Du hast Dich dazu entschlossen ein Pflegekind aufzunehmen. Du hast Dich beim Jugendamt und/oder einem Träger beworben. Die ersten Gespräche stehen an. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du bei diesen Gesprächen am Besten (meiner Meinung nach) auftrittst.
Einer der wichtigsten Punkte ist: Vergiss nie, dass das Jugendamt oder der Träger auch etwas von Dir will. Nämlich Dich und die Deinen als Pflegefamilie. Aber vergiss auch nie, Du möchtest auch etwas. Nämlich ein Pflegekind aufnehmen.
Und schon siehst Du auch die Schwierigkeit, die richtige Balance zu finden. Nämlich ein selbstbewusstes Auftreten (man soll und will ja auch was darstellen) und eine Grenze nicht zu überschreiten, die man als arrogant oder zu forsch ansehen könnte.
Es ist nicht leicht die richtige Balance zu finden
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Da Du für die Jugendämter und Träger eine kostengünstige Alternative zur Heimerziehung darstellst, sehe ich die Balance bei 60 zu 40 für Dich. Und in dem Rahmen solltest Du auch auftreten. Selbstbewusst, wohl wissend was Du möchtest, zurückhaltend genug um nicht abgelehnt zu werden.
Vielleicht hilft Dir ja folgender Tipp: Wenn Du schon ein eigenes Kind hast (oder mehrere), wie sieht Dein Kind Dich? Worauf ist das Kind stolz wenn es von Dir redet? Wo sind Deine Stärken? Und ja, wo sind Deine Schwächen? Auch solche Fragen werden Dir höchstwahrscheinlich gestellt.
Ganz wichtig: Sei bei den Gesprächen ehrlich. Du wirst eh gecheckt und früher oder später kommt eh alles raus.Wichtig bei allen Gesprächen ist Offenheit und Ehrlichkeit. Denn selbst wenn in Deinem Leben einiges quer gelaufen ist und Du Dein Leben in den Griff bekommen hast, zeigt es dem Jugendamt/Träger das Du in der Lage bist, schwierige Situationen in den Griff zu bekommen. Und das spricht für Dich! Nicht gegen Dich!
Zeig Dich interessiert und stell Fragen. Keine Angst! Sei da bloß nicht schüchtern oder denke das man Dich für blöd hält. Das Gegenteil ist der Fall. Mich würde es als Sachbearbeiter auch eher stutzig machen, wenn zukünftige Pflegeeltern keine Fragen hätten.
Zeig, das Du an einer professionellen Zusammenarbeit interessiert bist. Stell klare Fragen zum Thema Weiterbildung, Fachberatung und Unterstützung. Frag nach Supervision. Zeige deutlich das diese Werkzeuge für Dich zu einer professionellen Elternpflegschaft gehören. Sei aber nicht zu forsch und fordernd. Aber sei deutlich. Denn damit steckst Du auch den Rahmen ab, unter welchen Umständen eine Zusammenarbeit für Dich möglich ist.
Denn eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ohne externe Hilfe wird ein Pflegschaftsverhältnis auf kurz oder lang scheitern.
Bereite Dich gut auf die Frage vor: “Warum möchte ich und mein Partner Pflegeeltern werden?” Denn diese Frage wird 100% kommen. Wenn nicht, hat der/die SachbearbeiterIn den falschen Job. Denn es gibt viele, auch gut gemeinte Gründe, die Dich als Pflegeeltern ungeeignet machen.
Pflegekinder sind nicht Deine eigenen Kinder. Sie werden Dir “nur” anvertraut!Für mich persönlich ein absolutes “No Go” sind Paare, die Pflegeeltern werden wollen um einen unerfüllten Kinderwunsch damit zu kompensieren. Aus meiner Erfahrung heraus sind das nämlich auch die Eltern, die nicht unterscheiden können zwischen eigenem Kind und Pflegekind. Sie krallen sich an das Kind und sehen die Probleme nicht. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Dort können solche Eltern sehr professionell mit der Situation umgehen.
Ich fasse noch einmal die wichtigsten Punkte zusammen:
- Sei selbstbewußt, aber nicht arrogant oder forsch
- Sei offen und ehrlich
- Zeige “höflich”, dass Du professionelle Unterstützung erwartest
- Werde bitte keine Pflegefamilie wenn Du ein “Ersatzkind” suchst.
So, das war der 3. Teil. Wie immer stehe ich Dir gerne in den Kommentaren oder über die Kontaktseite für weitere Fragen zur Verfügung.
Hab eine gute Zeit,
staatl. anerk. Erzieher