Tatsächlich… Leiden??

Aus gegebenem Anlass ist dieser Beitrag einem sehr liebenswerten Menschen gewidmet. Er trägt Mitgefühl und Güte zu dem/n Menschen, der es jetzt gebrauchen kann. Zu Beginn eine sehr hilfreiche alte Grundregel:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr hat diese am weitesten verbreitet. Dieses Gebet ist zweifelsohne ein weiser Gedanke den so ähnlich auch bereits Stoiker wie Epiktet und später auch der Dichter Friedrich Schiller formulierten.

Der Mensch leidet darunter, dass er Dinge nicht ändern kann oder ändern will und nicht rausgehen kann und trotzdem dagegen ankämpft, innerlich dagegen ankämpft.

  • Es dürfte nicht so sein!
  • Es müsst anders sein!
  • Warum ist es jetzt so?

Er jedoch nicht bereit ist, es so anzunehmen wie es ist.
Genau so ist es mit dem körperlichen Schmerz.
Wenn man es ändern kann, ändern.
Wenn man rausgehen kann aus diesem körperlichen Schmerz, kann man rausgehen. Die Hand von der heißen Herdplatte herunter nehmen.

Wenn man beides nicht kann, wenn man medizinisch mit dem Schmerz getan hat und tun konnte, dann kann man sich in den Schmerz hinein entspannen.

Wenn man die Fähigkeit entwickelt hat, sich so in den Schmerz hinein zu entspannen, dass man alles verändert, dass man alles Kämpfen aufgibt, dann kann es sein, dass der Schmerz wenig wird oder sogar verschwindet.

Schmerz, auch körperlicher Schmerz, das wissen wir aus der Schmerzforschung, ist keine objektive Größe.

Es ist hinlänglich bekannt, dass man mit Hypnose Schmerzen wegbekommen kann. Sogar Operationen ohne Narkotika machen kann. Daran erkannt man, dass Schmerz nichts objektives ist, sondern ein subjektives geschehen, das viel stärker von den Gedanken von den Bildern mitbestimmt wird, als man es sich normalerweise vorstellen kann und denkt.

Ein Grundproblem des Menschen besteht darin, dass der Mensch im Leben mit Schmerz konfrontiert ist, diesen Schmerz nicht will und alles daran setzt, diesen Schmerz zu bekämpfen und weg zuhaben.

Wenn der Scherz da ist, und man sich gegen ihn stellt, dann verspanne man sich und der Schmerz wird 10 mal so groß wie er vorher war. Wenn diese Verspannung gegen den Schmerz weitergeht, dann wird er 100 mal so groß wie er vorher war.

Das ganze Leid entsteht erst dadurch, dass man dem Schmerz wegrennen will. Es ist auch die Akzeptanz der eigenen Ohnmacht. Ich zitiere aus dem Buch von Christian Meyer “Der Weg der inneren Erfahrung”:

Das ist eines der zentralen Geheimnisse. Der Mensch rennt gegen die Ohnmacht an. Der Mensch versucht, alles in die Hand zu bekommen und so zu tun, als ob er der Gestalter von allem wäre, von nichts mehr abhängig und in der Lage, alles bestimmen zu können. Das Geheimnis ist: Wenn ich die Ohnmacht akzeptiere und annehme, bin ich auf einer tieferen Ebene nicht mehr ohnmächtig. Wenn ich die Ohnmacht ganz trage und fühle und ganz akzeptiere und bejahe, dann kann ich sofort erfahren, dass ich durch das Akzeptieren und Annehmen der Ohnmacht Frieden auftaucht, Freiheit auftaucht.

Durch die Sensibilisierung der natürlichen inneren Wahrnehmung, die das Ergebnis des Praktizieren der momentanen Achtsamkeit ist, lässt sich die Ohnmacht auflösen.

Entdecke in dir wieder die Fähigkeit, geschehen zu lassen.


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