AMMOVIT® NEU verspricht nun genau dieses - und musste sich unserem Test auf Tauglichkeit unterziehen.
AMMOVIT® NEU - ist gar nicht so neu...
... denn das Produkt ist schon seit etwa 70 Jahren im Handel. Vor allem in den "neuen" Bundesländern (hört sich nach so langer Zeit der Wiedervereinigung zwar doof an, aber ihr wisst, was gemeint ist), ist Ammovit bekannt und wird dort in der Landwirtschaft und auch bei vielen Kleingärtnern zur Behandlung der Fäkalien eingesetzt.
Ich gebe zu, mir sagte es gar nichts, und so sah ich mich in einige Foren erst einmal um. Wie ich erfahren habe, greifen also viele Kleingärtner, die keinen Anschluss an das Kanalnetz haben und somit dieser Entsorgungsmöglichkeit beraubt sind, gerne zu Ammovit und geben die so behandelten Fäkalien als Dünger entweder auf den Kompost oder sogar direkt auf die Pflanzung. Das hat mich erstaunt, habe ich doch so oft gelesen, dass man Fäkalien, wenn man sie gärtnerisch nutzen will, zunächst verkompostieren muss und dann auch nicht für Gemüsepflanzungen verwenden soll, sondern allerhöchstens für Blumenbeete.
Das wollte ich mir genauer ansehen und freute mich, als ich einen 5-kg-Eimer Ammovit von Sebastian Gerotzke, dem neuen Inhaber der Firma , zum Testen gestellt bekam.
Was ist Ammovit - und wie wird es angewendet?
Derzeit gibt es sie nur im 5-kg-Eimer käuflich zu erwerben. Aber wie ich von Sebastian erfahren habe, wird bereits nach kleineren Verpackungseinheiten Ausschau gehalten. Und das ist auch gut so, denn wie sich schnell herausstellte, braucht man gar nicht viel Ammovit für eine "Tankladung": ein bis zwei Esslöffel reichten im Test aus, um einen 21-Liter-Fäkalientank über die gesamte Fülldauer von ca. 5 Tagen geruchsfrei zu halten. Blümchen- oder Tannenwald-Duft darf man hier natürlich nicht erwarten, es roch einfach sehr neutral - auf keinen Fall nach Jauche oder Gülle. Ammoniak- oder Schwefelgeruch sowie Faulgase blieben gänzlich aus.
Dazu haben wir den Tank mit einem Esslöffel Ammovit und etwa 2 bis 3 Liter Wasser befüllt und dann ganz normal für die täglichen Geschäfte benutzt. Sollte es nach einiger Benutzungszeit zu Geruchsentwicklungen kommen, gibt man einfach noch einmal einen Esslöffel Ammovit hinzu.
Allerdings hat Ammovit die Eigenschaft, Kunststoff bräunlich zu färben, wenn es mit diesem in Kontakt kommt. Im Tank selbst ist das eigentlich ziemlich schnuppe, die Toilettenschüssel selbst jedoch sollte aber nicht kontaktiert werden. Unser Tipp: Wer also Ammovit "nachlegen" muss, der nimmt sich einfach etwas Toilettenpapier, gibt den Esslöffel Ammovit hinein, knüllt alles etwas zusammen und gibt dann diesen Knäuel in den Fäkalientank. So bleibt die Toilettenschüssel unberührt und bekommt keine unschönen Flecken.
Die Fäkalien selbst werden durch den Zusatz von Ammovit® Neu zu einer homogenen, pump- und fließfähigen Masse umgewandelt - je nach Eintragung flüssiger Bestandteile. Dabei verfärbt sich das Ganze grau-schwarz und riecht erstaunlich neutral. Toilettenpapier (wir empfehlen hier entweder Recycling-Toilettenpapier oder spezielles, selbstauflösendes Camping-Toilettenpapier) wird dabei ebenso gut zersetzt wie auch die anderen festen Bestandteile.
Die Entsorgung über den Kompost hat einwandfrei funktioniert, aufgrund des hohen Flüssigkeitsgehaltes haben wir dazu eine Mulde in die Kompostmiete gegraben und dort hinein die Tankentleerung vollzogen. Wie sich das Ganze nun auf unsere Pflanzen auswirkt, können wir an dieser Stelle allerdings noch nicht sagen, da der Kompost erst im nächsten Jahr ausgebracht wird.
Wie wirkt AMMOVIT® NEU - und woraus besteht es?
