Zwei Polizisten aus Westerburg haben einen mit Handschellen fixierten Mann geschlagen. Einer der Polizisten benutzte seine Fäuste, der andere trat mit den Füßen zu. Der Übergriff wurde gefilmt und kann online abgerufen werden. Westerburg klingt nicht türkisch. Es liegt nicht zufällig gleich am Taksim-Platz? Und ich nehme ferner nicht an, dass die beiden deutschen Polizisten in der Türkei Deeskalationsunterricht genommen haben.
Nur zwei Wochen nachdem sich die deutsche Medienlandschaft über die Härte der türkischen Polizei entrüstete und danach lechzte, es möge vielleicht doch noch mehr geschehen als nur Tränengaseinsatz und Knüppelorgie, zieht man mal wieder auf Deutschlands Straßen nach. Das Echo im Medienbetrieb fällt hierzu aber eher spärlich aus. Einige kleinere Artikel gibt es zwar, die spannen aber allesamt nicht den Bogen zum Bericht von amnesty international, in dem es vor einigen Jahren schon hieß, dass die Polizeigewalt in Deutschland ein mehr als ungesundes Wachstum zeige.
Mir stellt sich die Frage erneut: Ei oder Henne? Wer betrat zuerst die Szenerie? Haben sich deutsche Polizisten die harte Tour in der Türkei abgeschaut? Oder hat man der türkischen Polizei empfohlen, so brutal vorzugehen, wie es der teutonische Primus Europas tut?
Wahrscheinlich war es eine parallele Entwicklung, so wie Frikadelle und Köfte sich ohne Kenntnis voneinander ähnlich entwickelten. Wenn man erstmal einen Batzen Hackfleisch hat, ist es bis zum gewürzten und portionierten Fleischgebilde nicht mehr sehr weit. Nur die Fleischart, die Gewürzsorten und die Portionierungsweise richten sich nach Präferenzen und Angebot. Der Polizist gleicht überall auf der Erde dem Hack. Wenn man erstmal junge Männer in Uniformen steckt und ihnen einbläut, Arroganz sei ein polizeiliches Vorrecht, dann kommt egal in welchem Teil der Welt, immer ein ähnliches Auftreten dabei heraus. Man muss sich nichts abschauen, die Grundsubstanz bringt am Ende immer irgendetwas heraus, was wie eine Frikadelle aussieht.
Man kann sein Waterloo oder sein Cannae erleben. Das sind Orte, die im Laufe der Historie zur Konnotation eines Zustandes wurden. Kann man einem nun auch sein eigenes Taksim beibringen? Das wäre unfair, denn der Stuttgarter Schlossgarten war früher da. Hat der Mann, der von den beiden Polizisten in Westerburg geprügelt wurde, nun sein Taksim oder seinen Schlossgarten erlebt? Die bessere Parole hatten die Türken. Die riefen: Taksim ist überall! Manchmal auch in Westerburg.
Abgehobenheit, Beamtenwillkür, lockerer Hang zum gewaltsamen Übergriff, Faustschläge und Tritte, Gummiknüppel und so weiter sind polizeiliches Lebensgefühl. Der Bürger in Uniform ist ein Snob in Uniform, der gegen das Fußvolk aufgestellt wird. Das ist in Istanbul so und in Westerburg. Und in Madrid, Athen und Rio wird es nicht anders sein. Die Polizisten aller Länder wissen heute mehr denn je, dass sie eine auserwählte Gemeinschaft sind. Warum einen kleinen Ganoven als Bürger auf Augenhöhe sehen? Nimm, du Hund! Steck ein! Was störst du auch unsere Kreise!
Über dieses kleine Taksim in Westerburg spricht man wenig. Polizeigewalt ist nach Verständnis der hiesigen Qualitätsmedien ein türkisches Problem. Und bleibt es auch. Übergriffe wie dieser sind nur Randnotiz, sind Einzelfall und nicht nennenswert. Würde die türkische Öffentlichkeit Polizeigewalt so galant thematisch umgehen, würde man das als die Auswüchse einer Despotie entlarven.
Nur zwei Wochen nachdem sich die deutsche Medienlandschaft über die Härte der türkischen Polizei entrüstete und danach lechzte, es möge vielleicht doch noch mehr geschehen als nur Tränengaseinsatz und Knüppelorgie, zieht man mal wieder auf Deutschlands Straßen nach. Das Echo im Medienbetrieb fällt hierzu aber eher spärlich aus. Einige kleinere Artikel gibt es zwar, die spannen aber allesamt nicht den Bogen zum Bericht von amnesty international, in dem es vor einigen Jahren schon hieß, dass die Polizeigewalt in Deutschland ein mehr als ungesundes Wachstum zeige.
