Teil 1: Selbsteinschätzung “Bin ich geeignet?”

Du hast Dich mit Deinem Partner dazu entschlossen eine Pflegefamilie zu gründen. Das ist gut, denn es gibt viel zu wenig Pflegestellen. Aber bist Du Dir auch ganz sicher, dass Du es wirklich, also ich meine, so richtig willst? Bist Du Dir ganz sicher, dass Du auch wirklich geeignet bist?

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich möchte Dir Deinen Entschluss bestimmt nicht ausreden. Aber ich möchte Dich vor einer großen Enttäuschung bewahren. Und schon gar nicht lasse ich Dich mit dieser Fragestellung alleine. Ich möchte Dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

In diesem Artikel werde ich Dir Fragen an die Hand geben. Mit diesen Fragen kommst Du Deiner inneren Entscheidung näher. Vielleicht wird Dich die ein oder andere Frage an Deine Grenze führen, vielleicht wird Dir die ein oder andere Antwort sogar weh tun. Aber Du wirst sehen, die Antworten werden Dir helfen.

Ganz wichtig:

  • Beantworte die Fragen schriftlich
  • Setz Dich mit ihnen wirklich auseinander.
  • Lass Dir Zeit – Wenn es sein muss sogar eine Woche
  • Sei ganz ehrlich bei der Beantwortung
  • Nutze keine Ja/Nein – Antworten
  • Beantworte jede Frage so ausführlich wie möglich

Ich empfehle Dir für die Beantwortung ein Heft anzulegen. Denn diese Antworten und Argumente werden Dich ab dann begleiten. Auch bei Gesprächen. Diese Antworten werden Deine ganz persönliche Bibel.

Aber genug der Vorrede. Hier kommen Deine Fragen:

Definiere Deine Pflegestelle!

  • In einem Satz
  • In einem kurzen Absatz (3-5 Sätze)
  • In einem langen Absatz (7-10 Sätze)

Was denkst Du, wird Dich bei der Aufnahme eines Pflegekinds erwarten?

  • Hier ist es ganz wichtig, dass Du Dir mega viel Zeit nimmst. Schreibe Deine ersten Erwartungen auf. Beantworte dann ruhig auch schon mal die anderen Fragen. Gehe alle Situationen durch, die Du Dir nur vorstellen kannst. Trage diese Frage immer mit Dir rum. Es kann sehr gut sein, dass Dir sogar nach 7 Tagen immer noch neue Situationen einfallen. Oder sogar später, später, später…

Warum will ich eigentlich eine Pflegefamilie werden?

  • Wohl eine der zentralen Fragen. Antworte jetzt bloss nicht mit zwei Sätzen wie: “Weil ich es will.” “Weil ich gut bin.” Setze Dich mit dieser Frage richtig böse auseinander.

Was sind Deine/Eure Ziele als Pflegefamilie?

  • Definiere hier Deine/Eure Ziele als Pflegestelle.

Welche Ängste und/oder Bedenken hattest Du in der Überlegungsphase?

  • Erinnere Dich zurück. Welche Ängste, Bedenken und Widersprüche hattest Du in der Findungsphase?
  • Warum hast Du Dich trotz der Ängste und Bedenken dafür entschieden?

Was qualifiziert Dich/Deinen Partner, eine gute Pflegestelle zu sein?

  • Liste hier alles auf, was DU/IHR an positiven, eigenen Resourcen einbringen könnt.
  • Hier können natürlich auch berufliche Erfahrungen und Deine eigene Lebenserfahrung eingebracht werden. Auch hier gilt: Bitte detailliert antworten.

Was unterscheidet Dich/Euch von anderen Pflegefamilien?

  • Oder anders gefragt, warum soll das Jugendamt oder der Träger Dich mit einem Pflegekind belegen und nicht die Pflegestelle von Max Mustermann?

Deine Aufnahmekriterien

  • Wie sieht Dein optimales Pflegekind aus? Augen zu und träumen. Den Traum ganz extrem ausformuliert aufschreiben.
  • Woran machst Du es fest, dass das Kind zu Dir/Euch passt?

Deine NoGo-Kriterien

  • Das Jugendamt/der Träger hat Euch ein Kind vorgeschlagen. Oder der Anbahnungsprozess hat schon begonnen und Du spürst ein blödes Gefühl im Bauch. Was können Gründe sein, wo Du “nein” sagst. Gründe können sein:
  • Das Geschlecht (Bei uns kann zum Beispiel kein Junge mehr aufgenommen werden. Einen Jungen haben wir zur Zeit aufgenommen, das zweite MUSS aber ein Mädchen sein. Bedingung von unserer Tochter. Ja, auch Deine eigenen Kinder haben mitzureden. Denn sie müssen schließlich auch mit den Pflegekindern zusammen leben.)
  • Alter?
  • Chronische Krankheiten?
  • Genug der Beispiele…Du weißt was ich meine.

Was sind die 5 Kernpunkte, die gleichzeitig Vorteile für das Pflegekind wie auch für das Jugendamt/den Träger sind?

  • Extrem wichtige Frage. Lass Dir Zeit! Antworte ausführlich! Diese 5 Kernpunkte sollten zusammengefasst Deine pädagogische Konzeption als Pflegestelle darstellen können.
Teil 1: Selbsteinschätzung “Bin ich geeignet?” So, dass waren nun als Deine Fragen. Nochmals mein dringender Rat: Sei ehrlich zu Dir selber. Auch wenn Du merkst das Dir die Antworten nicht gefallen

Bis Du diesen Katalog fertig hast, kann gut und gerne auch ein Monat vergehen. Aber diese Zeit lohnt sich. Denn je nach dem hast Du Dein Pflegekind 18 Jahre. Was ist da ein Monat?

Wenn Du fertig bist, bespreche Deine Bibel mit so vielen Menschen wie möglich. Höre Dir ihre Argumente genau an. Auch die, die Dir gar nicht passen. Das sind unter Umständen sogar die wichtigsten Feedbacks.

Wenn Du gerne auch noch einen professionellen Austausch haben möchtest, empfehle ich Dir mein Pflegeeltern-Couching.

Ich wünsche Dir nun viel Spaß und Erfolg beim Beantworten der Fragen.

Lass es Dir gut gehen,

thomas_meurer_greet

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