Bevor ich den Beitrag schreibe, muss ich darauf hinweisen, dass ich das folgende Buch nicht gelesen habe, mir deswegen keinerlei Urteil darüber erlaube kann und eigentlich nur über Tante Helga schreiben möchte.
Wie immer, wenn ich in der Nähe bin, hab ich gestern auch ein wenig im Bücherkasten der Stadt gestöbert und ein Cover ist mir aufgefallen, wo ich einfach gerne wissen wollte, worum es geht.
Der Blick auf den Klappentext versprach ein Buch á la After Passion, Crossfire etc. Eindeutig also keine Geschichte für mich, weil ich aber dann noch ein paar Informationen zu der Autorin finden wollte, klappte ich das Buch auf, fand die Informationen zwar nicht, aber Tante Helga.
Schließlich blätterte ich einmal kurz durchs Buch und sah, Tante Helga ist ein ziemlich harter Knochen. Nach meiner Vorstellung war sie eine pensionierte Deutschlehrerin, die ein Buch von ihrer Nichte geschenkt bekommen hatte, was eigentlich gar nicht so ihren Geschmack entsprach, aber wenn die Nicht fragen sollte, wie das Buch so war, wollte sie nett sein und was sagen können. Freundlich von Tante Helga, aber weil sie ja doch ein wenig Spaß an der Geschichte haben wollte, zückte sie ihren Bleistift und legte los.
Die Korrekturen ziehen sich durch das ganze Buch, mit voller Hingabe werden Verbesserungen angebracht, Fehler ausgebessert und schön, wie man es von einer Lehrerin kennt, an der Seite markiert und das Tante Helga ihren Job ernst nimmst, sieht man daran, dass sie sich auch nicht von Sex von ihrer Arbeit abhalten lässt:
Und während ich mir überlegt habe, wer jetzt nun wohl Tante Helga ist, ist die Lösung vermutlich ganz einfach: Die Autorin heißt Bella (Isabella), die Widmung ist von einer Bella, also ist Tante Helga vermutlich die Tante der Autorin. Das Ganze scheint auch eine Biografie zu sein, weil die Protagonistin trägt den selben Namen wie die Autorin.
Trotzdem halte ich mir die Vorstellung, das Tante Helga einfach eine absolut leidenschaftliche Leserin ist, die in ihrer Pension, statt Schülern, Autoren unter die Lupe nimmt. Sollte ich also jemals ein Buch veröffentlichen, dann sollte es unbedingt von Tante Helga lektoriert werden.
Nach diesem Beitrag, bringe ich das Buch wieder zum Bücherkasten, falls es also jemand von euch lesen möchte, findet ihr es hier: Lederergasse 25, 9500 Villach
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Eigentlich wollte ich nicht mehr schreiben, doch heute Morgen kam noch eine Buchalltagsgeschichte hinzu, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Frühstück bei McDonalds. Gestern demonstrierte Menschen “gegen die Islamisierung von der Stadt, in der ich wohne”. Saß da ein Mann, bisschen zerzaust, etwas schmuddelig und in mir der Gedanken – “Ist wohl von gestern übriggeblieben.”, als er dann lautstark einen Furz fahren ließ, war ich mir noch etwas sicherer darüber.
Vor sich hatte er ein Buch, wo mein Kopf sofort sagt, der Titel müsse “Wie uns die Politik manipuliert” heißen oder so ähnlich. Irgendwann legte er eine Rauchpause ein und weil man nirgends mehr rauchen darf, ohne verprügelt zu werden, ging er vor die Tür und ließ das Buch aufgeschlagen liegen. Meine Chance, ich wollte den Titel sehen, hatte aber auch Angst, dass die Menschen gucken und petzen würden. Kurz überlegt und da heutzutage viele sowieso nicht mehr wissen, wie Bücher aussehen, hätte ich einfach gesagt: “Ich bin vom Bombenräumungskommando und uns wurde ein unbeaufsichtigter Gegenstand gemeldet, den ich jetzt überprüfen müsse. Bitte bleiben Sie ruhig, wir wollen doch die anderen Gäste nicht in Panik versetzen.”
Schnell geguckt und von niemanden erwischt worden, habe ich mich wieder auf meinen Platz gesetzt. Nach der Raucherpause hatte sich der Mann nicht in einen lesenden Adonis verwandelt, sondern war immer noch dieser komische Typ, der mir ein wenig Angst machte, aber ich musste mich selbst (wieder einmal) ermahnen, dass die Äußerlichkeiten, absolut nichts über die inneren Werten eines Menschen aussagen. Womöglich war der Mann vor mir doch ein zartbesaiteter Weggefährte, mit Blähungen.
Was er las? “Ein ganz neues Leben” von Jojo Moyes.