Mir stellt sich die Frage erneut: Ei oder Henne? Wer betrat zuerst die Szenerie? Haben sich deutsche Polizisten die harte Tour in der Türkei abgeschaut? Oder hat man der türkischen Polizei empfohlen, so brutal vorzugehen, wie es der teutonische Primus Europas tut?
Wahrscheinlich war es eine parallele Entwicklung, so wie Frikadelle und Köfte sich ohne Kenntnis voneinander ähnlich entwickelten. Wenn man erstmal einen Batzen Hackfleisch hat, ist es bis zum gewürzten und portionierten Fleischgebilde nicht mehr sehr weit. Nur die Fleischart, die Gewürzsorten und die Portionierungsweise richten sich nach Präferenzen und Angebot. Der Polizist gleicht überall auf der Erde dem Hack. Wenn man erstmal junge Männer in Uniformen steckt und ihnen einbläut, Arroganz sei ein polizeiliches Vorrecht, dann kommt egal in welchem Teil der Welt, immer ein ähnliches Auftreten dabei heraus. Man muss sich nichts abschauen, die Grundsubstanz bringt am Ende immer irgendetwas heraus, was wie eine Frikadelle aussieht.
Man kann sein Waterloo oder sein Cannae erleben. Das sind Orte, die im Laufe der Historie zur Konnotation eines Zustandes wurden. Kann man einem nun auch sein eigenes Taksim beibringen? Das wäre unfair, denn der Stuttgarter Schlossgarten war früher da. Hat der Mann, der von den beiden Polizisten in Westerburg geprügelt wurde, nun sein Taksim oder seinen Schlossgarten erlebt? Die bessere Parole hatten die Türken. Die riefen: Taksim ist überall! Manchmal auch in Westerburg.
Taksim ist überall! Heute: Westerburg.
Jetzt wird irgendein Meier oder Huber besorgt einwenden: Aber die massenhafte Polizeigewalt in Istanbul ist doch nicht mit der Verfehlung zweier deutscher Beamter gleichzusetzen. Fehlt noch, dass der Meier oder Huber von Einzelfall spricht, dem bewährten sprachlichen Weichmacher, wenn mal wieder entkräftet und relativiert werden soll. Ich bleibe aber hart und behaupte: Doch, das ist vergleichbar - es ist dieselbe Seite der Medaille. Hier wie dort laufen Polizeiapparate aus dem Ruder, werden zu reinen Besitzstandswahrer-Armeen, die ihre gepflegte Menschenverachtung auch in kleine Fälle, bei Festnahmen und im polizeilichen Tagesgeschäft hineintransportieren. Wenn man beigebracht bekommt, die Prätorianergarde einer Gesellschaft zu sein, dann ist der Schritt zu Arroganz und Willkür nicht mehr weit. Das ist der Beginn, der direkt zu brutalen Handgriffen weist und Faustschläge bei Festnahmen normalisiert. Am Ende dieser Skala steht dann der hemmungslose "Bürger in Uniform", der auf Kinder und Greise einschlägt und die Leberwursttaktik anwendet: In die Mitte der Masse reinstechen, damit sie aufplatzt.Abgehobenheit, Beamtenwillkür, lockerer Hang zum gewaltsamen Übergriff, Faustschläge und Tritte, Gummiknüppel und so weiter sind polizeiliches Lebensgefühl. Der Bürger in Uniform ist ein Snob in Uniform, der gegen das Fußvolk aufgestellt wird. Das ist in Istanbul so und in Westerburg. Und in Madrid, Athen und Rio wird es nicht anders sein. Die Polizisten aller Länder wissen heute mehr denn je, dass sie eine auserwählte Gemeinschaft sind. Warum einen kleinen Ganoven als Bürger auf Augenhöhe sehen? Nimm, du Hund! Steck ein! Was störst du auch unsere Kreise!
Über dieses kleine Taksim in Westerburg spricht man wenig. Polizeigewalt ist nach Verständnis der hiesigen Qualitätsmedien ein türkisches Problem. Und bleibt es auch. Übergriffe wie dieser sind nur Randnotiz, sind Einzelfall und nicht nennenswert. Würde die türkische Öffentlichkeit Polizeigewalt so galant thematisch umgehen, würde man das als die Auswüchse einer Despotie entlarven.