Donnerstag, 07. März 2013: Besuch der Finca Rosario Quezada, Reserva Natural Privada, San Sebastian, Department Quetzaltenango
Hintergrund: Teilnahme an einer einmaligen SCAE-Kaffee-Exkursion nach Guatemala. Organisiert von ANACAFÉ, der »Guatemalan National Coffee Association« mit Sitz in Guatemala City. Das Programm sollte den Besuch von großen und kleinen Kaffeefarmen, eine Unterrichtung in die Aromenvielfalt und Profile der acht verschiedenen Spezialitätenkaffee-Regionen des Landes sowie in die Weiterverarbeitungsprozesse – Nass- und Trockenaufbereitung – nach der Kaffeeernte umfassen.
Schlecht geschlafen. Bei vier schmarchenden Kollegen nicht verwunderlich
Wir waren sprachlos. Nach einer halben Stunde blitzte Aurora hinter dem Vulkan hervor und stellte schließlich ihre ganze Größe und Schönheit zur Schau. Ein unvergeßliches Erlebnis, im digitalen Bild festgehalten, das ich wohl nie vergessen werde.
Nach dem Frühstück fuhren wir dann nach Retalhuleu, in Richtung mexikanische Grenze. Es wurde immer wärmer. Die Temperaturen erreichten jetzt schon die Marke von 30 °C. Mittags trafen wir auf der Rosario Quezada Farm ein.
»Die Mosquitos sind hier harmlos, da sie nicht aus schlechtem Wasser kommen.« Ich war erleichtert. Es gesellte sich noch so mancher Mosquitostich auf der Reise dazu, der etwas juckte. Aber nicht mehr tat, als unsere gemeinen Mückenstiche.
Nach der Führung durch die Plantage erlebten wir ein kleines feines Kulturprogramm mit dem Besuch der Takalik Ab´aj Ausgrabungsstätte. Die einzige Stelle an der Relikte der beiden Olmeken und Maya-Kulturen zu sehen sind. Finanziert und unterstützt duch Dulce Raida, dem Eigner der Rosario Quezada Farm.
Beim abendlichen Cupping probierten wir zwei Kaffees aus der eigenen Ernte. Der Kaffee hatte keine Süße, keine Säure, war ausgeprägt nussig im Aroma, vollmundig im Abgang. Eine gute Beimischung für Espressomischungen, die Süße haben und ausbalanciert werden müssen, wie ich fand.
Freitag, 08. März 2013: Besuch Dry Mill & Exporteur Fedecocagua, Pacaya
07:00 Uhr war Abfahrt. Es ging wieder in Richtung Westen. Bis Pacaya, das südlich von Guatemala-City liegt. Hier bei der Genossenschaft »Fedecocagua« konnten wir zum ersten Mal mit erleben, wie die grünen Bohnen aus den Pergaminos aufbereitet wurden.
Fedecocagua wurde 1969 gegründet. Der Dachverband entstand aus der Notwendigkeit der Kleinbauern sich in Kooperativen zu organisieren, um Kaffee anzubauen, zu verarbeiten und zu kommerzialisieren. Ohne dabei auf Zwischenhändler angewiesen zu sein. Heute ist Fedecocagua eine erfolgreiche und anerkannte private Genossenschafts-Organisation, der in Kooperativen organisierten Kaffeeproduzenten. Sie verfügt über eine eigene Exportlizenz.
Die Kooperativen und Fedecocagua bieten tausenden guamaltekischen Familien direkte Arbeitsmöglichkeiten. Fedecocagua ist auf dem konventionellen Kaffeemarkt sowie auf speziellen und herkunftszertifizierten Märkten vertreten. Mit ihrem Gourmetkaffee kooperieren sie mit der Starbucks Company, Rainforest Alliance, UTZ Kaffee u.a. Die soziale Unterstützung der Produzenten war von Beginn an ein wichtiges Anliegen. Geleistet wird das vor allem durch die Stiftung Ulrich Gurtner Kappeler.
In einigen Fällen wird der Kaffee in regionalen Lagerhallen entgegen genommen. Den Transport zur Zentrale übernimmt Fedecocagua. Hier wird der Kaffee gelagert, klassifiziert und für den Export verarbeitet.
Direkt bei der Anlieferung werden die Säcke mit den Pergaminos gewogen und von jedem Sack wird eine sprichwörtliche Stichprobe entnommen, womit der Feuchtigkeitsgehalt des Kaffees gemessen wird. Es wird auf fleckige, feuchte und schlecht riechende Bohnen geachtet. Normalerweise sollte der Feuchtigkeitsgehalt zwischen 10 und 12 Prozent liegen. Über 12 ist der Kaffee zu feucht, unter 10 zu trocken.
