Teheran im Bauch

Oldenburger Lokalteil: Mathias Kopetzki, Jahrgang 1973, wuchs in Hude auf und machte in Oldenburg sein Abitur. Erst nach und nach entschlüsselte er das Geheimnis seiner Herkunft. Sein leiblicher Vater ist Iraner und nahm irgendwann, als Mathias längst erwachsen war, Kontakt zu seinem Sohn auf. Über diese späte Begegnung mit seinem Vater und seiner Familie in Teheran hat Mathias das Buch “Teheran im Bauch – Wie meines Vaters Land mich fand” geschrieben, das am 25. April erscheint. Der Oldenburger Lokalteil druckt einen Auszug mit Lokalkolorit.

Teheran im BauchDer Wind blies mir in den Mantel und auf dem Bahnhofsvorplatz roch es nach Schnee. Saeed trug einen Parker, hatte einen buschigen Schnurrbart.  Seine Halbglatze glänzte mir entgegen, da er die Mütze abnahm, um mich zu begrüßen. Offensichtlich kannte er mein Aussehen. Am liebsten wäre ich umgekehrt.
,,Salaam, Mathias!”, rief er und drückte mich an sich.
Er stank nach Rauch und Schweiß. Mehr aus Höflichkeit erwiderte ich seine Umarmung.
Er starrte mich an. ,,Ich habe dich sofort erkannt, du siehst deinem Vater sehr ähnlich – wie bei ihm wachsen deine Augenbrauen zusammen! Im Iran ein Zeichen männlicher Schönheit!”
Saeed Moghaddam sprach freundlich, aber zurückhaltend, während ich plante, mich bei nächster Gelegenheit zwischen den Brauen gründlich zu rasieren. Auch dass er mich duzte, befremdete mich. Auf einmal entdeckte ich Tränen in seinen Augen, und wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Zögernd klopfte ich ihm auf die Schulter. ,,Schön, dich kennen zu lernen…“, stieß ich hervor und glaubte es mir selber nicht.
Saeed war an die fünfzig, etwas füllig und grau. Scheinbar freute er sich, mich zu sehen, doch sein Blick wirkte skeptisch. ,,Ich habe da vorne geparkt”, winkte er mich zu einem Fiat Uno an der Bäckerei.
,,Wohin fahren wir?”, rief ich, bevor ich seine Beifahrertür öffnete.
,,Wir trinken einen Tee, und dann erzähle ich dir alles”, sagte er und ließ den Motor an.
Wir bogen in die Staustraße, brausten am kleinen Rotlichtviertel vorbei und dem Minihafen in Richtung alter Post. Diese Gegend war mir zu Fuß so vertraut, dass mir die Fahrt wie ein Video vorkam, das man sichtbar vorspult. In der Innenstadt war ich zur Schule gegangen. Vor zwei Jahren noch hatte ich mich jeden Morgen in den Bus gequält, um vom Bahnhof aus den Gang zum Gymnasium anzutreten. Ich lächelte. Gott sei Dank war diese Zeit vorbei. In der Oberstufe hatte ich die Schule nur noch als Hemmschuh empfunden, auf meinem Weg zu dem, was ich wirklich wollte: spielen. [...]

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