In den nächsten Tagen ist es mal wieder soweit – ich lege ein Jahr drauf. Nicht, dass mich das tatsächlich böse umtreibt, aber rein zahlenmäßig bin ich dann näher an der ominösen 40 als an der 30.
Da 40 das neue 30 sein soll, muss ich mir wohl keine zu großen Sorgen machen. Allerdings, ich gebe zu, ich habe so manches Mal das Gefühl, ich werde jetzt alt und spießig.
Ich bin ein Heimschläfer und mag nicht mehr irgendwo auswärts nächtigen nach rauschenden Partys. Bei Satz-Fragmenten wie “und alle so yeahh” habe ich Fragezeichen im Kopf und möchte sofort einen linguistischen Telefonjoker bemühen und – ich habe festgestellt, Chanel № 5 riecht gar nicht so altdamenhaft, wie ich immer angenommen habe.
Ähnlich geht es mir mit allem rund ums Essen – war ja klar, oder? Natürlich bin ich weiter als Sensation Seeker auf der Suche nach Neuem. Trotzdem finde ich die wahre Freude im Einfachen. So auch bei den Mahlzeiten. Zum Beispiel kann ich dem Brunch partout nichts abgewinnen. Für mich ein Pseudo-Mahlzeiten-Ding, bei dem man immer dazwischen hängt.
Da halte ich es wie die Franzosen, ein kurzes Frühstück, ohne viel Tamtam. Schon allein deshalb gibt es im Französischen ja nicht mal ein richtiges Wort dafür – petit déjeuner meint nichts anderes als “kleines Mittagessen”. Da sieht man, wo der Fokus liegt.
Ein gutes Mittagessen, in Frankreich auch gern mal drei-gängig und mit kleiner Wein-Laune, erhebt mich mehr. Wenn dafür die Zeit nicht reicht, dann gibt es Tartines. Kleine, feine, knusprige Brotscheiben mit “was drauf”.
Auge und Mund schreien die Tage nach frischem, sattem grün und gelb und so erscheinen mir grüner Spargel und ein pochiertes Ei genau richtig auf meinem Lieblings – San Francisco-Sauerteigbrot.
Den ultimativen Clou, der die Geschmacksknospen tanzen lässt, gibt das Dillblüten – Kräuteröl, das ich von Olaf Schnelle von den Essbaren Landschaften bekommen habe. Wenn etwas nach verheißungsvollem Frühling – und fast schon Sommer schmeckt, dann das. Komplettiert mit geräuchertem Lachs und meinem hausgemachten Frischkäse mit Zitronenabrieb, haben der Liebste und ich so den Frühling endgültig eingeläutet – als Mittagessen, gegen 12.30, mit einem Gläschen Picpoul de Pinet – meinem Favoriten für den Sommer.
Und, wie läutet ihr das Frühjahr ein? Was kommt auf den Teller? Lasst es mich wissen, ich bin gespannt!
Tartines mit grünem Spargel, pochiertem Ei und Dillblüten-Öl
Print recipe- Print with main photo
- Print text only
Zutaten
- 4 Scheiben Brot
- 2 EL Frischkäse
- 6 Stangen grüner Spargel
- 2 Scheiben Räucherlachs
- 2 Eier
- 1 Zitrone
- Salz, Pfeffer
- 1 EL Olivenöl (zum Anbraten des Spargels)
- 2 EL Essig (zum Pochieren der Eier)
- Kresse
- Dillblüten-Öl
Zubereitung
Den Spargel in einer Pfanne in Olivenöl kurz 2-3 min anschwenken. Mit Salz und Pfeffer würzen und beiseite stellen.
Wasser mit dem Essig zum Kochen bringen. Dann auf kleiner Flamme köcheln lassen. Die Eier nacheinander aufschlagen und jedes einzeln mit einer Suppenkelle in das Essigwasser geben. Für 3-4 min pochieren. Dann mit einer Schaumkelle die Eier aus dem Wasser nehmen und beiseite stellen.
Den Zitronenabrieb zum Frischkäse geben und verrühren. Die getoasteten Brotscheiben damit bestreichen.
Den Spargel auf den Tartines anrichten. Etwas vom Räucherlachs darauf geben.
Die Eier halbieren und jeweils ein halbes Ei auf den Spargel legen.
Mit Kresse und Dillblüten-Öl garnieren und anrichten.