«Tatort»-Opfer qualvoll aufgespießt

«Tatort»-Opfer qualvoll aufgespießt

Mit Tollwut anstecken und von Pfählen aufspießen lassen: Es gibt einfachere Wege, sich seiner Feinde zu entledigen. Das dachte sich auch einer der Tatort-Ermittler, die es gestern in Kiel mit einem besonders komplexen Fall zu tun hatten. Am Kieler Strand springt ein Mann nichtsahnend ins Wasser und wird von einer Konstruktion aus Bambusstäben durchbohrt. Und in Schweden treten Tollwutfälle auf, die ausgerechnet nach Schleswig-Holstein und zu dem Toten und dessen Geliebter Ina (Mavie Hörbiger) führen.

Während die Quelle der Tollwut schnell identifiziert wird, geben die Pfähle Kommissar Borowski (Axel Milberg) und seiner Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) Rätsel auf. Zufall ist die Wahl der Todesart natürlich nicht. Borowski weiß, dass durch Pfählung im Mittelalter Ehebrecher hingerichtet wurden. Auch in Borowski und der coole Hund will der Täter damit seine männlichen Opfer bestrafen, die von seiner heimlichen Liebe Ina nur eines wollten: unverbindlichen Sex.

Die Vorlage für den Fall lieferte Schriftsteller Henning Mankell (Wallander), der für seine sadistischen Mörderfiguren bekannt ist. Bereits zu Weihnachten 2010 schockte er in seinem ersten Tatort-Fall Borowski und der vierte Mann mit abgetrennten Körperteilen – Fuß, Hand und schließlich Kopf. Die Bild-Zeitung fragte damals: «War dieser Tatort zu gruselig?» Das dürfte dieses Mal nicht passieren, denn gemessen daran, wie Menschen im Mittelalter gepfählt wurden, muten die Fälle im Tatort fast schon harmlos an.

Grausam, grausamer, Pfählung

Im Mittelalter gab es mehrere Methoden, Verurteilte zu pfählen. In Westeuropa wurden Opfer, häufig Ehebrecher, zunächst in einer Kiste, die man mit lockerer Erde füllte, lebendig begraben. Anschließend wurde der Körper mit einem Pfahl durchstoßen. Diese Variante zählt zu den ältesten Hinrichtungsmethoden der Welt und diente nicht nur der Tötung, sondern auch dem Aberglauben. Durch das vorherige Begraben sollte verhindert werden, dass die Toten als Rächer wiederkehren.

Nicht immer sollte das Pfählen den direkten Tod zur Folge haben. Oft wurden im Mittelalter erst Gliedmaßen durchspießt und die Opfer allein zurückgelassen, bis man ihnen den finalen Todesstoß versetzte. Nicht minder grausam war jene Pfählungsmethode, bei der die Verurteilten auf einen unangespitzten und eingeölten Pfahl gesetzt wurden, der sich dann langsam und qualvoll durch ihren Körper trieb. Dies praktizierte der rumänische Herrscher Vlad III. Drăculea im 15. Jahrhundert mit Vorliebe. Mitunter ließ er die Gepfählten anschließend aufrichten und zur Abschreckung verwesen.

An solch unvorstellbar grausamen Tötungsarten muss sich wohl auch Krimiautor Mankell ein Beispiel genommen haben. Zum Glück haben er und Regisseur Christian Alvart sie für den Tatort etwas entschärft. In Bildern sieht der Zuschauer keines der Opfer aufgespießt. «Vieles wird nur angedeutet, aber meiner Meinung nach eignet sich die Geschichte ganz besonders dafür, den Horror im Kopf entstehen zu lassen. Man wird überzeugt sein, Dinge gesehen zu haben, die wir ganz bestimmt nicht gezeigt haben», sagt Alvart. Und so ertappt man sich beim Wegschauen-Wollen, obwohl das gar nicht nötig ist. Aber die Vorstellung allein genügt ja oftmals schon.

Von den grausigen Tötungsmethoden in Borowski und der coole Hund ließ sich das Fernsehpublikum gestern allerdings nicht abschrecken. Im Gegenteil. Mit 8,49 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 22,6 Prozent holte der Kieler Tatort den Tagessieg bei den Einschaltquoten – mit hauchdünnem Vorsprung vor der Jubiläumsfolge des Traumschiffs. Da sage noch einer, die öffentlich-rechtlichen Sender böten kein Kontrastprogramm.

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Wie im Mittelalter – «Tatort»-Opfer qualvoll aufgespießt

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