Die Geschichte spielte sich am 31. Juli ab. Es war ein heißer Tag. Auf der Straße spürte man regelrecht, wie die heiße Luft vom Straßenbeton aufstieg und sich eine elendige Hitze um die Beine wand. Man denkt: „Na gut, in der Stadt ist das so!“ Doch biegt man von der stark frequentierten Straße in die Roterdstraße ab, hat man das Gefühl einer kleinen Oase näher gekommen zu sein, einer Oase, die den Namen Terra Rossa trägt und die nicht nur für kulinarische Höhenflüge sorgt, sondern auch ein Plätzchen zum Verweilen ist, um dem Wirrwarr der Großstadt zu entkommen. Das Terra Rossa ist Synonym für mediterrane Leichtigkeit. Doch das Auge kann trügerisch sein. Trotz mediterranem Ambiente, den Olivenbäumen und der typischen terracottafarbenen Fassade, ist das Terra Rossa kein Italiener. Es ist ein Lokal, dass gute Wiener Küche „mediterranisiert“ hat, erzählt Michael Fohler, dessen Familie das Lokal gehört und der geschäftsführend im Restaurant agiert. Nach herzlicher Begrüßung, wird schnell klar, dass dieses Interview nicht ein reines Frage-Antwort Spiel wird. Stattdessen entwickelte sich ein dynamisches Gespräch, das sehr menschlich und ehrlich in seiner Art war.
Wie definiert sich das Lokal? Sind Sie ein typischer Italiener? Ein Heuriger, oder doch ein Mix aus beidem?
Ein typischer Italiener sind wir auf keinen Fall. Das war auch anfänglich das Problem. Da war die Enttäuschung relativ groß, dass wir keine Pizzen verkaufen, weil der Name hört sich ja italienisch an. Aber er war dann anscheinend doch nicht so leicht übersetzbar für die Allgemeinheit, dass man den Konnektor zur Roterdstraße aufbauen kann. Wir wollten mit dem Namen Terra Rossa nur kommunizieren, dass wir gut bürgerliche Wiener Hausmannkost mediterranisieren. Wir haben eine dezente Fusion aus mediterranem und österreichischem Essen und das wollten wir durch einen italienisch klingenden Namen kommunizieren. Italienische ist ja auch viel vertrauter als das Spanische oder Französische. Mittlerweile hat sich das aber unsere gewünschte Konnotation in den Köpfen der Gäste festgesetzt. Aber
Es ist verwunderlich, dass als Assoziationen der mediterranen Küche gleich Pizza aufkommt. Normalerweise sind es ja Meeresfrüchte und Pasta, die damit assoziiert werden, oder?
Ja so ist es auch gedacht, Meeresfrüchte vom Grill und dazu frisches gegartes oder gegrilltes Gemüse. Das wäre auch unser Gedanke gewesen, aber anscheinend zieht die Pizza da am meisten.
Wieso die Lage?
Das Grundstück war im Familienbesitz und wir wollten dann ein neues Projekt starten. Ich komme ja aus einer Weinbau und Heurigenfamilie und da wollten wir uns in der bisschen höherwertigeren Form der Gastronomie versuchen. Meine Mutter wollte sich dann auch architektonisch hier verwirklichen und ihre Expertise in diesem Gebiet auf das Objekt dann anwenden. Jetzt, wo die Flora auch so schön blüht, schaut der Komplex auch weniger wuchtig aus. Mittlerweile erkennen es auch die Leute als Restaurant, denn davor ist es mehr als ein Haus gesehen worden. Doch wir wollen auch das Gefühl der Heimeligkeit und des sich Wohlfühlens unseren Gästen vermitteln.
Das wäre aber auch mein Gefühl gewesen. Sprich, dass es ein gemütliches, leicht rustikales, Restaurant ist, das durch moderne Elemente und Simplizität durchzogen ist, doch durch den Garten und die Farben sehr stark an den mediterranen Raum erinnert. Wie schaut es aber mit der Küchenlinie aus? Fischlastig? Mediterran?