Auf der Homepage von Agrotex ist dazu Folgendes zu lesen:
" Mit dem Fäkalienbehandlungsmittel AMMOVIT NEU® steht dem individuellen und technischen Gartenbau sowie der Landwirtschaft ein Produkt zur Verfügung, das den bei der Fäkalfaulung entstehenden hochtoxischen Schwefelwasserstoff sowie den Ammoniak bindet, in Sulfat umwandelt, Geruchsbelästigung beseitigt, gleichzeitig organische, Kalium-, Phosphor und Stickstoff-Dünger dem Boden liefert und durch die Kolloidbildung die Bodengare verbessert.
Die im Umsetzungsprozess nach Wiederverwertung als Dünger entstehenden Restprodukte (Eisenoxit, Calciumsulfat und Kieselerde) sind natürliche Bestandteile des Bodens, während Stickstoff für das Pflanzenwachstum zur Verfügung gestellt wird. Durch den Einsatz von mit AMMOVIT NEU® behandelter Gülle/Jauche kann eine beachtliche Menge von Mineraldünger, sofern bisher eingesetzt, substituiert werden. "
Ein Gutachten der 'Öko-Lab Gesellschaft für Ökologie und Umweltchemie GmbH' teilt denn auch die genaue Wirkungsweise haarklein mit und lüftet die Zusammensetzung: Ammovit® Neu besteht zu 97,7 % aus Eisen-II-Sulfat und zu 2,3 % aus CalciumKarbonat. Ich möchte euch nun nicht mit einem Abriss über die chemischen Vorgänge langweilen - außerdem war ich in der Schule nie ein Ass in Chemie und somit wäre ich dafür wahrscheinlich auch die falsche Person ;-)
Wen das genauer interessiert, der kann sich gerne das Gutachten auf der Homepage (pdf-Dokument) ansehen.
Ich verlasse mich also auf das Gutachten, welches unter Punkt 5 sowohl die ökologische als auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Ammovit® Neu und darüber hinaus die Verwertbarkeit der damit behandelten Fäkalien als Dünger bescheinigt.
Im Gegensatz zu sonstigen umweltfreundlichen Sanitärzusätzen, kann man also seine Fäkalien nicht nur umweltfreundlich oder auch -neutral entsorgen, sondern sogar noch biologisch nutzen!
Ist AMMOVIT auch im Campingbereich nutzbar?
Eigentlich spricht nichts dagegen. Man hat zwar im Campingurlaub nicht seinen Kompost dabei und muss auch keine Beete düngen. Dennoch macht der Einsatz auch hier Sinn.
Man hat ein biologisch unbedenkliches Produkt an der Hand, was man natürlich auch über die normalen Entsorgungsstationen entleeren kann. Wer Camping auf dem Bauernhof macht, kann aber auch dort nachfragen, ob über den Kompost oder den Misthaufen entsorgt werden kann.
Und auch, wenn es vielleicht nicht gestattet ist, ist das wilde Entsorgen eines mit Ammovit behandelten Fäkalientanks immer noch besser für die Umwelt als das Eintragen der chemischen Sanitärzusätze in die Natur.
Wo kaufen und was kostet's?
Ammovit® Neu gibt es in einigen Baumärkten wie Hornbach oder auch OBI zu kaufen - leider nicht überall in den Märkten, auf jeden Fall aber über die Onlineshops. Auch bei Ebay und Amazon habe ich es gesehen. Bisher habe ich noch keine Campingshops entdeckt, die Ammovit® Neu im Programm haben, sobald sich auf diesem Sektor etwas tut, werde ich das an dieser Stelle kundgeben :-)
Der 5-kg-Eimer kostet je nach Anbieter 12,49 € bis knapp unter 20 €, was einem kg-Preis von 2,50 bis 4 € entspricht.
Mit dem Eimer kommt man extrem lange aus, wenn man bedenkt, dass man pro Fäkalientank (20 Liter-Tank) etwa 60 g braucht. Das wären etwas über 80 (!) Anwendungen. Gnadenlos gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Fazit: Top oder Flop?
AMMOVIT® NEU hat uns im Test überzeugt. Die Geruchsneutralität hat überrascht und der Zersetzungsgrad der festen Bestandteile war erstaundlich gut. Die Möglichkeit, mit Ammovit behandelte Fäkalien als Dünger zu verwenden oder zu verkompostieren, ist der größte Pluspunkt. Preislich ist Ammovit fast unschlagbar im Vergleich zu anderen Sanitärzusätzen.
Die leichte Braunfärbung an Kunststoff oder Keramiken (insbesondere, wenn Haarrisse vorhanden sind) sind vermeidbar. Im Fäkalientank ist die Verfärbung vertretbar und auch nicht wirklich schlimm. Die Funktionstüchtigkeit des Sanitärs wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Das große Gebinde von 5 kg ist eigentlich der einzige "Kritikpunkt". So viel braucht man vor allem auf Reisen nicht, kann sich aber problemlos selbst etwas abfüllen.