Teetrinker und Liebhaber dieser Kultur können in New York in einer Vielzahl interessanter Orte einkehren. Kleine Teestuben versteckt in Höfen, Teehäuser mit Teezeremonien, Teebars oder an Cafés angelehnte Teegeschäfte laden herzlich zum Verweilen ein.
Natürlich gehört für mich zu einem Städtebesuch auch der Besuch von Teehäusern dazu. Vor einigen Wochen hatte ich leider nicht die nötige Zeit, um beispielsweise im Cha-An eine japanische Teezeremonie zu genießen, um mich in Alice’s Tea Cup von bunten Kuchen und vielfältigen Tees verzaubern zu lassen, um im dunkelbraun getäfelten Bosie Tea Parlor mit seinen einhundert Teesorten einzukehren, die tobende Stadt im Radiance mit einer taiwanesischen oder chinesischen Teezeremonie hinter mich zu lassen, fünfundachtzigjährige Tradition im stilvollen Ambiente des Russian Tea Room auszukosten oder die Stille bei einem nachmittäglichen Tea Tasting im koreanischen Franchia Vegan Cafézu genießen.
Egal für welchen dieser Orte man sich entscheidet, traditionelle Küche, die zum jeweiligen Teehaus passt, lässt einen oft länger verweilen, als man eigentlich möchte. Da mir aber eben genau diese wertvollen Minuten fehlten, musste ich mit kleinen, aber dennoch recht feinen Geschäften vorlieb nehmen. Es geht schon lange nicht mehr nur darum, einen Tee auszusuchen und damit nach Haus zu gehen. Eine ganze Kultur, die auch große Konzerne wie Starbucks für sich entdeckt haben, ist entstanden. New York hat nicht nur an jeder Ecke einen Coffee Shop zu bieten, sondern auch Teegeschäfte die frisch gebrühten Tee für die Masse zum Mitnehmen bieten.
Argo Tea kenne ich bereits seit einigen Jahren aus Chicago. Gemütlich kann man dort mit seinem Laptop im Sessel lümmeln und einen klassischen Sencha genießen oder eine der zahlreichen anderen, liebevoll von Argo Tea zusammengestellten Teesorten. In der Nähe des Central Parks kam ich an einem dieser Cafés immer nach meinem Morgenlauf vorbei und durfte meine windgekühlten Finger an einem Maté Latte wärmen. Etwas Besonderes für mich, das ich so noch nicht kannte und nie auf die Idee gekommen wäre, es selbst so zu mischen. Mittlerweile nicht nur heiß sondern auch auf Eis in meinem Büroalltag eine köstliche Erfrischung zwischendurch, vor allem mit Mandelmilch.
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Bei Argo Tea wird der Tee frisch aus losen Blättern gebrüht – ganz natürlich, ohne Zusatzstoffe, mit richtigen Fruchtstücken. Es duftet immer wieder herrlich anders, mal herb nach Kräutern oder Maté, lieblich nach blumigen Variationen, fruchtig nach frischem Obst. Wer Lust auf Essen oder auch auf Kaffee hat, wird sicher eine kleine Köstlichkeit finden – rohe Müsliriegel, Haferbrei, Kichererbsen- oder Linsensalat, Grünteemuffins und Quiches.
Ebenso verlockend für einen Tee oder Snack zwischendurch klang für mich die neu eröffnete Upper East Side Teavana Bar von Starbucks. Jedes Mal wenn es mich dort nicht gerade vor meinem Morgenlauf vorbei trieb, war das Geschäft ordentlich gefüllt und leider konnte ich nie einen Sitzplatz finden, um in dem klaren Ambiente mit dem warmen Licht länger zu bleiben. Es ist sehr Geschmackssache, ob man an diesem luftigen, aber so einfach gehalten Laden Gefallen findet. Die grauen Wände wirken zuweilen etwas kühl. Die Sitze nicht so gemütlich, eben einfach gehalten, passend zum Gesamtkonzept. Aber für einen Tee zum Mitnehmen und Staunen reicht es allemal. Kleine Köstlichkeiten hinter Glas machen Hunger, frische Säfte auf dem Tresen locken in strahlenden Farben und die Vielzahl an Tees ließ mich wie in den anderen Geschäften immer grübeln, was ich nun eigentlich probieren oder mitnehmen möchte.