Es ist dezente gediegene Wiener Küche mit mediterranem Einschlag ohne viel Schnickschnack, doch mit gewissem kreativen Touch. Sprich, dass wir das gemeinsame kulinarische Erbe in einer modernen Form auf den Teller bringen. Wir haben zum Beispiel, Oktopus-Rösti oder Garelengulasch. Aber unsere Linie ist auch so definiert, dass jeder der unsere Karte liest, weiß, was ihm da denn aufgetischt wird. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in der Vorstadt sind und dass sich das nicht nur in der Karte, sondern auch in der Preispolitik wiederspiegelt.
Und wie schaut es bei Ihnen mit dem Zielpublikum aus?
Das Zielpublikum war eher so ein intergenerationales Feeling, also gar nicht so eng abgesteckt, denn unser Ziel war es einfach Urlaubsstimmung zu kreieren, damit sich der Gast kurz auszuknipsen und relaxen und einfach was Gutes essen kann. Man muss bei uns nicht zu den oberen 10 00 gehören, um bei uns einen schönen Abend zu haben. Zum anderen, wollen wir einen persönlichen Touch zum Gast herstellen, also etwas was man eigentlich nur aus der Heurigenkultur kennt.
Haben Sie bezüglich der EM Änderungen vorgenommen?
Nein, wir waren sehr lange am Überlegen, haben es aber dann doch nicht gemacht, weil wir schnell gemerkt haben, dass wir, eine Art Refugium für Fußball-Desinteressierte sind, die dem gesamten Fußball Hype entkommen wollen. Für uns selber war es eine schwere Entscheidung weil wir alle leidenschaftliche Fußball Fans sind. Aber wir haben Wlan und jeder der es nicht aushält, kann am Smartphone den derzeitigen Stand nachschauen.
Neben Fußball, haben Sie sonst noch welche Passionen für die Sie brennen?
Ja ich Reise gerne und ich war passionierter Sportler aber anscheinend war die Passion nicht groß genug, denn ich habe aufgehört. Aber sonst ist das Reisen eine große Leidenschaft. Man kann sich auch immer Inspirationsquellen holen, aber natürlich kopiert man nicht, man will ja authentisch sein.
Gehören zu dem Lokal noch sonstige Anlagen dazu?
Wir und der Heurigen daneben sind wirtschaftlich unabhängig, aber im Familienverbund machen wir Großteils schon gemeinsame Sachen, wir nehmen zum Beispiel Weine aus dem Weinbaugebieten meines Cousins her. Bei Beschaffung, lassen wir die anderen teilhaben und wir kommunizieren sehr viel, tauschen uns aus und geben uns Tipps. Wir haben aber auch eine vielfältigere Weinkarte, die etwas variabel ist. Da findet man neben unseren Weine, auch italienische und französische und ab und zu auch kroatische Weine oder Weine, die unseren Vorlieben entsprechen.
Seit wann existiert des Terra Rossa?
Seit gut 2 Jahren
Und Sie haben sich natürlich auch erst alles am Anfang erarbeiten müssen?
Ja genau. Wir haben einen riesigen Lernprozess hinter uns, waren sicher nicht ganz linientreu, aber haben dann den roten Faden, der eigentlich gleich am Anfang geplant war, erst später umgesetzt. Wir haben Zickzacklinien geführt, aber es ist uns dann glücklicherweise doch gelungen den roten Faden dann zu realisieren.
Haben Sie auch ambitionierte Pläne für die Zukunft? Vielleicht auch Expansionspläne?
Also, eigentlich nicht. Wir wollen das, was wir erreicht haben halten können. Wir sind mit dem was wir erreicht haben sehr zufrieden. Klar nimmt man immer kleine Veränderungen vor, aber das Konzept soll bleiben. Wir haben ein sehr komplementäres Paket geschaffen. Wir sind da sehr gut aufgestellt, man sagt zwar niemals nie aber auf kurze Zeit wollen wir keine großen Veränderungen oder gar Expansionspläne machen.
Fotocredits: Terra Rossa