Der Teltower Halbmarathon fand in diesem Jahr an einem ganz besonderen Tag statt. Am 9. November, dem 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, nahmen mehr als 1500 Teilnehmer an dieser Veranstaltung mit seinen vier Läufen teil. Erstmals konnte auch der Nachwuchs auf die Strecke. Für mich ging es zum dritten Mal in Folge an die Verteidigung meines Titels.
Fast schon Tradition ist meine Teilnahme an den 7,1 Kilometern. Wie in den vergangenen Jahren auch (2011, 2012, 2013), verlief die Strecke entlang des Mauerstreifens, der den Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit Teltow verbindet.
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Getan hat sich aber dennoch etwas im Vergleich zu den anderen Jahren. Es sind viel mehr Teilnehmer, das Veranstaltungszelt ist deutlich größer geworden und nun beheizt. Leider immer noch ohne Möglichkeit, Wechselsachen oder überhaupt Sachen abzugeben. Ich denke aber, dass wird sich sicher in Zukunft bei der Vielzahl der Läufern ändern. Der Zeitplan ist ordentlich straff und wird eingehalten. Für mich etwas zu straff. Mit Glück konnte ich noch nachmelden. Der Andrang wird von Jahr zu Jahr größer, ebenso das Gedränge auf der Strecke. Denn alle drei Läufe haben einen gemeinsamen Start. Was das für die Athleten heißt, dazu später mehr.
Beim obligatorischen Nachmelden traf ich im noch fast leeren Festzelt auf den Veranstalter. Ein kurzer Austausch über die Neuigkeiten des Tages und dann riefen auch schon die Pflichten. Warmlaufen. Noch mehr Warmlaufen. Getränkestationen inspizieren. Nicht für mich, aber aus Neugierde. Es gab warmen Tee. Sehr nötig bei diesem Wetter. Denn so schön wie der Morgen mit Sonnenschein begann, sollte es nicht bleiben. Schneller als gedacht zog sich der Himmel grau zu und ein kühler Wind kam auf. Zwischenzeitlich habe ich mich dann noch mit einigen bekannten Läufern getroffen und die Saison Revue passieren lassen. Der Teltow Halbmarathon ist für viele ein ganz wunderbarer Abschluss. Ein letzter schneller Wettkampf und dann einige Tage oder auch Wochen pausieren, bis neue Ziele auf den Plänen stehen.
Als erstes hieß es den kleinen Athleten beim Bambinilauf über ihre 800m staunend zuzuschauen. Der Sprecher gab ihnen einige Tipps mit auf dem Weg. Alles sehr liebevoll organisiert. Mutti und Papa bleiben natürlich nach dem Start an der Seite, warten im Ziel und die Kleinen müssen ganz allein auf die Strecke. Ob das wohl gut gehen würde? Manche sahen aus, als hätten sie erst vor kurzem das Laufen überhaupt gelernt. Aber alle schlugen sich wacker. Das Publikum war da schon umwerfend und ließ bis zum Ende des Hauptlaufes, dem Halbmarathon, nicht nach.
Um kurz vor halb elf füllte sich der schmale Startbereich hinter der Knesebeckbrücke auf Seiten Berlins. Eine Kindertagesstätte hat zwei kleine Mauerstücke bunt gestaltet, die den Startbereich markierten. Alle Läufer mussten durch dieses Nadelöhr. Selbst wenn man ganz vorn dabei war, eine kleine Drängelei. Die Zeit wurde aber selbstverständlich erst danach genommen.
Gegen halb elf gaben sich die Bürgermeister von Teltow und Steglitz-Zehlendorf die Ehre. Der Startschuss ertönte, die Laufuhren wurden von den ersten Reihen fast synchron gestartet und schon ging es in einem ordentlichen Tempo etwas holprig auf den ersten Kilometer. Das komplette Starterfeld der drei Wettbewerbe, 7,1km, 14,1 und 21,1, ging dieses Mal gemeinsam auf die Strecke. Wer vorn dabei war hatte Glück, wenngleich ich direkt nach wenigen Metern über einen ganz, also wirklich ganz ganz langsamen Läufer gefallen wäre. Der Arme hat sicher einiges abbekommen. Darüber konnte ich mir aber währenddessen keine Gedanken machen. Dennoch wäre zumindest eine Markierung mit Zielzeiten wie man es von Startblöcken her kennt sinnvoll. So stellen sich langsame Läufer und Walker vielleicht nicht ganz vorn hin. Ein zeitversetzter Start wäre natürlich auch eine schöne Lösung.