Ein absoluter Zufall hat mich in das nirgendwo von East Williamsburg geführt. Man soll ja für alles dankbar sein, was einem widerfährt und auch wenn mir kurzeitig zwischen den Hinterhof Garagen und düsteren Metalltoren der Industriegebäude zu nachtschlafender Zeit etwas flau im Magen war, wurde ich mich mit einem wunderbaren Chai im Swallow Cafe entschädigt. Natürlich mit Mandelmilch. So wie scheinbar jedes noch so kleine Teegeschäft oder all die privaten Coffee Shops, die ich in Lower Manhattan, an der Upper Eastside, im Flatiron District, in Chelsea und West Village beiläufig besucht habe, Mandelmilch führen. Sehr fein aufgeschäumt, unglaublich cremig, lieblich duftend und ganz samtig im Mund.
Ich kann nun nicht behaupten, dass ich meinen Weg nach New York nur angetreten hatte, um im China Town neuen Tee zu kaufen. Dennoch verschlug es mich bei der ersten Abendstunde Freizeit sofort dahin. Ohne den genauen Weg zu kennen, stolperte ich aus gleichnamiger Bahnstation hinein in die Dunkelheit. Statt aber wie in London, Chicago oder San Francisco mit typischen Geschäften in Empfang genommen zu werden, strahlt mich ein Apple Mega Banner gleißend an und der Duft von Starbucks zieht an mit vorüber. Mein Plan verriet mir, dass ich schon ganz richtig sei, aber noch einige Schritte weiter gehen müsse, um mir einen heißen Matcha Latte zu gönnen. Eine Vielzahl von Getränken sind mehr oder weniger kleine Süßigkeiten, die man aber auch zu meinem Glück ohne Zucker und mit pflanzlicher Milch bestellen kann.
Meine Frage nach einem interessanten Teegeschäft mit großer Auswahl endete damit, dass man mich aus dem Laden schob, um mir die Tür des Nachbargeschäfts zu öffnen und mich dort mehr oder weniger hinein zu schubsen. Man könne mir dort sicher mit Wänden voller Tee weiterhelfen. Schneller als gedacht, war ich in ein Gespräch verwickelt, schnupperte an Matcha und diversen Oolongs, schaute mir die lokale Trocknung amerikanischen Ginsengs an und knabberte an der Rinde eines Stücks. Schneller als gedacht, aber eigentlich wie immer war mein Budget für meinen Teeeinkauf aufgebraucht. Ich bekam einige Lesezeichen für mein Teebüchlein, in dem ich mir einige Bleistiftnotizen machte und stapfte fröhlich am Strohhalm schlürfend mit meinem Matcha in die Nacht.
Wer noch auf der Suche nach einer passenden Teetasse ist und sich an seinen Ausflug in diese Stadt erinnern möchte, dem lege ich unbedingt den Besuch von Fishs Eddy ans Herz. In der Nähe von Lululemon und Equinox wirkt der kleine Laden geradezu unscheinbar. Aber dort bekommt man alles, was das Herz rund ums Kochen und Backen begehrt. Natürlich auch Tea Pots und wunderbare Weckgläser und Karaffen für selbstzubereitete pflanzliche Milch, Smoothies und Säfte. Der nette ältere Herr am Eingang konnte mich nicht überzeugen, einen seiner Einkaufskörbchen zu nehmen. Ich wollte ja nur schauen. Wenige Minuten später, als die Kulleraugen mehr sahen als die Hände tragen konnten, eilte er mir wie selbstverständlich, als hätte er es natürlich bereits vorher geahnt, freundlich zur Hilfe. Meinen Ginseng Tee gibt es deshalb aus handbemalten, übergroßen Tassen und meine Smoothies aus blauen Ball Heritage Jars.
Weshalb es euch auch immer in diese belebte Stadt führen mag, ich kann euch den Besuch von Teegeschäften und Teehäusern nur empfehlen. Auch immer gern abseits der großen Einkaufsstraßen. Ähnlich wie hier in Berlin beispielsweise im Chen Che und Si An oder in Cannes im so wunderbaren Volupté Thé d’exception Teehaus kann man eine köstliche Zeit dort verbringen.