Tel-Aviv: Zeltstadt gegen steigende Mieten

Die Bilder (1 | 2 | 3) erinnern ein bisschen an den Tahir-Platz in Kairo oder die M15-Proteste in Madrid und Barcelona. Überwiegend jungte Leute mit Gitarren, Transparenten und guter Laune versammeln sich in der Innenstadt zum Protest. Arabischer Frühling auch in Israel?

Die Haaretz titelt in ihrer englischen Ausgabe:  „Spirit of revolution starts in Tel Aviv, sweeps across Israel„. In der vergangenen Wochen habe studentische Aktivist/innen auf Tel Aviv’s Rothschild Boulevard eine Zeltstadt errichtet, um gegen die steigenden Mieten in der Stadt zu protestieren. Landesweite Studierendenorganisationen unterstützen die Proteste und haben trotz Prüfungsterminen aufgerufen, die Aktion zu unterstützen.

Am Wochende kamen hunderte, meist junge Leute zur Zeltstadt in Tel-Aviv und zeigten, dass Protest und Party kein Widerspruch sein muss:

What began last week like a summer festival, with people strumming guitars, singing and drinking beer into the wee hours, turn more serious over the weekend. People gathered in groups to debate how to make housing affordable for young people and to listen to academics and real estate professionals.

Die Aktivist/innen vom Rothschild Boulevard werfen der Regierung eine verfehlte Wohnungspolitik vor. Der Guardian zitiert in seinem Bericht zu den Protesten in Israel eine Studentin und einen Familienvater, deren Situation exemplarisch für die Wohnsituation vieler junger Leute in den Städten ist: Die Mieten sind zu teuer und wer nicht zahlen kann wird an den Stadtrand verdrängt.

„I work as a waitress and study, I receive regular help from my parents, and I’m still overdrawn at the bank,“ 26-year-old student Lior Birger told Yedioth Ahranoth. Her rent was 2,300 shekels (£416) a month.

Nir Ginosar, 35, said he, his wife and child were forced to leave Tel Aviv for cheaper housing in the suburbs. „Both I and my wife work and earn a decent living, but without help from our parents we’ll never get to buy a home. Our struggle is for working folks who simply can’t make ends meet.“

Die Forderungen des Protestes sind relativ klar formuliert:

  • staatliche und kommunale Regulationen der Immobilienwirtschaft um die Grundstückspreise zu dämpfen
  • Mietgesetze zur begrenzung der Mietrpese und der Maklergebühren
  • Soziale Wohnungsbauprojekte

Die Regierungskoalition war bisher nicht in der Lage, die Wohnungskrise in den Griff zu bekommen und beschränkte sich im Wesentlichen auf einen geopolitische motivierten Wohnungsbau in den umstrittenen Siedlungen und Ostjerusalem.

Entsprechend  gereizt regaierten die Protestierenden auch auf den Besuch des Bürgermeisteres und einer Knesset-Abgeordneten der Regierungspartei (Likud): Ron Huldai (Tel Avivs Bürgermeister) wurde in seiner Ansprache unterbrochen und wohl auch mit Bier überschüttet. Der Likud-Abgeordneten Miri Regev erging es nicht viel besser – sie wurde ausgebuht. Statt wohnungspolitischer Antworten reagierte sie mit ordnungspolitischen Reflexen und bezeichnete die Protestierenden als „Linksextremisten“.

Laut Haaretz weitere Proteste auch in andere Städte (Be’er Sheva, Netanya, Kfar Sava and Kiryat Shmona) angekündigt und wir dürfen gespannt auf neue Protestnachrichten hoffen.

Lesetips zu Stadtentwicklung in Israel:

Thanks@cheb



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