleine 1.4 Liter Motor einfach eine schlechte Paarung mit dem E-Motor ist. Das Ding quält sich wie Sau und wenn man mal Zug braucht (und den GTE-Knopf nicht gedrückt hat), dann dreht er hoch, zieht zwar, rüsselt aber am Tank ohne Ende. Wenn man viel Autobahn fährt, dann kann man gleich Aral komplett kaufen, statt jedes Mal nur in einen vollen Tank zu investieren. Kommt auf Dauer billiger. Ich hoffe, dass der 1.5 Liter TSI für das nächste Modell die bessere Wahl ist. Über den Preis reden wir jetzt mal nicht. Warum das Ding 4000 Euro mehr als ein Diesel kosten soll, wobei bei dem die Abgasanlage bekanntlich mitterweile fast aus purem Gold sein könnte, weil sie so teuer ist, damit er überhaupt noch fahren darf, versteht kein Mensch.

Der Passat GTE ist ein tolles Auto. Das Hybridkonzept ist sowas von sauber umgesetzt, jedenfalls was Anlassen, Abschalten, Einkuppeln, Anschieben und Rekuperieren angeht, da beisst die Maus keinen Faden ab. Aber das Auto leidet unter dem Zwang, GTE sein zu wollen, also sportlich bei Bedarf daherzukommen. Ich behalte das Konzept von VW im Auge, sie könnten Hybrid, aber wollen irgendwie nicht richtig.

Noch zum Schluss: Der VW Kundenservice hat es leider nicht nötig, anders ist es nicht zu erklären, warum eine Frage zum GTE zwei Wochen zur Antwort via Email braucht und dann noch inkorrekt beantwortet wird. Auf die Rückfrage kam bisher keine Antwort.