Lange Zeit war ich ja ziemlich großer Wrestling Fan. Ich meine, hey, wo sonst sieht man Clowns, die gegen einen bösen Steuerberater kämpfen, weil der den Federschmuck von einem befreundeten Indianer geklaut hat? Wer Trash liebt, kam da eigentlich immer auf seine Kosten. Irgendwann habe ich dann aber das Interesse dran verloren. Es wurde einfach langweilig. Nur zur WrestleMania – die am Sonntag zum bereits 32. Mal stattfand – schalte ich jedes Jahr noch ein, einfach um mich wieder daran zu erinnern, warum ich den Scheiß nicht mehr gucke. Ich gehe jetzt nicht darauf ein, wie viel Bullshit man auch dieses Jahr wieder bei dieser Veranstaltung abgeliefert hat. Widmen wir uns lieber etwas schönerem: Bullshit mit Wrestlern aus den 90ern. Oder etwas genauer: Bullshit-Filme mit Hulk Hogan. Es war ja damals so, dass Hulk Hogan, lange Zeit Aushängeschild der WWF, zur Konkurrenz wechselte. Und alle so: Wow! Ein nicht unerheblicher Teil dieses Wechsels war darauf zurückzuführen, dass die WCW dem Hulkster damals anbot, mit ihm Filme und Serien zu produzieren. Für nicht Wrestling-Fans ist das natürlich absolut uninteressant, aber für Fans läutete es über kurz oder lang die heißeste Phase ein, die das Pro-Wrestling jemals gesehen hat. Die Monday Night Wars. Hach, es war so herrlich.Man war unterhaltsam, kreativ, trashig, überraschend und einfach absolut sehenswert. Also genau das, was der heutige Film – der nebenbei der erste Film war der im Zuge des Hogan-WCW-Wechsels entstand – absolut nicht ist.
THUNDER IN PARADISE – USA – 1993 – 104 Min.
Das Ganze ist ein Pilotfilm zu einer Serie entwickelt von den Baywatch-Machern. Ich denke mehr muss man gar nicht sagen. Mache ich aber natürlich trotzdem. Also los:
Das Allerwichtigste, was wirklich jede Actionserie der Neunziger braucht, sind Models in Bikinis. Check.
Und ein cooles futuristisches Vehikel für den Helden. Zum Beispiel ein schnelles Boot. Check.
Und einen richtig beschissenen Theme-Song. Check.
Und Hulk Hogan mit Augenklappe und Walkman … äh … check.
Irgendwo in Kuba fliehen Mutter und Kind vor kubanischen Militärs.
Augenklappenhogan fährt derweil weiter cool mit seinem Boot übers Meer. Und lädt seine Waffe durch. Die Augenklappe trägt er nebenbei weil Kowalski ihm in die Fresse gehauen hat, wie uns Hogans Partner Bru gerade erklärt.
Leider funktioniert die Tarnkappenfunktion des Bootes nicht, aber Spence – so Hogans Name hier – ist nicht bereit die Mission abzubrechen, wie er uns in einem auswendig gelernten Text erklärt, der viel zu viele Fremdworte enthält, als es für einen “Darsteller” wie Hogan gut ist.
Jedenfalls schießt Spence mit einem Jetski aus dem Boot und gerät direkt unter Beschuss. Jede Menge Scheiße fliegt in die Luft und Spence geht tauchen. Da das Militär immer weiter rumballert, muss Spence es irgendwie ausschalten. Da er der einzig wahre Hulk ist, taucht er unter den Steg, auf dem die bewaffneten Kubaner rumstehen und drückt, unter Wasser, zwei Stützpfeiler von der Größe einer Litfaßsäule auseinander, wodurch der Steg zusammenbricht.
Kollege Bru lenkt im Boot das Feuer auf sich und Spence kann sich in das Dorf schleichen, indem er wie ein Assassine über die Dächer der billigen Hütten klettert und dann in einen Jeep springt, um alle 4 Soldaten mit den Köpfen aneinander zu schlagen und die Geiseln zu befreien. Natürlich müssen Spence und die Geiseln auch noch aus dem Lager rauskommen. Was für ein Glück, dass da ein TELEFONMAST!!! rumliegt, mit dem Spence mal eben die komplette Armee (also 5 Leute) umkloppt, als wäre er ein Baseballspieler, der als Kind in den Zaubertrank gefallen ist.
Am Strand sind jede Menge geile Ischen und ein alter Sack, der irgendeine Tussi erpresst. Sie muss innerhalb von 2 Tagen heiraten, sonst gehört dem alten Sack das Hotel ihres Vaters, oder sowas. Dass die hier ernsthaft so eine hanebüchene Story auspacken, sagt eigentlich alles über den Müll hier aus. Ich frage mich gerade, ob es in der späteren Serie wohl eine Folge gab, wo Spence in einem verfluchten Spukhaus übernachten musste, dass er von seiner Oma geerbt hat. Geht schließlich in die gleiche Richtung.
