Terror-Mafia in Brüssel-Molenbeek?

Johan Leman, Anthropologe und Präsident eines Sozialzentrums in Molenbeek arbeitet seit über 30 Jahren in diesem Brüsseler Stadtteil, der in den letzten Jahren zu trauriger Berühmtheit gelangte. Er gab dem LE FIGARO ein Interview nach den Brüsseler-Anschlägen von Gestern.

Leman spricht von einem „armen Croissant“, er hätte auch von einer „Sichel der Armut“ sprechen können, gebildet aus den Problemstadtteilen Schaerbeek im Norden, rechts des Kanals, Molenbeek im Westen, links des Kanals und Forest im Süden, wieder rechts des Kanals Bruxelles-Charleroi, der die Stadt in Nord-Süd-Richtung zerteilt.

DAECH, oder IS, Islamischer Staat genannt, sei dort organisiert wie die Mafia und eng mit dem Drogenhandel von Cannabis aus dem RIF-Gebirge Marrokos verknüpft. In der Tat seien einige der jetzt im Nachhinein zu terroristischen Meisterhirnen und Hauptakteuren erklärten Männer wie zum Beispiel auch der letzten Freitag verhaftete Salah Abdeslam kleine Drogendealer in Molenbeek gewesen. Sie hätten jetzt vermutlich eine bereits vorbereitete Aktion vorgezogen, um auf die Verhaftung Abdeslams schnell zu antworten, im Mafia-Stil eben!

In Molenbeek sei es jedem klar gewesen, daß es mit der Verhaftung nicht zu Ende gewesen sei, sondern daß es eine Antwort geben würde.

Auf die Frage, ob die mediale Beschreibung Molenbeeks als Djihad-Basis in Europa zutreffen sei, antwortete er mit einem schlichten „Ja!“

„Ja, es gäbe terroristische Zellen in Molenbeek! Das betroffene Gebiet sei aber viel größer und beschränke sich nicht auf das berüchtigte Molenbeek, sondern umfasse das ganze bereits benannte „arme Croissant“ um das Brüsseler Zentrum herum. Mit dem Auto brauche man keine zehn Minuten um das Gebiet zu durchfahren. Hier hätten die Terroristen, Familie, Freunde, Komplizen, Helfer, Sympathisanten und Unterstützer, kurz ihre  Infrastruktur und Logistik.

Die naivsten Kandidaten für den Djihad kämen aus Syrien, „im Dienste der Sache“. Die entschlossensten Kämpfer aber kämen von hier und sie seien, in vielen Fällen, eng mit dem Drogenhandel verbunden!

Typische Beispiele dafür seien Salah Abdeslam, der letzte bekannte Überlebende der Pariser-Anschläge des 13. November 2015, aber auch Medhi Nemmouche, der im Mai 2014 den Terroranschlag gegen das Jüdische Museum in Brüssel ausführte. Der sei damals sogar in einem Drogendealer-Bus auf der Drogen-Route nach Marseille geflüchtet, wo er schließlich geschnappt worden sei.

Es sei eine Besonderheit Molenbeeks, daß viele der hundertausend Einwohner aus Marokko, speziell dem Rif-Gebirge der Berber, der Region Ketama, stammten, dem Ursprungsort der Cannabis-Drogenroute, die von dort über Spanien oder direkt über Marseille, durch Frankreich, nach Molenbeek, Anvers, Rotterdam und Amsterdam führe.

Wie es soziologisch in Molenbeek aussehe?  Etwa 100.000 Einwohner, dazu etwa 5.000 Illegale, etwa 80% mit Migrationshintergrund, etwa zu 60% aus Marokko stammend, aber auch Pakistanis, Osteuropäer und Nordafrikaner. In den letzten 20 Jahren sei die Bevölkerung um ein Drittel angewachsen und die Hälfte sei unter 35 Jahren alt. Die Bevölkerungsdichte sei sehr groß und der entsprechend Druck wachse. Das gesamte „arme Croissant“ umfasse bis zu 250.000 Bewohner.

Molenbeek sei bereits seit 15 Jahren mit Terrorismus verbunden. Man erinnere sich an die Morde des „Kommandanten Massoud“ um die Zeit des 11. September?

Es gäbe hier eine „nebulöse Form des Terrorismus“, schon seit langer Zeit, ebenso wie in Frankreich, Großbritannien und Italien. Die Terroristen wechselten offenbar problemlos, ohne jede Schwierigkeit, von Land zu Land? Es sei nicht unmöglich, daß „diese Alten“, die in Frankreich um 1995 als GIA (Groupe islamique armé) bekannt wurden, hinter den Kulissen noch heute die Fäden zögen und sich der kleinen Drogendealer, der Abdeslams und Anderer bedienten?

Was solle, was könne man tun?
Der Staat, die Polizei, die Justiz und die Institutionen müssten in dieses Gebiet zurückkehren! Sie kännten es gar nicht mehr, hätten keinen Kontakt mehr mit dessen Bevölkerung! In einer Woche könnten sie wissen, wie diese Strukturen zusammengesetzt seien. Die Anwohner wären zur Kooperation bereit, wenn sie nur respektiert würden. Man müsse agieren wie die Italiener es in Sizilien erfolgreich gegen die Mafia vorgemacht hätten…

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http://www.lefigaro.fr/international/2016/03/22/01003-20160322ARTFIG00176-johan-leman-abdeslam-en-prison-molenbeek-savait-que-ce-n-etait-pas-fini.php


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