Der US-Elektroautobauer Tesla verkauft seine sportlich-eleganten S- und X-Wagen seit dem 27. Januar auch direkt in Portugal. Ob Eigentümer und Milliardär Elon Musk zudem die Produktion von Lithium-Batterien in das Land an der Südwestspitze Europas vergibt, steht aber noch nicht fest. Rund 50.000 Personen engagieren sich unterdessen in einer Facebook-Gruppe „Bring Tesla Gigafactory to Portugal!“ dafür, dass die Fabrik ins Land kommt. Konkurrenten sind allerdings zum Beispiel Deutschland, Spanien, Frankreich, die Niederlande und einige osteuropäische Staaten.
Mehrere portugiesische Gemeinden sähen sich als idealer Standort für die Produktionsstätte für Tesla-Batterien, hatte schon kurz vor Weihnachten die Deutsche Welle berichtet. Die ersehnte Fabrik solle bis zu 17.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze in Portugal schaffen und dem Land rund fünf Milliarden Euro an Investitionen einbringen. Wirtschaftsminister Manuel Caldeira Cabral wurde mit den Worten zitiert „Die Regierung verfolgt den Prozess und hat auch schon Kontakte geknüpft“.
Dürften bald häufiger auf Portugals Straßen fahren: Elektromobile von Tesla. Foto: Tesla
Es dürfte um Steuergeschenke, Finanzhilfen, kostenlose Infrastrukturmaßnamen sowie Unterstützung durch EU-Zuschüsse gehen. Für Portugal spräche, dass seine Zulieferindustrie europäisches Niveau hat, aber deutlich günstigere Lohnkosten als andere Länder und eine moderne Hafen- und Straßen-Infrastruktur bieten kann. Das Land ist sechstgrößter Produzent des Metalls Lithium, das für die Batterien verwendet wird.
Die größte Mine für den Lithiumabbau liegt in Guarda, in der Mitte Portugals. Aber auch in der Nähe der Küstenstadt Viana do Castelo im Norden Portugals will ein ausländisches Unternehmen nach dem Erz graben. Derzeit nimmt eine Arbeitsgruppe des Lissaboner Energie-Ministeriums die Bestände des Rohstoffs im Lande auf und prüft, wie die Lithiumvorkommen in Portugal zu dem Metall für die Batterien verarbeitet werden könnten.
Mitbewerber auch aus Norddeutschland und Holland
Portugal den Rang ablaufen wollen jedoch die deutschen Kommunen Dörpen und Papenburg im Emsland. Zudem sind Bremerhaven und Wilhelmshaven als mögliche Produktionsstandorte für Tesla ins Rennen gegangen. Als Favorit sieht sich derzeit allerdings der Norden der Niederlande – die Provinzen Drenthe, Friesland und Groningen: In Tilburg werden bereits Monks Elektromobile für Europa montiert. Ins Gespräch gebracht haben sich aber auch Eemshaven im Norden der Niederlande sowie Eindhoven, Rotterdam und Born. Die europäische Tesla-Zentrale ist bereits in Amsterdam ansässig.
Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal liebäugelt mit dem Atomkraftwerks-Standort Fessenheim im Elsass als Tesla-Produktionsstätte. Wegen der für 2018 vorgesehenen Schließung des pannenanfälligen Atommeilers benötigen in der Region rund 2.000 Beschäftigte eine neue Arbeitsstelle. In Spanien brachte sich die bei Valencia gelegene Stadt Paterna ins Gespräch. Sie verweist auf viele Automobilzuliefer-Betriebe in der Umgebung des dortigen Ford-Werks. Wer von den insgesamt rund 300 Bewerbern den Zuschlag Musks erhält, soll dem Vernehmen nach Mitte des Jahres entscheiden werden.
Rund 100 Tesla-Besitzer in Portugal?
Spanien hat bereits einige normale (schwarz) und ultraschnelle Ladestationen (rot) für Teslas. Das Nachbarland Portugal zieht demnächst nach. Illustration: Tesla/Google Maps
In Portugal hatten sich einige Elektromobil-Enthusiasten bislang dafür entschieden, das Tesla-Modell selbst zu importieren. Nachteil: Sie hatten so keinen Zugriff auf die Garantie des Herstellers. Bei der Ersatzteil-Beschaffung mussten die Tesla-Besitzer die Versandkosten selbst übernehmen und hatten auch zusätzliche Belastungen für Überführung und Anmeldung. So gründeten sie eine Tesla-Eigentümergemeinschaft und drängten den kalifornischen Autohersteller dazu, eine Präsenz in Portugal zu errichten und Wartungsdienste anzubieten. Chef Elon Musk teilte seine Zustimmung mit einer Ein-Wort-Antwort auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit: „OK“.
Bald auch in Lissabon: Showroom für kalifornische E-Autos. Foto: Tesla
Nunmehr verfügt Tesla also über einen Verkaufsrepräsentanten in Lissabon (Telefon ++351 800 180 430). Ein Showroom und ein Servicezentrum sollen bald folgen. Erste Lieferungen sind für das zweite Quartal geplant. Vorbei sind somit die Zeiten, in denen portugiesische Autofahrer ihre Tesla-Karossen noch in anderen Ländern kaufen und dann importieren oder zur Inspektion in die nächstgelegenen Werkstätten nach Marseille oder Bordeaux fahren mussten. Geschätzt wird, dass es derzeit rund 100 Tesla-Besitzer in Portugal gibt.
Ultraschnelle Ladestationen in Nord-, Mittel- und Süd-Portugal
Von der zweiten Jahreshälfte an sollen die Tesla-Fahrer mit ihren Modellen S und X auch auf ein Netz an Ladestationen im Norden, in der Mitte und im Süden des Landes zurückgreifen können. Vorarbeiten werden in den nächsten Wochen beginnen. Später im Jahr 2017 soll in Portugal auch das Model 3 eingeführt werden. Derzeit bringt Tesla es gerade in Taiwan, Südkorea und Neuseeland auf den Markt.
Auch in Portugal geplant: schnelle Supercharger-Ladestationen. Foto: Tesla
Auf der Internetseite von Tesla Portugal ist es möglich, Testfahrten zu vereinbaren und Kaufaufträge zu platzieren. Die Preise beginnen knapp über 76.000 € Euro für die Basisversion des Model S mit einer Batterie von 60 kWh (maximale Reichweite von 400 km). Die Preise im portugiesischen Online-Shop von Tesla liegen unter denen in Spanien, aber über denen in Frankreich. Für das Modell 3, bei dem weltweit bereits mehr als 400.000 Aufträge vorliegen sollen, gibt es noch keine Preisangaben für den europäischen Markt. In den USA liegt der Preis bei 35.000 Dollar.
Gebrauchte Teslas schon auf dem portugiesischen Markt
Gebrauchte portugiesische Teslas im Angebot. Screenshot: Standvirtual
Am Tag des ersten offiziellen Marktauftritts von Tesla in Portugal meldete sich gleich die Auto-Plattform Standvirtual zu Wort. Sie wies darauf hin, dass über sie schon seit März 2016 fünf gebrauchte Tesla-Modelle zu Preisen ab 65.615 Euro erworben werden könnten.
Ausstellungswagen seien in Barcelos und Lissabon zu besichtigen.