Spence und ein kleines Mädchen, dass ihn übrigens nur “Hurricane” nennt, weil Hogan hier der Mann mit den 1000 Spitznamen ist, nehmen einen Hammerhai aus und finden die hässlichste Halskette seit Poseidon sich ins Meer verpisst hat. Nach etwas Paragliding kommt Jessicas Mutter angetapert und kackt Hurricane an, weil Paragliding zu gefährlich ist. Sie sollte ihn lieber anscheißen, weil seine bunte Badehose augenkrebserregend ohne Ende ist.
Irgendeine Tussi mit dicken Tüten namens Nicole und Spencercane gehen poppen.
Dann geht die Story hier mal los und auch wenn ich es nicht ganz checke, wird es höchste Zeit. Nur so viel: Hogan muss sein geliebtes Boot “Thunder” abgeben, weil … Das eben ein billiger Plot ist, der zu der Hochzeitgeschichte mit der Ische von vorhin passt. Bru hat aber eine tolle Idee: Für das Boot zu kämpfen. Oh, und Kowalski vor die Fresse hauen. Klingt durchdacht.
Megan soll R.J. “Hurricane” Spencer heiraten. Jetzt mal ernsthaft: Wer zur Hölle hat sich diesen Namen ausgedacht? R.J. “Hurricane” Spencer? Klingt wie eine Mischung aus Bartender, Boxer und Puppe aus dem 80er Kinderprogramm.
Kommen wir zu einem sehr wichtigen Part von Filmen mit Wrestlern als Helden: Mehr Wrestler. In diesem Fall Jim “The Anvil” Neidhardt und Hogans Megabuddy Brutus “The Barber” Beefcake, der seit ungefähr 1972 immer genau da ist, wo Hogan rumturnt. Neidhardt gewinnt beim Armdrücken gegen Brutus und feiert sich selbst. Leider gibt es keinen Sylvester Stallone Auftritt sondern nur Neidhardt gegen Hogan. Bedenkt: Hurrihogan hat vorhin einen Telefonmasten rumgeschwungen, als wäre es ein Zahnstocher, kann jetzt aber nicht beim Armdrücken gewinnen. Da Neidhardt – der übrigens dieser ominöse Kowalski ist – aber plötzlich zuschlagen will, haut Spencerhulk ihn um und wird wohl zum Sieger erklärt.
Megan bietet Hulkicane an ihm das Geld für sein Boot zu geben, wenn er sie mal eben heiratet. R.J. ist nicht überzeugt, denn er dachte immer Megan würde nur aus Liebe heiraten. Das tut sie auch, denn sie liebt ihr Hotel.
Dramatische Gitarrenmusik während Hurrihogan Moped fährt. Und in seinem Boot sitzt. Und in Denkerpose über das Angebot grübelt.
Zur gleichen Kackmusik erzählen sich Bru und Kelly ihre größten Träume. Sie will nach Florenz in Italien und Skulpturen erschaffen wie Michelangelo. Er will Kelly ficken. Kelly merkt an, dass manche Träume nie wahr werden und wir haben eine unfassbar tiefgründige und absolut sinnlose Szene hinter uns, die tatsächlich das Potenzial hatte, so etwas wie Tiefe in diesen Bullshit zu bringen.
Aber wer braucht schon Tiefe, wenn man eine Szene kriegen kann, wie die, in der Megan Hulkihogan einen Ring zuschiebt und ihn zwingt, ihr einen Antrag zu machen, damit alle Leute es mitkriegen. Und natürlich ist die ganze Szene an Lächerlichkeit und schlechtem Schauspiel nicht zu übertreffen. In dieser Szene sollen die Darsteller sogar schlecht spielen, um diesen Fake-Antrag irgendwie witzig zu machen. Und selbst dazu sind sie nicht fähig.
Die Schurken dieser Story laden gerade Raketen auf eine Yacht. Um genau zu sein, lädt nur Wrestler Giant Gonzalez die Raketen auf, weil er direkt zwei Kisten voller Raketen gleichzeitig tragen kann. Da kann Spencercane mit seinem Telefonmast einpacken. Mr. Kilmer sucht eine Halskette … ach ja, die gibt es ja auch noch.
Nur damit wir nicht den Überblick verlieren, fasse ich noch mal kurz zusammen, um was es hier eigentlich geht: Hogan hat seine Bootsrechnung nicht bezahlt und beim Armdrücken gegen Kowalski fast sein Auge verloren, er muss Megan heiraten, die das vorgeschlagen hat, da sie ohne Hochzeit ihr Hotel an ihren bösen Onkel verliert. Megans Nichte trägt eine hässliche Kette, nach der ein Mann namens Mr. Kilmer sucht, der aus irgendeinem Grund nicht von Val Kilmer gespielt wird, und Bru will Kelly knallen, die aber lieber nach Italien auswandert.
