Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows (2016)

Erstellt am 16. August 2016 von Fincky87


Ghostbusters, He-Man, Captain Tsubasa, Mila und die Turtles. Das waren die Heldinnen und Helden meiner Jugend. Manche dieser Figuren werden ab und zu noch auf angestaubten DVD-Collections wiederveröffentlicht, einige bekommen jedoch in unregelmäßigen Abständen noch große Auftritte zugesichert. Zuletzt die Ghostbusters im viel diskutierten Reboot oder alle Jahre wieder die Turtles. Der erste Live-Action-Film der Comicschildkröten aus den frühen 90ern ist für mich bis heute ein gelungenes Abenteuer. Die Nachfolger waren da schon dürftiger. Vor einigen Jahren gab es dann einen gar nicht so verkehrten Animationsfilm, der aber die Fans alter Zeiten wenig glücklich gestimmt hat. 2014 nahm sich dann Michael Bay's Produktionsteam den vier grünen Sympathieträgern an und präsentierte einen Live-Action-Film mit verblüffend toll animierten Turtles, aber auch wenig Tiefgang. Ein Film der Spaß macht, aber auch in keinen Punkten aus dem Wulst an Blockbustern herausragte. Da jedoch der kommerzielle Erfolg passte, schob man in der letzten Woche bzw. in den Staaten im Mai ein Sequel nach.
In Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows geht es, wie so oft im Blockbuster, um das große Ganze. Das Schicksal der Menschheit steht mal wieder auf dem Spiel. Und da haben wir auch schon mein größtes Problem mit dem neuen Turtles Film und dem Actionkino der letzten Jahre generell: dem Showdown. Durch viele Actionfilme musste ich mich 2016 am Ende regelrecht durchquälen. Durch unübersichtliche oder völlig generische Effektschlachten. Egal ob Ghostbusters, X-Men Apocalypse, Batman V Superman oder eben Turtles: Out Of The Shadows. Wo sind die erdigen Storys? Die greifbaren oder mal persönlichen Elemente? Insbesondere zu den Turtles passen eher die kleineren Geschichten, in denen beispielsweise einfach mal nur eine Straßengang dingfest gemacht werden muss. Bei unseren tierischen Freunden darf es auch gerne mal etwas düsterer zugehen wie in den alten Comics oder in der US-Fassung des ersten Films, in der es nicht die aus der deutschen Sprachfassung bekannten Boing-Boing und Pow-Pow Geräusche im Sekundentakt gibt. Aber nein, in Out Of The Shadows bedroht der bekannte Turtles-Schurke Krang die Welt mit einem Dimensionsportal und seiner Superwaffe, dem Technodrome. Da wird selbst Oberbösewicht Shredder ganz klein im Vergleich. Zwischenzeitlich wird ein Disput zwischen den unterschiedlichen Turtlescharakteren deutlich. Mehr davon! Die Turtles sind coole Figuren, denen man auch etwas Tiefgang trotz aller Entertainmentfähigkeiten zutrauen kann. Aber im Film selbst wird dieser Konflikt letztlich nur als Aufhänger benutzt.

Dass Turtles 2 kein guter, sogar ein schwächerer Film als sein durchschnittlicher Vorgänger ist, liegt vor allem am hundsmiserablen Pacing und Drehbuch. Der Film führt mit Casey Jones, Rocksteady und Bebop Fanlieblinge ins neue Turtlesuniversum ein, verschenkt diese Figuren aber nahezu komplett. War Casey früher ein cooler Charakter, dient er heute nur noch als Maybe-Maybe-Not-Loveinterest für April O'Neal (Megan Fox). Worauf ich hinaus will? Der Film vergibt so viel Potential. Optisch ist der Film, wenn er nicht grade in den Actionszenen unübersichtlich wird, durchaus sehenswert. Die Animationen der Turtles selbst haben mich schon im Vorgänger begeistern. Aber was nützt das, wenn der Film insbesondere in der ersten Hälfte grausig und stellenweise konzeptlos zusammengeschnitten ist? Da spielt sich die eigentlich ziemlich simple Handlung in viel zu vielen Szenarien ab. Wissenschaftler Baxter Stockman hier, Shredder da, Turtles hier, April da...Interesse an der Handlung und den Figuren erweckt man so nicht. Auch die Eindimensionalität der Figuren stört massiv. Klar hat und hatte jeder Turtle schon immer seine eigene Rolle im Universum des Franchises. 2016 sind die Figuren jedoch so stereotypisch, dass es selbst in den meisten Kinderaugen weh tun muss. Muskelturtle, Anführerturtle, Nerdturtle (ja so wird es sogar im Film erzählt) und Trottelturtle. Ist unser Blockbusterhorizont denn wirklich immer noch so beschränkt? Traut man dem Publikum nicht mehr zu?

Trotz aller Probleme und Schwächen lassen einen die Turtles aber auch in Out Of The Shadows nicht ganz kalt. Der Humor ist zwar recht flach, aber sehr sympathisch und manchmal auch mit einer dezenten Metaebene versehen. Ich will nicht behaupten, dass Turtles 2 zotig ist, aber auf die ein oder andere Art und Weise schon sehr selbstironisch und damit nahe an den Vorlagen. Ein Punkt auf den man in eventuellen kommenden Sequels näher eingehen sollte. Zwiespältig gegenüber stehe ich einigen völlig übertriebenen Szenen (z.B. der Fallschirmszene und den Minuten danach). Eigentlich habe ich die Schnauze voll von solchen Filmmomenten, auf der anderen Seite unterstützen eben diese Momente die eigentliche Herkunft aus den Comics und der weltberühmten Zeichentrickserie. Die Turtles bleiben der Popkultur auch im Jahr 2016 fest erhalten. Herausgekommen ist mit Out Of The Shadows jedoch nur höchstens durchschnittliches Blockbusterentertainment ohne Tiefgang mit viel Krawall, aber auch Potential nach oben. Aber ob dieses Potential je wirklich genutzt werden wird? Man mag es bezweifeln.
OT: Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows VÖ: 2016 Laufzeit: 112 Minuten FSK: 12 R: Dave Green D: Megan Fox, Stephen Amell, Will Arnett, Laura Linney
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Christian
Bildquelle: Paramount Pictures, Nickelodeon Movies, Platinum Dunes