Hallöchen ihr Lieben,
hier kommt nun wieder einmal eine Rezension von mir und zwar zu dem Buch, was wir im KHG Lesekreis gelesen haben.
Der Roman „Tauben fliegen auf“ von Melinda Nadj Abonji erzählt die Geschichte der Hauptfigur Ildiko Koscsis und ihrer Familie. Ildi stammt aus der Vojvodina und gehörte der in diesem serbischen Gebiet der ungarischen Minderheit an. Die Eltern emigrieren schließlich in die Schweiz und die Kinder, Ildi und Nomi folgen ihnen später und wachsen in der Zwischenzeit bei den Großeltern auf.
Die Geschichte wechselt zwischen der Kindheit in der Vojvodina und der Gegenwart in der Schweiz. Man erhält schöne, nostalgische, naive und beschränkte Erinnerungen, auch die Geheimnisse klingen immer wieder als Unsicherheiten in der alten Heimat an. Aber man erfährt auch Dinge über die Gegenwart, die neue Sprache und die noch fremde Kultur. Die Koscsis passen sich krampfhaft diesen Leben an, beispielsweise wird in ihrer Cafeteria nur Deutsch gesprochen, so wird die Fassade aufrechterhalten. Ildi fühlt sich in der Schweiz jedoch niemals richtig daheim und dieses Gefühl wird durch die Ablehnung einiger Dorfbewohner immer mehr vorangetrieben, bis sie schließlich ein schlimmes Erlebnis zur Rebellion zwingt.
Melinda Nadj Abonji erzählt in ihrem zweiten Roman von Dingen, die bewegen, die nachdenklich machen. Dazu gehört der Abschied von den geliebten Großeltern und der Heimat, die durch Kriege so verändert wurde, dass sie nicht mehr die Heimat, sondern eine Fremde ist. Der Verlust der Großeltern, der friedlichen Kindheit, der Verwandten, der Freunde, der friedlichen Kindheit, die Schwierigkeiten im neuen Land, der Krieg, der nahe und doch so fern ist und schließlich das Schicksal vieler Familienmitglieder zieht den Leser in seinen Bann und lässt ihn alles haargenau miterleben.
Die Schwierigkeiten beim Aufbau einer neuen Existenz in der Schweiz und die Ablehnung, die sie als Ausländer erhalten, macht den Leser betroffen und nachdenklich. Es werden große Themen behandelt, beschrieben in langen Sätzen und einer wunderschönen Sprache, die zwar zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist, den Leser jedoch sehr bald in seinen Bann zieht.
Ich finde, dass die Autorin den deutschen Buchpreis 2010 zu Recht gewonnen hat und kann dieses Buch nur an alle weiterempfehlen.
Liebe Grüße eure Lisi
PS: Als Strafbuch ist "Seidentanz" rausgekommen, das werde ich als nächstes lesen.