Tauchstation Kaiserin Elisabeth Spital

Regisseurin Isabella Wolf verwandelt das Brick-5 in diesem Jahr in ein Spital, wo Schauder und Frohsinn einander „Guten Tag“ wünschen. Die Theatergruppe Junger Salon bietet mit dem Stück Geister einen heiteren, genussvollen Abend. Gunda Kinzl, Luzia Oppermann, Vanessa Dorlijski und Christina Strnad sind als Schleusenwärterinnen, die in das Leben nach dem Tod führen, brillant.

Tauchstation Kaiserin Elisabeth Spital

Der junge Salon zeigt mit “Geister” ein sehenswertes Stück (Foto: Junger Salon, Tanja Gruber)

Eine Direktorin, die auf dem Tisch steht, eine Ärztin, die Papier isst, eine gesunde Patientin, die behandelt wurde, eine Frau Doktor, die von einer Toten eine Puppe geschenkt bekommen hat. Irgendetwas stimmt in diesem Krankenhaus nicht. Und zwar gewaltig nicht. Seit Neuestem soll es sogar spuken. Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören ein weinendes Mädchen. Es handelt sich um den Geist von Irma Süß. Doch was ist mit ihr geschehen und warum treibt er sich in den Korridoren des Spitals herum? Suse Melchior (Veronika Vitovec), die Patientin, die simuliert, will das Geheimnis lüften und begibt sich auf die Suche.
Parallel versucht Frau Dr. Helmer (Carmen Schrenk) den schwerwiegendsten Fehler in ihrer beruflichen Laufbahn, der ihr bei der Operation einer jungen Frau unterlief, zu vertuschen. Sie erklärt sich das Stimmenhören aufgrund ihrer Schlaflosigkeit und ihrer Sucht nach aufputschenden Medikamenten, im Glauben zu halluzinieren. Die Pathologin Frau Dr. Arnsberg (Magdalena Lermer) ist einstweilen besessen von der Idee, ihre Kropfsammlung zu erweitern.

So sind alle Protagonistinnen mit sich selbst beschäftigt und vergessen dabei, dass es eigentlich um das Wohlergehen der Patienten und Patientinnen gehen müsste. Der Spitalsalltag ist von wüsten Beschimpfungen der Schwestern geprägt, von der Intoleranz Angehörigen gegenüber, sowie von hinterlistigem Auskundschaften des Archivs, das eigentlich nur für Frau Dr. Moosgarten (Luzia Oppermann), Direktorin des Krankenhauses, zugänglich ist.

Im Hintergrund der Darbietung ist immer wieder eine Tropfkulisse zu vernehmen. Das Krankenhaus ist baufällig, die Decken feucht. Übergänge der Szenen werden wie bei Sitcoms mit spannungserzeugender Musik gestaltet. Zum Glück wurde das Hineinschalten von Lachern weggelassen. Die waren nämlich gar nicht notwendig an diesem Abend, so amüsant wie er war. Für die einzigartige und die äußerst gelungene musikalische Gestaltung waren Felix Pöchhacker und Benedict Schlögl am Werk.
Wie kann in einem Theaterstück ein Geist dargestellt werden? Videobeam und Toncollage machen es möglich. Tanja Gruber und Caroline Bobek wenden die Klicks und Tricks der Videobearbeitung an und verändern ein Standbild so, dass das Mädchen (Christina Strnad), das in einem Korridor steht, verblasst erscheint.
Der Abend zeigt sich aber nicht nur von seiner humoristischen Seite. Nein, die Darstellerinnen tauchen auch ein und bewegen sich auf einer Meta-Ebene der Poesie und geben Denkanstöße oder Impulse, wenn es um die Frage geht, was passiert, wenn ein Mensch die Erde verlässt. Die Schleusenwärterinnen singen ein schier unerträgliches Lied über Leben und Tod. Eine durchaus gelungene Passage!

Links:

Junge Kritik von Fabienne Sigaud
Junge Kritik von Benedikt Müller


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