Irgendwo in diesem ganzen Wirrwarr von Bierdeckelgeschichten muss sich ein Zusammenhang verbergen. Aber ich finde ihn einfach nicht.
Hulkagroom probt das “I love you” und das “Ja”-Wort mit Bru. Nicole kommt vorbei und übt mit ihm dann auch schon mal den Kuss. Megan kommt vorbei und Nicole macht sich vom Acker. Megan macht noch mal klar, dass ihr Onkel völlig überzeugt davon sein muss, dass sie sich über alles lieben und bla. Dieser Plot ist so dermaßen dämlich, ich kann es kaum in Worte fassen.
Jedenfalls haben sich Hurricamanias Trauzeugen Bru, Brutus und Jimmy Hart (nur echt mit Klaviertastensacko) schon mal aufgestellt und die Braut latscht die Treppen zum Zeremonienbogen runter. Während der Priester seinen Kram palavert, verhandeln Randall (das R in R.J. “Hurricane” Spencer) und Megan noch darüber, wer denn die Geschenke behalten darf. Es kommt der alles entscheidende Moment, falls jemand einen Grund kennt, warum die nicht heiraten sollte und so weiter und Onkel Edward ruft laut los, dass er dem Braten hier keinesfalls traut und die ganze Hochzeit ein riesiger Schwindel ist, da sich die beiden gar nicht lieben.
Mal an die Leute, die sich damit auskennen: Spielt das wirklich eine Rolle? Würde ein Priester, wenn ich jetzt einfach in eine Trauung reinbrülle, dass die beiden sich gar nicht lieben, einfach abbrechen, seine Sachen packen und nach Hause gehen? Ich frage nur, weil ich das, wenn das wirklich so ist, gerne mal machen würde. Aber wenn nicht, stehe ich ja wie ein Idiot da.
Jedenfalls wird die Trauung durchgezogen und dann ist Party. Auf der treiben sich auch Mr. Kilmer und seine Freundin rum, die der kleinen Jessica einfach ihre hässliche Kette klauen. Selber schuld, Mädel. Der Typ hat dir schließlich 100 Dollar für das Kackteil geboten. Manchmal muss man auch mal auf seine Prinzipien scheißen und korrupt sein. Lektionen fürs Leben bietet der Film also auch.
Randallmania sieht den Diebstahl und is running wild. Wird aber von Giant Gonzalez in eine Strohhütte geworfen und die Schurken hauen ab. Vorher hats die Kette zerlegt und die einzelnen Steine liegen im Sand. Mit einem Metalldetektor sammeln die Hogans die teile auf und stellen zu Hause fest, dass es ein Puzzle ist. Wow. Ravensburger ist nicht zufällig Sponsor von dem Müll hier?
Das Ganze ergibt eine Karte. Bru und Kelly haben auch noch recherchiert und festgestellt, dass die Kette von einem Kriminellen hergestellt wurde, der wohl seine Beute aus Banküberfällen irgendwo vergraben hat. Das ist alles so unglaublich behämmert, dass es schon wieder irgendwie gut ist. Immerhin ist der Film konsequent darin, schlechte Plots aneinanderzureihen.
Während die Jungs und Megan mit Thunder losschippern, lassen sich Kelly und Jessica von Giant Gonzalez entführen. Ich bin ja nebenbei eindeutig der Meinung, dass es heutzutage viel zu wenig gute Henchman gibt, die einfach die Fresse halten und böse sind, weil ihnen gesagt wird, dass sie es sein sollen. In diesem Film gibt es zwar auch keinen guten, aber El Gigante, der Raketenkistenschlepper und Frauenentführer ist zumindest ein Ansatz. Immerhin hat er noch kein Wort gesagt. Nicht mal ein angestrengtes Stöhnen kommt über seine Lippen, wenn er mal wieder Leute durch die Gegend wirft.
Jedenfalls ist Jessica offensichtlich Autistin und zeichnet Mr. Kilmer aus dem Kopf eine 1A-Kopie der Karte aus dem Steinpuzzle. Die böse Gang schippert also los zur Insel, wo Hurriwood Hogan seine Frau durch einen Sumpf tragen muss. Der klettert dann auf einen Baum, um mal zu gucken, was so auf der Insel los ist und findet das Versteck des Schatzes. Denn jemand hat tatsächlich ein “X” hinterlassen, in Form von zurechtgelegten Felsen. Es ist fast, als wären sie auf Monkey Island gelandet. Ehrlich, wenn das hier keine Parodie für irgendwas sein soll, dann weiß ich es auch nicht. So viele Klischees kann man doch wirklich nicht zufällig in einem Kackfilm unterbringen.
