Tee im Harem des Archimedes – Nuran David Calis

An den Kammerspielen des Deutschen Theater hat man – unter der Regie von Nuran David Calis – versucht, eine Übersetzung von Tee im Garten des Archimedes für die Bühne zu finden. Eine Adaption des zugrundeliegenden Romans misslingt mit dieser Inszenierung.

Betritt ein türkischstämmiger, junger Mann in Tank-Top die Bühne, um dem braven Premierenpublikum die Bühne zu verbieten, zeugt das von Charme. Was danach folgt, ist Exploitation, ein unsachliches Aufbereiten der Asyl-Problematik, die in dieser Form beinahe schon als Hausmannskost hiesiger Kulturlandschaft gilt. Mag es auch daran liegen, dass die Umsetzung für die Bühne nicht funktioniert, so ist es nicht zuletzt am Schauspiel von Christoph Franken, das den Abend bloß erträglich macht.

Es ist ein heikles Thema, das der Vertriebenen und Flüchtlinge – und so muss man auch bei der Bearbeitung einer gewissen Verantwortung gerecht

werden. Aber, anstatt aufzuklären, werden politische Prozesse als ohnehin unverständlich abgetan, will man schließlich die anwesenden Gäste unterhalten. Der Abend beginnt mit Frankens Rezitation des vorliegenden Buches, mit einer Kontrastierung von Flüchtlingsschicksalen. Die jugendlichen Protagonisten, die uns in weiterer Folge als leibhaftige Klischees vorgeführt werden, sind gezwungen, ihre Masken abzulegen und uns dokumentarisch ihre Angst zu schildern. Leider haben die Darsteller ab einem gewissen Punkt schon alle ihre Ernsthaftigkeit verspielt. So scheint es beinahe, als würde man sich über die behandelten Sujets lustig machen, werden die Toten von Lampedusa klagend erwähnt, bleiben die erwähnten Fallbeispiele nämlich verwurstete Karikatur. Photo-Slideshows von einzelnen Menschen, die eingeblendet werden und in Schleife laufen, sich wiederholen, pervertieren dieses Verfahren und führen den Anspruch zur Unbeholfenheit.

Dabei verharrt die Inszenierun; eine Auflösung findet nicht statt – und genau jenes Verfahren als stumme Kritik zu sehen, wohlw

ollend, dafür ist die Regie nicht hinreichend klar. Entdeckt man dann ein gefälliges Bild, so wie etwa das personifizierte, fette Europa, das selbstgefällig vor den Asylbewerbern tänzelt, kehrt es sich plötzlich um. Wenn aber Franken in diesem Kostüm noch mehrmals den Hitlergruß machen muss, wird das Stück, das ohnehin mit zwiespältigem politischem Unterpfand verfährt, unglaublich einfältig.

„Zum Teufel mit der Angst“, lädt uns jener Schauspieler zum Innehalten mit gemeinschaftlichem Joint ein; ob Apologie oder Kritik, ist hier längst gleichgültig, verständlich, werden ja alle Gemeinplätze, die die Thematik hergibt, bespielt, sodass für Konkretion niemals angemessen Zeit bleiben kann. Aller Schmerz wird zur Farce, zum Witz. In dieser Clownerie ist Franken bald allem Anschein nach bloß noch auf der Bühne, um sich um- und vor allem – ausziehen zu dürfen. Funktioniert, was er spielt, noch ganz gut bei Thalheimers Jungfrau, ist diese Hanswurst-Rolle hier absolut fehl am Platz.

Im Resümee, ein passables Stück: ein bedenkliches, weil es so ungenau und halblustig verfährt, ein wichtiges aber, weil jene Thematik immer wieder angesprochen werden muss.

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