Eigentlich müsste das ja so sein: Die Teenies müssten sich irgendwo hinter ihren Gadgets verschanzen, wir Eltern müssten motzen, dass das so nicht geht und uns den Kopf zerbrechen, wie wir die Brut dazu bringen, nicht gänzlich zu verfaulen. Irgendwann hätten wir die grandiose Idee, einen Abendspaziergang vorzuschlagen, was natürlich auf erbitterten Widerstand stiesse. Nach einigem “Wenn du nicht mitkommst, gibst du das Handy ab und zudem ist es eine wundervolle Fast-Vollmondnacht…”, würden wir schliesslich mit zwei übellaunigen Teenagers im Schlepptau eine kurze Runde im Quartier drehen.
Genau so stellt man sich das doch vor, wenn man noch keine Kinder in dem Alter hat.
Es könnte aber auch so kommen: Ein Abend in den Sommerferien, drei von fünf schlafen auswärts, “Meiner” hat ein Rendez-vous mit Netflix, ich liege schlapp auf dem Sofa und klappere das www nach Bausteinen für mein aktuelles Hirngespinst ab, Karlsson räumt sein Zimmer auf und Luise fordert Action. Etwa so…
Luise: “Gehen wir in den Aarekanal?”
Ich: “Nein, keine Lust. Bin viel zu müde. Und überhaupt, mein Asthma…”
Luise: “Spielen wir Monopoly?”
Ich: “Nein, keine Lust. Bin viel zu müde. Und überhaupt, viel zu kapitalistisch….”
Luise: “Wir könnten Velo fahren…”
Ich: “Nein, keine Lust. Bin viel zu müde. Und überhaupt, mein Asthma…”
Luise: “Machen wir wenigstens einen Spaziergang? Das wäre doch so schön…”
Ich: “Äääääähm….”
Irgendwann sind sie halt einfach aufgebraucht, die faulen Ausreden und dann findest du dich auf einmal in Begleitung sämtlicher an diesem Abend verfügbaren Familienmitglieder auf einem ausgedehnten Abendspaziergang mit viel Gequatsche, ein wenig Gezicke, ein paar Geständnissen – und zwei Fackeln.
(Fackeln? Voll peinlich! Als Wiedergutmachung für diese Peinlichkeit fordere ich einen Freipass für mindestens fünf ganz und gar deplacierte Mama-Bemerkungen.)