20.8.2010
Bahn-Milliarden-Projekt „Stuttgart 21″
Auch Frei Otto – Mitschöpfer des neuen Bahnhofs -zweifelt inzwischen:
„Wie kann man beispielsweise Massenpaniken verhindern?“ Angesichts kilometerlanger Tunnelbauten mit – wegen der Kosten – geplanten dünneren Wänden und offensichtlich „unterirdisch“
zu kleinem neuen Bahnhof – sicher eine berechtigte Frage.Mehr dazu – siehe weiter unten – in der Stuttgarter Zeitung.
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Geheimpapiere zu „Stuttgart 21″ beweisen: Politiker nicht informiert, Abgeordnete vorsätzlich belogen!Was ein FERPRESS exklusiv vorliegendes – vor der Veröffentlichung in den nächsten Tagen zur Zeit noch von Experten ausgewertetes – Geheimgutachten für die DB und das Büro Ingehoven in nur acht Ausfertigungen beweist, stellt nun auch die Frankfurter Rundschau fest:
Unsere Politiker und Abgeordneten wurden über Jahre hinweg von der DB in Sachen „Stuttgart 21″ ausgetrixt und vorsätzlich belogen! Kein Wunder, daß – neben einer kleinen Schar bewußt und
parteiübergreifend täuschender Abgeordneter – auch diejenigen Politiker, die selbst hinters Licht geführt wurden, dann auch ihren Wählern diese Unwahrheiten, etwa zu den tatsächlich zu
erwartenden Kosten, weiter gaben … Es fehlten auch die Hinweise auf die nicht nur potentiellen Risiken für die wertvollen Mineralquellen, die durch aufquellenden Grund bald beschädigte Standfestigkeit ganzer Straßenzüge und die konkrete Gefahr für Zugpassagiere durch von vorneherein
- tatsächlich wohl aus reiner Geldgier – in Kauf genommene Einsturzgefahr in kilometerlangen Tunnelröhren, die auch noch ohne die eigentlich vorgeschriebenen ausreichenden Fluchtmöglichkeiten gebaut werden sollen.Frankfurter Rundschau:
„Tricksen und täuschen“
AUSZÜGE: „Der Umbau ist überflüssig.“„Ein geheimes internes DB-Papier für Konzernchef Grube vom Dezember 2009, das der FR vorliegt, beweist, dass die Alternative zu S21, die Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofs, mit 340 Millionen Euro bis 2020 einen Bruchteil der S-21-Summen kosten würde. Auch der Ausstieg aus S21
wäre viel günstiger als behauptet. Die bisher entstandenen Kosten bei der DB beziffert das Geheimpapier auf gerade mal 73 Millionen Euro. Der Bahn würden aber die versprochenen
Steuermilliarden entgehen. Und so winkte Bahnchef Grube S21 trotz Bauchschmerzen durch. Denn die meisten Risiken tragen am Ende die Steuerzahler.“Die Frankfurter Rundschau stellt auch die Frage: „Wer aber trägt die Verantwortung dafür, dass Kosten und Risiken des Projekts den Bürgern und ihren Vertretern so lange vorenthalten wurden? Nur eine kleine Gruppe von Entscheidern bei Bund, Land und Bahn kennt alle heiklen Details. Alle Fäden
laufen beim Staatskonzern zusammen. Die DB soll S21 bauen und hat schon kräftig davon profitiert.“Bereits 2002 kassierte der Konzern von der Stadt 459 Mio Euro für die Grundstücke, die durch die Verlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs und der Gleise unter die Erde frei werden sollen. Wäre S 21 geplatzt, hätte die Bahn das Geld zurückzahlen müssen..
„Spätzle-Connection“
Entsprechend gefärbt ist die Informationspolitik der Bahn: Einseitig und platt wirbt sie für S21. Als Projektsprecher vor Ort ließ sich ausgerechnet der Vizepräsident des Stuttgarter Landtags,
Wolfgang Drexler (SPD), instrumentalisieren – eine Verflechtung von Politik und Wirtschaft mit Geschmäckle, eine „Spätzle-Connection“, wie Kritiker sagen.
