„I Declare Nothing”
(A Records)
Ob sie diesen Satz nicht vielleicht doch irgendwann bereuen wird? Dem Musikseite TPS jedenfalls gab Tess Parks vor einiger Zeit zu Protokoll: “Oasis were and always will be the most important band in my life“ – für jemanden, der nichts erklären will, ist das mal ein ziemlich endgültiges Statement. Und ein überraschendes dazu. Hört man sich nämlich das Debüt „Blood Hot“ und die aktuelle Platte, die zusammen mit Rockurgestein Anton Newcombe entstanden ist an, dann hätte man eher auf Velvet Underground oder wenigstens die Doors getippt, wenn es um Vorlieben und Vorbilder geht. Egal, vielleicht geht es ja auch mehr um die hervorstechende Attitüde der Gallagher-Brüder, die Parks so fasziniert – in dieser Hinsicht kann die Kanadierin nämlich ganz gut mithalten. Stilistisch zwischen Femme Fatale, männermordendem Vamp und empfindsam dreinblickendem Twengirl, gibt sie der schleppenden Psychedelik eine ungewohnt rostige, abgelebte Stimme bei und erinnert damit nicht selten an Nico oder auch Patti Smith, verschnitten mit einer kräftigen Note gainsbourg’scher Verruchtheit.
Die düsteren Akkorde taumeln schwerfällig durch das Album, ähnlich zäh geben sich die Drums und dennoch hat das Ganze einen gewissen Reiz. Das Zugleich von Unnahbarkeit, geheimnisvoller und abgründiger Vorahnung und seltenen Ausbrüchen (wie bei „Gone“), der häufige Wechsel von unterkühlt auf erhitzt verleiht den Stücken eine eindrucksvolle und durchaus überzeugende Patina. Und immer dann, wenn Ermüdung droht, zaubern Parks und Newcombe so wunderbare Songs wie „German Tangerine“ und „Friendlies“ herbei – traurig, atmosphärisch, spooky. Newcombe’s reichhaltiger Erfahrungsschatz in Sachen Psychrock, Folk und Country bei The Brian Jonestown Massacre kommt der Platte in jedem Fall zugute und bietet Parks die perfekte Bühne für das, was sie selbst „lo-fi alternative drones with a hypnotic vibe“ nennt. Wer das neue Album lange genug hört, wünscht sich irgendwann The Jesus And Mary Chain zu Parks Gesang hinzu – zu Beginn dieses Jahres gab es das tatsächlich, da standen beide in Birmingham an einem Abend auf der selben Bühne. Glücklich, wer dabei war.
Der sehenswerte Tumblr-Account von Tess Parks und die Livetermine in diesem Jahr.