Hier und da ein kurzer Schwatz mit Bekannten, aber das Tempo war mir plötzlich etwas zu schnell. In Minuten pfiff ich wie eine Dampflock. Mein Asthmaspray wollte auch nicht helfen. Vermutlich einfach zu spät genommen. Es war irgendwie zu feucht-kalt oder was auch immer. Im Training lief es die vergangenen Wochen deutlich besser. Ich wollte eigentlich irgendetwas um die vier Minuten als Geschwindigkeit angehen. Das sollte nach diesem intensiven Trainingsjahr wirklich drin sein. Das hätte für einen Sieg und für eine neue Bestzeit auf dieser Strecke sicher reichen können. Stattdessen musste ich ordentlich kämpfen, um in etwa bei einem Tempo von 4:15min/km bleiben zu können. Meine Bronchien fühlten sich an, als würden sie zerschnitten werden. Mein Brustkorb war sicher kurz vor dem Auseinanderreißen. Aber halb so schlimm. Irgendwie bin ich ja solch Attacken gewohnt. Einfach weiterlaufen und gleichmäßig atmen. Für Panik war auf dieser kurzen Distanz sowieso gar keine Zeit. Ich sah zum Glück kaum Frauen vor mir und um mich herum. Von einigen wusste ich, dass sie viel länger unterwegs sein und nicht schon nach 7,1km aufhören wollten. Ich hoffte so sehr, dass nicht in den ersten paar Reihen noch mehr Frauen standen, die bereits außer Sichtweite waren.
Die vier Kurven gesäumt von Mauerresten auf dem ersten Kilometer waren schnell überwunden. Von dort aus ging es etwa drei Kilometer auf einem asphaltierten Weg parallel zum Teltowkanal bis zum Wendepunkt, der Eugen-Kleine-Brücke. Ab da beginnt – sagen wir mal: der robustere Teil der Strecke. Der Veranstalter spricht von einer crosslaufähnlichen Veranstaltung. Am Anfang kann man richtig Tempo machen, bevor der langsame Abschnitt kommt. Schmale Wege säumen den Kanal. Wo sonst Angler sitzen und Spaziergänger entlang laufen, drängten wir uns durch. Hier und da die ein oder andere Stufe, mächtig viele Wurzeln, aber alles sehr schön markiert. Wer die Augen offen hat, sollte kaum Probleme gehabt haben. Einzig die ganz schmalen Passagen waren eine Herausforderung, wenn man überholen wollte. Anlaufen. Abbremsen. Über die Rasenkante rechts flitzen. Links geht es abwärts zum Kanal. Für die erste Gruppe, die sieben Kilometer Läufer war es nicht wirklich problematisch. Leider berichteten aber einige der schnellen Halbmarathon Läufer, dass sie ausgerechnet dort, auf große Laufgruppen trafen und diese überrundeten. Kurz vor dem Ziel sicher noch einmal eine Anstrengung. Als Zuschauer der letzten beiden Runden musste ich auch feststellen, dass sich das Feld nicht so schön auseinander gezogen hatte, wie mit dem zeitversetzten Start vergangener Jahre.
Die Strecke kam mir so vertraut vor. Nicht nur, weil ich sie nun das vierte Mal im Wettkampf lief. Ich hatte sie auch im Training sehr lieb gewonnen. So kannte ich die kleinen Ecken und Kanten, an denen ich vorsichtig sein musste. Das Wetter war aber im Vergleich zu den anderen Jahren deutlich trockener gewesen. So war das Laub nicht rutschig und noch wunderbar farbig. Trotz der trüben Luft strahlte die bunte Allee am Kanal. Hier und da applaudierende Zuschauer. Obwohl ich mich abmühte, machte es einfach Freude wieder dabei sein zu können.
