Teotihuacán – Wo man zu einem Gott wird

Na, ja, dachten wir, dann fahren wir doch mal aus der Stadt heraus nach Norden und suchen die Sonnenpyramide am Ende der Avenida des Todes. Für die Besserwisser unter uns, ich weiß, Pyramide ist nicht die korrekte Bezeichnung der Pyramiden in Mexiko. Nein, die sogenannten korrekten Pyramiden stehen in Ägypten und in Mexiko stehenStufenpyramiden. Dabei ist die Sonnenpyramide die drittgrößte der Welt und um einiges gewaltiger als die Cheops Pyramide in Ägypten. Entstanden sein soll sie um ca. 100 vor unserer Zeitrechnung. Aber so genau weiß man das natürlich nicht. Man weiß überhaupt wenig über diese Zeit. Teotihuacán war eine Stadt, die schon seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert permanent besiedelt war und in ihr steht die etwas kleinere Mond- und die Sonnenpyramide. Durch sie hindurch führt die Calzada de los Muertos.

Busbahnhof in Mexico CityAlso los gehts und zeitig ab in die Metro und in den Norden zum Autobuses del Norte gefahren, einer großen Busstation, ähnlich eines Bahnhofs. Züge gibt es in Mexiko nicht mehr, die wurden zum Vorteil der Autoindustrie und Öllobby landesweit abgeschafft. Wir mussten dreimal umsteigen und die letzte Umsteigestation war die La Raza.Eine meiner Lieblingsstationen. Es dauert zwar ungefähr eine Ewigkeit bis man zur anderen Station kommt, dafür geht man aber an großen Bildern mit Informationen über Mexiko, Land und Kultur vorbei. Einer der Höhepunkte ist dabei ein Teilabschnitt, der verdunkelt ist, mit Schwarzlicht bestückt und das Universum an den Wänden gemalt. So läuft man mal kurz unter der Milchstrasse hindurch und winkt dem Saturn zu.

Am Busbahnhof angekommen wußten wir, dank unseres Reiseführers, dass das einzige Busunternehmen, welches nach Teotihuacán fährt, links am Ende des Ganges liegt. Dort gab uns die nette Ticketverkäuferin nach Bezahlung auch die Tickets und das Wechselgeld. Dabei redete sie ständig und erklärte wiederholt die Abfahrtszeit und Terminal Nummer. Als wir dann unser Wechselgeld nachzählten, wurde uns auch sehr bald klar, wieso sie soviel redete… sie hatte mal kurzerhand 20 Pesos einbehalten. Dies passiert ständig in Mexiko, auch den Einheimischen, aber ganz speziell Gueras aus dem Ausland. Nun, 20 Pesos sind nicht die Welt, Lehrgeld um beim nächsten Mal sich nicht ablenken zu lassen.

BusterminalDraussen am Busterminal stellt man sich dann in eine Reihe wartender Reisender, die vor einer Person stehen, die den Eingang zum Bus blockiert. Wenn man dann an der Reihe ist nimmt die Person die Fahrkarte, schaut länger drauf und schreibt etwas auf ein Blatt und nach einer gefühlten Ewigkeit darf man dann unter Angabe der Sitznummer, die auf dem Ticket steht, in den Bus. Die Busse sind in der Regel sehr bequem und sauber. Nach einer Weile ist Abfahrtszeit und für uns gibt es eine Rundfahrt durch den nördlichen Teil der Stadt. Dann geht es in die Berge, in die ärmere Umgebung. Hier gibt es eine große Zuwanderung und man sieht, wie die Häuser sich immer höher in die Hügel “fressen”. Nach ca. einer Stunde Fahrt kamen wir auf dem archäologischen Gelände an, bezahlten den Eintritt von 48 Pesos pro Person und gingen auf das Gelände.

EingangIrgendwie hatte ich es mir staubiger und wüstiger vorgestellt. Wahrscheinlich sind die vielen Bilder, die ich von den ägyptischen Pyramiden gesehen habe, in mein Hirn eingebrannt und daher stammt wohl die Assoziation von Pyramide und Sandwüste. Je nachdem wieviel Zeit man sich lässt dauert der Weg auf der Calzada de los Muertos ca. eine halbe Stunde. Man kann aber auch Stunden auf dem Weg dorthin verbringen. Überall gibt es Ruinen der ehemaligen Stadt. Endlich am Fusse der Pyramide angekommen, gab es überhaupt gar keine Frage, ob wir die vielen Stufen hochklettern oder nicht. Vamos! Auf gehts. Yieha! Oben angekommen war es gar nicht so schlimm. Die Sicht wäre fantastisch, hätten wir uns nicht gerade so einen regnerisch nebligen Tag ausgesucht, dafür war es nicht zu warm.

Gegen 18 Uhr kamen wir dann wieder am Haupteingang an. Es gibt mehrere Eingänge in den Park, aber wir wussten nicht, ob die Busse alle anfahren. Folglich gingen wir zurück zu dem, den wir kannten und saßen dort sehr allein an der Bushaltestelle. Oh je, dachten wir, hoffentlich kommt noch einer. Dann kam ein junger Mann und meinte, dass der Bus jederzeit kommt. Nach einer Weile Wartezeit kam ein Pärchen vorbei, die offenbar auch mit dem Bus fahren wollte. Sie war aus Guadalajara, sprach englisch und vertrieb mir die Wartezeit mit Erzählungen aus ihrer schönen Stadt. Dann kam tatsächlich der Bus. Im Großen und Ganzen bin ich in Mexiko relaxter geworden. Wieso nervös werden oder unruhig? Irgendetwas passiert immer. Wäre der Bus nicht gekommen, hätte das Paar einen anderen Bus in die entgegengesetzte Richtung genommen und von dort fährt bis spät in die Nacht ein Bus nach Mexiko zurück. Ja, richtig, Mexiko. So wird Mexico City in Mexiko genannt.

Hier ein kleines Video unseres Weges zur Sonnenpyramide


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