Kürzlich gabs im Tagi eine Sammelseite - Anekdoten von Redaktoren zu ihrer Gymiprüfung. Ich steuerte das Geschichtlein bei, wie ich an der Aufnahmeprüfung für die Kantonsschule Trogen im Fach Deutsch ein praktisch unverständliches Diktat erlebte; der Lehrer, der es vortrug, war ein Waldschrat und nuschelte brutal. Der Text war damals ein Auszug aus Robert Schedlers "Der Schmied von Göschenen". 40 Jahre danach habe ich mir das Jugendbuch, einen Klassiker von 1919, in einer schönen Ausgabe antiquarisch besorgt und gelesen. Die Geschichte gefällt mir ganz ausgezeichnet. Sie erzählt, wie in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts die Leute im Urner Oberland unter Führung des beherzten Schmieds Heini von Göschenen einen Steg durch die grauslige Schöllenenschlucht legen - so beginnt die Geschichte der Gotthard-Transitroute.
Schmied Heini ist übrigens ein Tausendsassa. Autor Schedler stellt ihn gleich auch als Erfinder der Hellebarde hin, die 1315 am Morgarten entscheidend werden wird, indem er ihn sagen lässt:
"Ich denke an eine Waffe für unsere Bauern, die ihnen Überlegenheit geben soll im Kampf mit den schwerfälligen Rittern. Ein starkes, schweres Beil müssen sie haben, das den Helm und Harnisch durchschlagen kann; ein Haken dran, mit dem man die Sattelfesten vom Pferde reisst, und eine starke, scharfe Spitze, um die Pferde stechen zu können, dass sie scheu werden. Ich will mir die Sache überlegen."