Per Hand wird in einem letzten Gang noch einmal nachsortiert, um fehlerhafte Bohnen auszusortieren. Schlußendlich wird der Rohkaffee/Green Beans in nummerierten Leinensäcken nach Land, Exporteur und Container für den Export abgefüllt.
Cupping im Fedecocagua Kontrolllabor, das den Standards der weltweit besten Labore entspricht.
Unter der Anleitung von Gustavo Galicia, Leiter der Herstellung und Ausfuhr, bekamen wir die Möglichkeit die acht ausgewählten Kaffees für das geplante »Coffee Cup Contest« 2013 von »Tully´s Coffee« in Japan zu verkosten. Ein besondere Ehre, die uns da zu Teil wurde.
Die Muster stammten aus der Ernte 2012/2013 von acht Kooperativen:
»Las Brisas«, »Rio Limon«, »Esperanza del Futuro«, »Aquil«, »San Pedro Necta«, »Pena Roja«, »Acatenango«, »Nuestro Futuro«.
Alle Kaffees waren deutlich unterschiedlich und sie waren phantastisch. Besonders herrausragend waren für mich persönlich, die Kaffeemuster aus den folgenden drei Kooperativen: »San Pedro Necta«, »Pena Roja« sowie »Acatenango«.
Besuch Finca La Merced, Nähe San Martín, Jilotepeque, Department Chimaltenango
Nun ging es in Richtung Norden auf unserer Exkursion. Durch Guatemala-City hindurch fuhren wir bis nach San Martín im Department Chimaltenango.
Ortega hatte in den letzten Jahren ein Umstrukturierungsprogramm eingeleitet, das in den nächsten Jahren Früchte tragen muss. Es soll ausschließlich ein selektives Picking betrieben werden. Nur die richtig reifen dunkelroten Kirschen werden gepflückt. Mit Unterstützung von Anacafé wurde eine Nassaufbereitungsanlage/Wet Mill speziell auf seinen Bedarf hin konstruiert und installiert.
Es ging los. Mit zwei Pick-ups fuhren wir in die Plantage und konnten erstmals einen Nassaufbereitungsprozess live mit erleben.
Dann wurden die Kirschen direkt in ein großes Auffangbecken geleitet. Weiter kamen sie in den Syphon, um erstmals gewaschen zu werden. Von dort gelangten sie direkt in den Entpulper.
Die Pulpe (40 % der Kirsche) wurde dabei separiert und auf einen weit entfernten Kompostierplatz entsorgt und sauber kompostiert. Die Kompostierplatz roch tatsächlich nach frischer Erde.
Mit Hilfe einer Wasseraufbereitungsanlage kann das Wasser für den Weiterverarbeitungsprozess zwei Mal verwendet werden. 11.000 Liter für 6.000 kg. Dann wird es recycled. Nur beim allerletzten Schritt wird frisches Wasser nach der Fermentation eingesetzt. Dann werden die sauberen Pergaminos auf den Patios unter der Bedingung einer regelmäßigen Wendung sonnengetrocknet.
In den 50er Jahren begann Ortegas Großvater mit dem Anbau von Kaffee. Es gibt noch über 60 Jahre alte Bourbon und Typica Gewächse aus den Anfängen der Farm, die immer noch gute Früchte tragen.
Aber auch hier nahm und nimmt Ortega Veränderungen vor. Da wo früher sehr großzügig – mit sehr großen Abstand (2 bis 3 m) – gepflanzt wurde, wird künftig zwischengepflanzt. 20 % der nicht mehr ertragreichen oder im frühen Stadium mit Rostpilzbefallenen Pflanzen wurden abgeholzt.
Aktuell wurden 109.000 neue Pflanzen (Bourbon, Caturra, Catuai) in der eigenen Baumschule hochgezogen. Übrigens ohne Pfropfung (Grafting) auf Robusta Stecklinge. Durch die Hochlage der Finca und den niedrigeren Temperaturen sind die Pflanzen resistenter als in niedrigeren Lagen. Die Plantage wie die Baumschule sahen phantastisch aus: sauber, grün, gesund. Wir waren begeistert.
Seine Preise lagen durchschnittlich bei 3.25 USD bis 3.30 USD FOB per lb of grean bean (amerikanisches Pfund). FOB bedeutet »Free on board«, der Rohkaffee/Green Bean wird bis zum Schiff geliefert.
Noch am Abend fuhren wir mit dem Bus nach Antigua. Übernachtung im vornehmen Hotel Porta.
Fortsetzung folgt: Besuch der Finca San Sebastian (Antigua) und Finca El Socorro (Guatemala)