Tayrona Nationalpark in Kolumbien – schwer umkämpftes Paradies

Der Nationalpark Tayrona befindet sich im Norden von Kolumbien, verläuft ca. 35 km zwischen der kolumbianischen Karibikküste und dem Gebirge Sierra Nevada bis hin zur Mündung des Rio Piedras im Osten. Der Park umfasst eine Fläche von 15.000 Hektar, wovon ca. 3.000 Hektar maritim sind. Er wurde 1960 gegründet und zählt zu den bekanntesten Nationalparks Südamerikas. Das hektische Santa Marta ist nur 35 km entfernt.

Der Tayrona Nationalpark wurde nach den Tayrona Indianern benannt, die dort bis zum 16. Jahrhundert gelebt haben, bis sie von Kolonialmächten vertrieben und ausgerottet wurden. Heute leben nur noch wenige Nachkommen der Tayronas, die Koguis, in einem Dorf in den Bergen des Parkes: “Pueblito” für das moderne Volk, “Chairama” für die Uhreinwohner.

Holzhütten der Kogui

Holzhütten der Kogui

Die Tairona waren ein präkolumbianisches Volk mit hochentwickelter Kultur auf dem Gebiet der heutigen Provinz La Guajira und Magdalena. Die Herkunft und Frühphase dieser Kultur liegt im Dunkeln, da sie wie die anderen südamerikanischen Kulturen keine eigene Schrift entwickelt haben. Einer der ersten Berichte schrieb der Humanist Pedro Martyr d`Anghiera (1457-1526). Bis etwa 800 n.Chr. lebte das Volk in kleinen, verstreuten Dörfern in der Küstenregion. Aus unbekannten Gründen zog sich das Volk ab dem 9. Jahrhundert immer mehr in die unzugänglichen Gebiete der Sierra Nevada de Santa Marta zurück und errichtete etwa 200 Terrassenstädte, von denen heute noch die charakteristischen runden Hausplattformen sichtbar sind.
Jede in sich unabhängige Stadt, um die sich jeweils kleinere Siedlungen kumulierten, unterstand einem Häuptling. Das Zentrum der urbanen Kultur war Ciudad Perdida (dt.: verlorene stadt), die auf dem Höhepunkt im 16. Jahrhundert etwa 2 500 Einwohner hatte. Sie ist neben Machu Picchu eine der größten wiederenteckten präkolumbianischen Städte Südamerikas.

Wanderweg Stadt Perdida

Wanderweg Stadt Perdida

Eine weitere archäologisch teilweise erforschte Stadt der Tairona ist das nahe der Küste gelegene Pueblito.
Die Tairona stellten hochentwickelte Töpferwaren her, auf einem ästhetisch und kunsthandwerklich besonders hohen Niveau befanden sich aber die Goldarbeiten. Gold galt als Fruchtbarkeitssymbol, dessen von der Sonne übernommene Kraft auf den Träger übergeht. Es wurde von allen Einwohnern getragen.
Besonders schöne Goldartefakte der Tairona sind im Museo del Oro in Bogota und im Metropolitan Museum of Art in New York City ausgestellt.

Dem Eindringen der Spanier im 16. Jahrhundert widersetzten sich die Tairona heftig. Sie lehnten das Christentum vehement ab. 1525 kämpften sich die Spanier durch den Dschungel und setzten das Dorf in Brand. 100 Jahre begehrten die Tairona auf – bis sie sich schließlich geschlagen geben mussten. Die verbliebenen Überlebenden

Weg Parque Tayrona

Weg Parque Tayrona

verstreuten sich in noch abgelegenere Bergregionen der Sierra Nevada de Santa Marta. Die Kogui bilden ihre Nachfolger.

Auf dem Weg zum Sandstrand

Auf dem Weg zum Sandstrand

Die Landschaft des Nationalparks kann unterschiedlicher nicht sein: von tropischenStränden über Trockenwälder, Nebelwälder bis hin zu den schneebedekten Gipfeln der Sierra Nevada findet man hier alles. Die touristische Zone liegt aber meist an den tropischen Stränden. Vom Pueblito aus kann man bei gutem Wetter die schneebedeckten Gipfel sehen, obwohl man im Regenwald steht.
Nur ein kleiner Pfad weist den Weg nach Arrecifes, zur ersten Dschungelunterkunft am landen Strand. Die Brandung hat die Felsen um den Strandabschnitt in überdimensionale Kieselsteine verwandelt. Die nächste Bucht ist erstaunlich ruhig, La Piscina, der Swimmingpool, heißt das Kristallbecken, wo schneeweißer Sand in das Karibische Meer führt. Hier genießt man die Natur und Ruhe pur: keine Strandverkäufer, keine Hotels und keine Sonnenschirme. An manchen Stränden ist das Baden aufgrund der starken Strömung verboten, zahlreiche Schilder gedenken der Ertrunkenen.

Strand Parque Tayrona

Strand Parque Tayrona

In der Finca “Don Pedro” in Arrecifes gibt es ein überdachtes Hängemattenlager. Die Hamacas dienen nicht nur der Siesta, sondern sind auch Bettersatz. Wem dies zu rustikal ist, kann in der nur einen Kilometer entfernte Bucht von Cañaveral im luxuriösen Häuschen mit eigenem Strand und Liegen übernachten. Diese Häuser sind dem Baustil der Ureinwohner nachempfunden und stören nicht in der Landschaft.

Landschaft Tayrona

Landschaft Tayrona

Von dort kann man zum Dörfchen Pueblito Chairama aufbrechen. Private Tourguides bieten Wanderungen zu den Überresten der Indiostadt im Urwald an. Die Wanderung dauert mehrere Stunden von Cabo bis zur versteckten Siedlung und geht steil bergauf. Der Weg ist anstrengend und schweißtreibend, hat man es aber geschafft, eröffnet sich ein unglaublicher Blick auf eine Lichtung und den Überresten eines Tempels. Man hört nur Affengebrüll und Zierpen, die Grundmauern verschweigen ihre blutige Vergangenheit und strahlen heute stille Friedlichkeit aus.

Strand

Strand

Am besten reist man außerhalb der Regenzeit von Januar bis März und von Juli bis September an. Von Santa Marta fahren Busse direkt zum Nationalpark, der Eintritt kostet rund 15 Euro, den Reisepass muss man vorlegen. Entweder man erkundet den Park an einem Tag oder nimmt sich eine Auszeit vom Trubel Kolumbiens und entflieht für drei Tage in die Natur und die Vergangenheit.

Den Parque Tayrona kann man im Rahmen der 19-tägigen Rundreise durch Kolumbien, 15-tägigen Kleingruppenreise, Reise Kolumbien Aktiv besuchen.

Strände Parque Tayrona

Strände Parque Tayrona

Tagged as: Arrecifes, Karibik, Kolumbien, Nationalpark, Präkolumbianisch, Santa Marta, Sierra Nevada, Tayrona


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