Unter dem X ist eine Höhle, ein Unterwassersee, ein riesiges Spinnennetz in dem sich Megan verheddern kann, und eine Schlange, damit die Prinzessin in Not auch wirklich Grund zum kreischen hat. Der Schatz besteht nebenbei aus Geld und Schmuck. Mr. Kilmer (der in jeder Szene mehr an Val Kilmer erinnert; also vom Aussehen, vom Talent her erinnert er eher an Jai Courtney, nur etwas besser) taucht auf und schnappt sich den Schatz und schließt unsere Helden in der Höhle ein.
Kilmer und seine Gang wird beim Versuch Thunder zu klauen mal kurz unter Strom gesetzt und … OH MEIN GOTT! HOGAN IST FAST NACKT! Das musste doch nun wirklich nicht sein. Und jetzt taucht er in den See und es gibt Kameraeinstellungen, die ich nie wieder vergessen werde … Nachdem er auf Monkey Island war, kann er selbstverständlich auch 10 Minuten lang die Luft anhalten. Das wird vor allem klar, als er durch die Höhle getaucht ist, die Oberfläche erblickt, aber statt erst mal Luft zu holen den ganzen Weg wieder zurück schwimmt. Dann taucht er in der Höhle wieder auf atmet zwei mal tief ein und fertig. Der Mann hat die absolute Megalunge. Er war sicher nie Raucher. Anyway … alle tauchen aus der Höhle und außer Megan können hier offenbar alle ohne Sauerstoff leben.
Natürlich taucht man direkt in Thunder auf, das gerade abgeschleppt wird und was mir gerade erst auffällt ist, wie groß der Innenraum des Boots ist. Es ist ein stinknormales Schnellboot, aber innen befindet sich scheinbar eine komplette Luxuslinerkommandozentrale. Und irgendwo muss man ja vorhin auch noch das Jetski untergebracht haben. Mit Größenverhältnissen haben sie es wohl nicht so ernst genommen hier. Bei dem Anabolika und Steroidenkonsum, der bei diesem unglaublich männlichen Cast vorherrschen muss, ist das aber wohl auch gut so.
Man weiß, dass die kacke richtig am dampfen ist, wenn Hurriwood Hogan Kriegsbemalung aufträgt und auf den Frachter klettert und Leute erwürgt. Immerhin hat er jede Menge unterschiedliche Würgegriffe drauf. Und seine coolen Karatemoves können sich auch sehen lassen. Also zumindest das Gefuchtel, bevor er dann dem Typen einfach in die Visage kloppt.
Giant Gonzalez is back und schleudert alles durch die Gegend, was er in die Finger kriegt. Kisten, Fässer, Stangen, Ketten, Hulk Hogan … der kann ihn aber durch eine Frachtluke schubsen und ihn so unspektakulärer als ich jemals erwartet hätte, ausschalten. Das bringt natürlich nix, denn Kilmer lässt alle Gefangenen über Bord werfen. Ich raffe den Plan hier nicht. Der weiß doch, dass Hogans Freunde noch in der Nähe sein müssen und alle retten werden. Oder dass Hogan ein Houdini-Entfesslungskünstler vom Allerfeinsten ist und sich selbstverständlich aus seinen Fesseln befreit, 10 Minuten lang die Luft anhält und ein paar Runden schwimmt bevor er dann die Weiber rettet. Es ist alles so unfassbar vorhersehbar, dass es schon fast wieder überraschend ist, dass alles genau so passiert, wie man es vorhersieht.
Zeit für das große Finale. Also hauen die Hurricanesters mit ihrem Boot Thunder einfach ab. Kilmer findet das genau so feige wie ich und ballert eine Cruise Missile auf das Boot. Nachdem man ungefähr so lange vor der Rakete geflüchtet ist, wie Hurrimania in dem Film die Luft anhalten kann, hat man den Plan der Pläne, wendet das Boot und steuert mit der Rakete am Arsch direkt auf den Frachter zu. Wir wissen was anschließend passiert. Etwas unglaublich vorhersehbares.
Hogan liegt im Bett und Megan geilt sich auf, um ihren Mann heiß zu machen. Hier ist also das Hogan Sex Tape entstanden. Nebenbei erinnert mich das gerade daran, dass die ganze Story um den Onkel und das Hotel und die Hochzeit und überhaupt, absolut SINNLOSER BULLSHIT war, der zu absolut nichts geführt hat, außer dass dieser Scheißpilotfilm viel zu lang ist.
Ich kann mir Hogans Gestöhne nicht länger reinziehen. Ich gehe einen Bootsschein machen …