Ich vergleiche Bücher zwar nur ungern, aber da Zorn und Morgenröte und Tausend Nächte aus Sand und Feuer nur wenige Monate nacheinander auf dem deutschen Buchmarkt erschienen, kam wohl kein Leser des Genres drumherum, nicht doch ein paar Parallelen zwischen beiden Geschichten zu ziehen. Als ich nun endgültig doch zu Frau Johnstons Roman griff, war ich vorerst sehr skeptisch, hatten mir Zorn und Morgenröte und seine Geschichte in 1001 Nacht doch so gut gefallen. Jetzt nach dem Lesen muss ich allerdings zugeben, dass diese Skepsis vollkommen unberechtigt war, da ich Tausend Nächte aus Sand und Feuer sogar noch um einiges besser fand, als Frau Ahdiehs Roman. Hier nun meine (natürlich vollkommen subjektiven) Gründe, wieso dies der Fall war:
- Die Protagonistin Ich habe schon auf einigen Blogs gelesen, dass ihnen die Heldin der Geschichte zu distanziert war, ich empfand dies jedoch überhaupt nicht so. Sie war ein Wüstenmädchen, Arbeit gewohnt, aus einfachem Hause, klug und mutig. Ihre Gedanken gingen immer einen Schritt weiter und das Motiv ihres Handelns war Nächstenliebe, nicht reine Rache. Das machte sie für mich wesentlich sympathischer als Shahrzad.
- Die MagieWährend wir sie in Zorn und Morgenröte bisher nur erahnen konnten, spielte die Zauberei hier eine wesentlich größere und klarere Rolle. Zwar darf der Leser somit nicht miträtseln, was sich hinter dem seltsamen Verhalten des Königs verbirgt, aber ihm wird dafür der Blickwinkel des Bösewichts dargeboten, den ich dankend annahm und wahnsinnig interessant fand.
- Die BeschreibungenIch hätte nie gedacht, mich jemals so sehr zur Wüste hingezogen zu fühlen, aber genau das schaffte Frau Johnston mit ihren Worten. Ich hatte alles ganz deutlich vor Augen und musste mir an keiner Stelle das Setting von Disneys Aladdin vorstellen, so wie ich es bei Zorn und Morgenröte aufgrund der flachen und eher blumigen Umschreibungen handhabte.
- Die LiebeUnd ich meine nicht die romantische Liebe zwischen einer Frau und einem Mann, sondern das tiefe Gefühl der Zusammengehörigkeit in einer Familie; die Liebe zwischen zwei Schwestern; zwischen Mutter und Tochter. Die Art von Liebe, der ich glaube, dass sie Böses besiegen und Gutes hervorbringen kann.
- Die SpracheDas ist wahrscheinlich der Punkt, an dem sich fast alle einig sind. Die Autorin schafft mit ihren Worten eine Atmosphäre, der man sich gar nicht entziehen mag. Sie schreibt metaphorisch, authentisch und manchmal rau wie die Wüste. Ich fand es famos.