Als ich gerade die sonst so rutschige Holzbrücke überwinde und um die Ecke rausche, höre ich, wie die erste Frau ins Ziel kommt. Das kam nicht wirklich überraschend, aber dennoch war ich etwas demotiviert. Was hat sie für ein tolles Tempo gehabt!? Langsamer werden konnte ich aber nicht. An meinen Fußsohlen klebte ein Läufer, der mich sicher niedergerannt hätte. Es waren nur noch wenige Meter, als ich von einem Sauerstoffzelt träumte. Stattdessen folgen die letzten leidigen Stufen die Brücke hinauf, wo vor wenigen Minuten der Startschuss fiel. Das Ziel ist von da aus in Sichtweite. Nur noch über die Brücke… Lieben Dank an den Herrn, der mir noch den Vortritt ließ!
Als ich ankam, rief mir jemand zu, ich wäre zweite. Aber tatsächlich habe ich mir den zweiten Platz mit einigen Holpern über andere Füße und durch etwas Schluderei kurz vor dem Ziel streitig machen lassen. Zehn Sekunden vor mir lief eine weitere Athletin ein. Für mich hieß das Platz 3 der Gesamtwertung über die 7,1km, Alterklassensieg und mit 30:05min Bestzeit.
Ich hätte es so gern in der Überschrift geschrieben: Three-peat. Drei Mal auf einer Strecke siegen… Aber statt enttäuscht zu sein, freute ich mich über die Zeit. Ok, ich hadere mit diesen fünf Sekunden. Aber eine Bestzeit über diese Strecke, nach diesem Jahr und den Bedingungen, ist etwas, was ich feiern kann. Selbst wenn ich einen perfekten Lauf gehabt hätte, hätte ich die beiden U16 Läuferinnen kaum erreichen können. Sie haben ein großartiges Tempo von Anfang bis Ende durchgezogen und sich den ersten und zweiten Platz unglaublich verdient. Herzlichen Glückwunsch. Natürlich auch allen anderen Teilnehmern, die das Ziel auf dieser nicht ganz so einfachen Strecke erreicht haben.
Recht schnell habe ich mich dann wieder erholt und konnte den anderen Läufern zujubeln. Mit rasender Geschwindigkeit trudelten alle ein und das Festzelt füllte sich mehr und mehr. Der Kommentator begrüßte fast jeden Läufer im Ziel. Auf unterhaltsame Art gab er aber auch einige Tipps zum Laufen und erwähnte bekannte Sportlernamen mehrmals. In all der Euphorie verpasste ich dann auch noch die Siegerehrung. Natürlich musste ich warten, bis alle, die ich kannte im Ziel waren. Hier und da noch etwas Philosophieren und jeden beglückwünschen. Als ich das Zelt betrat und einen Zuschauer fragte, wo denn gerade die Siegerehrung stehe, wurde mir mitgeteilt, dass doch tatsächlich eine Dame bei der 7,1km Wertung gefehlt hat. Ups… Damit war wohl ich gemeint. Das von Anfang an straffe Programm wurde nun auch zum Schluss so weiter verfolgt. Denn schließlich sollten bald zahlreiche Politiker und Ehrengäste anlässlich des Mauerfalls zu Besuch kommen.
Da ich aber Dank der letzten Podestplätze, die ich in den vergangenen Jahren erlaufen hatte, sowohl Veranstalter wie auch Bürgermeister kenne, gab es noch eine kurze Einzelehrung mit Foto, Blümchen und Urkunde. Erstmalig auch mit einem Gewinn, vielen herzlichen Dank auch dafür! Nur Medaillen habe ich wieder vermisst. Die wünsche ich mir ebenfalls für die Zukunft.
Der 12. Teltower Halbmarathon findet sicher auch 2015 wieder Anfang November statt. Nachmeldungen sollen laut Veranstalter dann nicht mehr möglich sein. Nur rechtzeitiges Anmelden sichert also zukünftig einen Startplatz.
Die TomTom Multisport gab mehr oder weniger den Takt vor, während mich mein Eiswuerfel Im Schuh Visor und die Rudy Project Brille entspannt laufen ließen. Zum Wärmen war die neue Nike und Fabletics Kollektion mit am Start, während mich meine Laufschuhlieblinge, die Brooks Pure Connect, über die Strecken schweben ließen. Fast Standard bei diesen kühlen Läufen die X-Bionic 3/4 Tights.