Von Günter Verdin (www.verdinguenter.blogspot.com/VERDIN ENTERTAINMENT)
Viele große Schauspieler haben genuschelt: Oskar Werner zum Beispiel, Hans Moser oder Klaus Kinski. Til Schweiger nuschelt auch, aber er ist leider kein großer Schauspieler. Das war bei seinem mit viel Medien-Tamtam hochgepuschten "Tatort" -Debüt doch ein wenig anstrengend. Schweiger als der nach Hamburg versetzte Kommissar Nick Tschiller war über weite Strecken inhaltlich nicht zu verstehen,dazu noch junge Darstellerinnen, die als osteuropäische Opfer eines brutalen Mädchenhändlerrings deutsch radebrechen mussten: für den nächsten Schweiger-"Tatort" wünschen wir uns jedenfalls deutsche Untertitel .
Obwohl: auf die Dialoge kam es bei der Folge "Willkommen in Hamburg" weniger an als auf Action. Dieser "Tatort" wird jedenfalls als der mit der unglaubwürdigsten Verfolgungsjagd seit "Alarm für Cobra 11" in die Fernsehgeschichte eingehen: Kommissar Nick Tschiller hechtet einem auf einer Serpentinenstraße dahinrasenden Lieferwagen hinterher, wobei er zur Abkürzung über meterhohe Böschungen springt.
Die unreflektierte Wesensart des Kommissars Tschiller ist problematisch: er neigt zur Selbstjustiz, ballert bevor er redet , er ist ein häufig blutverschmierter, kaum teamfähiger Rächer. Das Böse kommt in diesem "Tatort" so märchenhaft überzeichnet daher wie das Gute: Til Schweigers Ballermann versucht seiner Tochter als alleinerziehender Vater jeden Morgen ein Ei weichzukochen.
Einziger Lichtblick in der mit schauspielerischen Leistungen nicht eben auftrumpfenden "Tatort"-Folge war Fahri Yardim als Ermittler Yalcin Gümer: der deutsch-türkische Schauspieler erspielt einen rundum glaubwürdigen Charakter und spricht perfektes Bühnendeutsch. Na, geht doch , Herr Schweiger!
Die Einschaltquote:
Deutschland:
12,57 Millionen; 33,5 % Marktanteil
Österreich:
844.000 ; 26% Marktanteil