Wer ist nun Tara? Sie war die Tochter eines Königs und hieß Yeshe Dawa. Während ihrer damaligen Lebenszeit wirkte der Buddha Tathagata Nada (Buddha des Trommelklangs). Es begab sich, dass sie dem Buddha und seinem Gefolge große Opferungen darbrachte. Zu dieser Zeit sagte ein Mönch zu ihr, wenn sie den Mönchen viele Opfer darbringen würde, würde sie im nächsten Leben als Mann wiedergeboren werden. Es würde ihr dann leichter fallen, den Dharma zu praktizieren. Sie sagte aber, dass es zwischen Mann und Frau keinen Unterschied gibt – in der letztendlichen Wirklichkeit. Der Unterschied besteht nur durch die Ignoranz der Menschen. Eine ihrer Verpflichtungen war, in einem weiblichen Körper Erleuchtung zu erlangen, weil schon so viele in einem männlichen Körper nach Befreiung streben. Daher will sie dies in einem weiblichen Körper tun, bis alle fühlenden Wesen befreit sind.
Zu der Zeit führte sie eine Praxis aus, die Befreiung durch Meditation hieß. Sie hat dadurch zahllose Wesen morgens, mittags, abends und nachts – also zu jeder Tageszeit – befreit. Dafür hat sie den Namen „Drölma“ – weibliche Befreierin – erhalten.
Sie ist auch eine Verpflichtung mit Buddha Amogasiddhi eingegangen. Sie will alle Wesen von den verschiedenen Ängsten befreien. Daher wird sie Heldin genannt, weil sie so mutig ist, den anderen Wesen zu helfen.
Es gab dann noch einen Mönch, der „Makellos“ genannt wurde. Durch die Praxis der Meditation wurde er zu Chenrezig. Von allen Buddhas bekam er die Ermächtigung durch Licht. So ist auch Tara durch seinen Körper gegangen. Daher wird Tara auch als die Herzenstochter von Chenrezig bezeichnet. Zu dieser Zeit lehrte Chenrezig in Potala – seinem Reinen Land viele Tantras.
Zur Zeit als Buddha Shakyamuni die Erleuchtung erlangte, waren viele Dämonen dabei. Er entfernte die Hindernisse von den Dämonen und alle Dämonen erschraken darüber, dass sie keine Hindernisse mehr erzeugen konnten. So lehrte Buddha Shakyamuni viele Tantras von Tara. Daher wird sie auch als „Yum Sangye“ – die Mutter aller Buddhas – bezeichnet.
Dies war nun die relative Art der Tara. Nun folgt die absolute, letztendliche Art der Tara. Tara ist die Mutter aller Buddhas und die große Vollkommenheit des Geistes.
Kyobpa Jigten Sumgön – der Autor des Gebets
Dieses Bittgebet an Tara um siebenfachen Schutz wurde von Kyobpa Jigten Sumgön verfasst. Kyobpa Jigten Sumgön wurde 1142 im östlichen Teil Tibets in der Region Kham geboren. Als er 25 Jahre alt war, kam er nach Zentraltibet und wurde Schüler des großen Phagmodrupa. Kyobpa Jigten Sumgön war eine Wiedergeburt des Arya Nagarjuna, einem indischen Mahasiddha.
Kyobpa Jigten Sumgön praktizierte viele Jahre unter der Führung von Phagmodrupa. Und als dieser ins Paranirvana einging, praktizierte Kyobpa Jigten Sumgön an abgeschiedenen Plätzen alleine weiter.
Nicht weit von Zentraltibet ist die Höhle E-Chung. Dort praktizierte er hauptsächlich. Während eines Retreats erkrankte er an Lepra. Als die Lepra immer stärker wurde, dachte er, er sollte besser Phowa praktizieren, an einem Ort, an dem sich nicht viele Leute aufhalten. Bevor er seine Praxishöhle verließ, machte er vor seinem Yidam Chenrezig viele Niederwerfungen. Dabei entwickelte er unendliches Mitgefühl für die fühlenden Wesen. Da verstand er auf einmal das Leiden der fühlenden Wesen, und dass dies nicht zu tolerieren sei, weil es so groß ist. Aufgrund dessen fiel er in Ohnmacht. Die Lepra verschwand dann auf natürliche Weise. Nach dieser Ohnmacht hatte er eine Vision, in der ihm die Tara erschien. Daraufhin erlangte er große Verwirklichung und er schrieb dieses Bittgebet an Tara nieder.
Er langte hohe Mahamudra-Realisation. Es gibt zwei Arten, wie man im Leben damit umgeht – nämlich in der Meditation und in der nachmeditativen Phase. Hinsichtlich der Mahamudra gibt es vier Stufen der Realisation: 1) einsgerichtet, 2) frei von Ausschmückung, 3) von einem Geschmack und 4) kein Unterschied zwischen meditativer und nachmeditativer Phase.
Dann kam er aus der Höhle heraus. Vor der Höhle war ein Hügel, der „Neun Köpfe-Hügel“ hieß. Da hatte er die Vision von den sieben Taras. Dann verfasste er ganz mühelos, spontan das Gebet. Und so wie das Dharma-Zentrum hier „lhündrub“ heißt, ist dies eben ein Glück verheißender Zusammenhang.
Diese Belehrungen über “Die Bedeutung des Gebets um siebenfachen Schutz” wurden vom Ehr. Nubpa Rinpoche im Jahr 2010 im Ngakpa-Zentrum Lhündrub Chödzong gegeben. – Fortsetzung folgt!