Zum ganzen Artikel***
Immer mehr Poltiker, die sich mit Stuttgart 21 befassen mußten, stellen nun erst fest, daß sie vor der Entscheidung angelogen wurden. Nur eines von vielen Beispielen der letzten Tage:
Bietigheimer Zeitung:
SPD-Exkreisrat fühlt sich hintergangen
ZITAT: „Vom Land, der Deutschen Bahn und dem Verband Region Suttgart (VRS) hintergangen fühlt sich der frühere Kreisrat und Sprecher der Fraktion im Ausschuss für Umwelt und Technik Hans-Leopold Schlobach aus Bietigheim-Bissingen. Der Grund: die jüngsten Berichte über einen Großauftrag des Landes an die Bahn aus dem Jahre 2001, mit dem das damals noch wacklige Stuttgart-21-Projekt letztlich aufs Gleis gebracht worden ist. Mehrere hundert Millionen Euro soll das Land der Bahn dadurch zugeschanzt haben (wir berichteten). Schon damals, während der Vertragsverhandlungen, sei den Kreistagsfraktionen und dem Landrat der Ankauf von 25 S-Bahnzügen und der Kilometervertrag unausgewogen und wenig marktwirtschaftlich vorgekommen, so Schlobach unserer Zeitung gegenüber.“(Auch) „Landrat Dr. Rainer Haas zählt zu den heftigsten Kritikern der Vereinbarung mit der Bahn, die zu Lasten der Landkreise geht, und legte sich ein ums andere Mal mit den Verantwortlichen beim VRS an. Dass der Vertrag mit Stuttgart 21 zusammenhängen könnte -darüber war lange Zeit spekuliert worden – , nun geben die zu Tage geförderten Informationen diesen Spekulationen neue Nahrung.“ az
Quelle***
Einer der beiden Gestalter des Tiefbahnhofs für Stuttgart 21 rät zu einem Neubeginn der Planung. Der 85-jährige Frei Otto, der vor mehr als 13 Jahren gemeinsam mit dem Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven die charakteristischen „Lichtaugen“ und die Form des neuen Stuttgarter Bahnhofs entworfen hat, sieht derzeit vor allem unkalkulierbare technische Risiken nicht
ausreichend berücksichtigt. Dazu in derStuttgarter Zeitung:
„Mitschöpfer des Bahnhofs zweifelt“
AUSZUG:
„Jeder Planer muss zunächst an Sicherheit denken“„Nun sei von den Planern des Ursprungsentwurfs lediglich noch Christoph Ingenhoven im Boot. Auf die Frage des 85-jährigen Frei Otto, wer denn nun als Prüfingenieur die heikle Statik verantwortet, hat er keine Antwort von offizieller Seite erhalten. „Ist denn überhaupt einer bestellt?“, fragt er.
Mittlerweile habe er viel Zeit gehabt, auch neue Verkehrssysteme zu studieren – und die Zweifel beim Schöpfer des Tiefbahnhofs wachsen immer stärker, je länger seine Erfahrungen und seine
Gedankenspiele zusammenkommen:
„Jeder Planer muss zunächst an die Sicherheit denken. Es braucht Fantasie, um Gefahren zu erkennen. Wie kann man beispielsweise Massenpaniken verhindern?“***
Kommentar in der Stuttgarter Zeitung:
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Nach den ersten bisher erfolgten Veröffentlichungen von auch gegenüber den meisten Abgeordneten
verheimlichten Papieren, zeigen Experten auf, wo nun nach ihrer Ansicht die Prioritäten gesetzt werden sollten.Verbraucherzentrale (Bundesverband):
„Prestigeobjekte verbauen die Zukunft“
„Wir brauchen eine zweite Bahnreform“ – so lautet das Fazit der Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (vzbv) nach der Veröffentlichung der Studie des Umweltbundesamtes (UBA) über
die Perspektiven des Schienengüterverkehrs und der Kritik an den geplanten Großprojekten. Die Auseinandersetzungen um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und die UBA-Studie bestätigten die Analysen des vzbv. .„Trotz der Milliardeninvestitionen in schnelle Fernverkehrstrassen stagniert der Verkehrsanteil im Fernverkehr“, kritisiert vzbv-Fachbereichsleiter Holger Krawinkel. Zudem klaffe eine wachsende Lücke zwischen den Ausbauplanungen des Bundesverkehrswegeplans und den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Während die Prestigeobjekte wie Stuttgart 21 ohne entscheidenden Zusatznutzen Milliarden verschlingen würden, fehlten die Mittel unter anderem für wichtige Regionalverkehrsprojekte, wie etwa den Rhein-Ruhr-Express.
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