Von Günter Verdin/
So lieben wir Klara Blum: Statt ihren Entführer mit ein paar Handkantenschlägen ausser Gefecht zu setzen, nutzt sie die missliche Situation für ein intensives Psycho-Verhör. Holger Nussbaum ist offensichtlich 15 Jahre unschuldig wegen Missbrauch und Totschlags eines Buben im Gefängnis gesessen. Nun will er sich an der Kommissarin rächen, weil ihre Ermittlungen zu seiner Verurteilung geführt hatten. Dieses Verhör unter extrem erschwerten Bedingungen ist typisch für den Bodensee- "Tatort" (ORF / ARD) , der seit zehn Jahren wesentlich durch das actionferne, dafür aber psychologisch nuancierte Spiel von Eva Mattes geprägt wird. Die Folge "Der Nachtkrapp" , in der der Mörder eines Schweizer , aus dem Schullandheim Sonnenberg am Bodensee entführten Jungen gesucht wird, greift wieder einmal das Thema Pädophilie auf. Die Spannung wird zum Teil recht vordergründig hergestellt. Da lässt ein Priester, jegliche Sorgfalt vernachlässigend, nachts die Tür zum Jungenzimmer offen, und zählt prompt zum Kreis der Verdächtigen. Und immer wieder wird ein Bub, der offensichtlich von dem gesuchten Mörder zum nächsten Opfer bestimmt ist, von den ihn betreuenden und schützenden Kriminalbeamten allein gelassen. Der titelgebende "Nachtkrapp", eigentlich eine dunkle Sagengestalt, die Kinder das Fürchten lehren soll, hat also leichtes Spiel, in dem auch noch die anfangs gegeneinander arbeitenden deutschen und Schweizer Behörden für zusätzliche Verwirrung sorgen. Regisseur Patrick Winczewski hat alle Hände voll zu tun, die mangelnde Plausibilität des Drehbuchs mit Großaufnahmen der Protagonisten, darunter auch der begabte Bub Elia Sager, und lichtdurchfluteten Landschaftsaufnahmen rund um den Bodensee zu kaschieren.
TATORT. Verhör unter extrem erschwerten Bedingungen
Autor des Artikels : verdin
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