(Nicht nur in Kleiderfragen nicht stilsicher: der neue saarländische Hauptkommissar Jens Stellbrink, gespielt von Devid Striesow)
Von Günter Verdin
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Einen Kommissar als "durchgedrehte Knalltüte" - das gab es in dieser Vehemenz und Konsequenz, wie der Schauspieler Devid Striesow den neuen saarländischen Hauptkommissar Stellbrink im ARD-Tatort "Melinda" anlegt, noch nie. Dieser Stellbrink ist mehr wunderlicher Clown ,mit einem sehr schlechten Geschmack in Kleidungsfragen , als ernstzunehmender Polizist. Dieser freundliche Kindskopf, der brav seiner Mama am Telefon erklärt, dass seine Versetzung nach Saarbrücken kein Abstieg sei, ermittelt auf Teufel komm raus und ohne Rücksicht auf Verluste.
Noch mehr durchgedreht als Stellbrink ist allerdings die Staatsanwältin Nicole Dubois : Sandra Steinbach outriert, als bewerbe sie sich für eine Rolle beim "Bullen von Tölz".
Dabei geht es in dem Fall, den die Drehbuchautoren Lars Montag und Dirk Kämper konstruieren, um eine ernste Sache, nämlich um von arabischen Mafiosi als Bodypacker missbrauchte Kinder. Die Drogen werden dabei in magensaftresisten Kunststoff verpackt und geschluckt , was gesundheitsgefährdend, ja, tödlich sein kann, wenn die Beutel platzen.
Weder Drehbuch noch Regie (Hannu Salonen) gelingt es, eine klare Absicht hinter dem filmischen Wechselbalg aus Groteske und Action sichtbar zu machen. Sogar die Verfolgungsjagden zwischen Polizisten und Gangstern bremsen sich selbst im Slapstick aus. Bewundernswert ist in diesem Zusammenhang, wie Elisabeth Brück als Kommissarin Marx in dem Narrenkessel klaren Kopf behält: sie widersteht den Anfechtungen zur Klamotte, so dass wir als Zuseher das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der (saarländischen) Polizei nicht ganz verlieren.