Teilen

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Der eine spricht von Opfern,
der andere von Spenden –
es ist nur der Überfluss,
der Abfluss,
ein Teil des großen Zuviels.
Teilen?

Da waren die netten Grusskarten
und Briefkopfbestückte Schreiben,
auch reich bestempelt, die Formulare,
Teilhaben lassen:
Mitteilen!

Oder meine Räuberbande?
Das Diebesgut vor dem Häuptling,
die Hälfte für mich,
die andere für die Bande.
auf der Pirateninsel:
Aufteilen!

Dort drüben der Generalmarschall,
Adjunkte schreiben Marschbefehle,
zirrende Luft im Offiziersquartier,
das blasse Blatt,
Kommandos:
Erteilen!

Und ein schwerer Vorhang im Gemach,
ein langer Korridor im Betrieb,
ein hoher Hag durchs Geviert,
wir stehen da:
Abteilen!

Zerstückelt das Opferlamm,
Sortiert die Kindespiele,
der Sieger trennt das Land,
das scharfe Schwert zog durch:
Durchteilen!

Beleidigungen für den und jenen,
Geschenkchen aber hier und dort,
Ohrfeigen, Briefe, Komplimente,
immer zu viel:
Austeilen!
Da war die Krämerseele auch,
das Geld, die Zeit, die Arbeitskraft,
den Platz, Regale, Papier und so
gar ordentlich:
Einteilen!

Mitteilen, Aufteilen, Erteilen, Abteilen,
Durchteilen, Austeilen, Einteilen
oder
vielleicht auch mal…

Verteilen:

Die Fische im Netz,
die liebende Umarmung
das Brot auf dem Tisch,
die Münzen im Strumpf,
die Zeit.
Wir sind alle nur Teil.

TEILEN

Foto oben:
Aymara Indianer in Mocomoco (Provinz Camacho) in Bolivien bei einem gemeinsamen Mitagessen.