Auch wenn Kaffee-Ketten wie Starbucks und Co. die traditionellen Teehäuser inzwischen weitgehend verdrängt haben, ist das belebende Heißgetränk immer noch fest in der britischen Kultur verankert. In den letzten Jahren ist dabei eine faszinierende Bewegung entstanden, die die englische Teekultur nach wie vor stilecht zelebriert. Die Teestübchen wurden dabei ganz einfach von der Straße weg in den Untergrund verlegt, sprich von der anonymen Konsumwelt des öffentlichen Raums in die familiäre Atmosphäre privater Eigenheime.
Das Konzept dieser sogenannten Secret Tea Cottages funktioniert folgendermaßen: Hausbesitzer, die eine Leidenschaft für allerlei hausgemachte Backwaren verspüren und gerne andere Menschen mit selbstgefertigten Kuchen, Cupcakes, Sandwiches, Quiches usw. beglücken möchten, richten in ihren Räumlichkeiten eine kleine, aber feine Teestube her. Dazu kramen sie Großmutters geblümtes Porzellangeschirr vom Dachboden hervor, stellen ein paar Tische und Stühle bereit, dekorieren diese mit allerlei Nippes aus guten alten Zeiten und spannen die gesamte Familie in die Küchenarbeit ein. Einmal im Monat bindet die Hausherrin die Servierschürze um und lädt eine limitierte Auswahl an zahlenden Gästen zum Nachmittagstee. Da eine regelmäßige Betreibung aus lizenzrechtlichen Gründen nicht gestattet und öffentliche Werbung somit nicht erlaubt ist, spielt die Mund-zu-Mund-Propaganda eine bedeutende Rolle. Die Reservierung kann aber oft über Facebook oder eine hauseigene Webseite vorgenommen werden. Die geheimen Lokalitäten sind also nicht wirklich streng geheim, sondern dürfen nur nicht offiziell beworben und vermarktet werden. Und natürlich ist es immer ein cleverer Schachzug, eine Geschäftsidee als exklusiv anzupreisen.
Oft finden sich solche privaten Etablissments im Raum größerer Städte wie London, wo sogar ganze Untergrundrestaurants entstanden sind. Dies vor allem als Alternativbewegung zu den überteuerten Nobelrestaurants mit exquisiter Küche, die für den Normalbürger kaum noch erschwinglich sind. Denn auch hier panschen nicht irgendwelche Laien im Suppentopf herum, sondern die Gastwirte sind oft selbst erfahrene Sterneköche. Übergeschwappt ist dieser Trend, am eigenen Herd ein paar Nebeneinkünfte zu generieren, aus Amerika, wo es die sogenannten Supper Clubs bereits seit den Dreißiger Jahren gibt. Hier entstanden sie nach dem Vorbild der Jazz-Clubs, und boten soziale Events verbunden mit gutem Essen in einer ungezwungenen Atmosphäre, die frei von Konventionen und steifer Etikette abliefen. Gerade in England, dem Königreich der Benimmregeln und Anstandsregularien, wird verständlich, wieso diese lockeren Zusammenkünfte im kleinen Kreis so gut ankommen. Schließlich schmeckt die gefüllte Pastete viel besser, wenn man nicht stocksteif daran herumknabbern muss.
Auch in unserer Gegend befindet sich solch ein geheimes Teestübchen, das ich heute mit meinen Mädels Judith und Andrea exklusiv testen durfte. Ich verrate natürlich nicht, wo es sich befindet, aber so viel kann ich behaupten: Ein Besuch in einem Secret Tea Cottage ist etwas sehr Besonderes und in jedem Fall äußerst lohnenswert, um die vielen neckischen Eigenarten der englischen Kultur in all ihren Facetten zu begreifen.
Was haltet Ihr von dieser Form der Wiederbelebung der englischen Teekultur? Ward ihr selbst schon einmal zu Besuch in einer privaten Teestube und wie hat es euch dort gefallen? Ich freue mich auf eure Kommentare!!!
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