Wie musste ich damals laut lachen und den Kopf ganz fest schütteln, als ich vor Jahren erstmals in Amerika war und überall diese lächerlichen «Nutrition Facts» auf allen Lebensmitteln entdeckte. Wie komisch müssen die Amis sein, dachte ich mir damals, dass sie sogar bei stillem Wasser bestätigt haben wollen, dass dieses 0% Fett und 0 Kalorien hat.
«Meine Güte», schrieb ich damals nach Hause, «bin ich froh, dass wir in der Schweiz bezüglich des Essens so unkompliziert sind!» Tja, das war natürlich vor einigen Jahren. Zwischenzeitlich hat sich auch hier in der Schweiz ganz allgemein vieles verändert punkto Essverhalten. Insbesondere aber, wenn noch Kinder mit im Spiel sind. Als wir die ersten Kindergeburtstage unserer Buben feierten oder die ersten Gspänli bei uns zu Hause Zmittag essen durften, merkte ich bald einmal, dass es mit der Unkompliziertheit punkto des Essens in der multikulturellen Schweiz auch nicht zum Besten steht. Die einen durften kein Schweine-, die anderen kein Kuhfleisch essen. Die dritten fragte ich schon gar nicht mehr. Obwohl: Nur auf die verschiedenen Religionen und deren Essenskultur achten zu müssen, war ja nicht schwer.
Unterdessen haben sich aber essensmässig neue Problemzonen entwickelt, die man alle zusammen gar nicht mehr im Griff haben kann. Heute sind wir so weit, dass wir auch für einen simplen Geburtstagskuchen, den man dem Kind in die Schule mitgibt, präventiv am besten gleich ein Nutrition Fact Sheet nach amerikanischem Vorbild mitgibt. Denn die Fragen kommen, und wie: «Häts da Nüss drin?», «Gäll, du weisch, dass ich nüt mit Laktose ässe dörf?», «Ich verträge Gluten imfall nöd.» «Isch das wükki vegan oder nur vegetarisch?» «Chauft dis Mami Bio-Sache?»
Oh nein, so nicht. Nutrition Facts sind keine Bringschuld. Nicht bei einem Geburtstagskuchen. Und wer so nicht will, «de hät halt ebe kha»!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Welches ist eure Meinung zu diesem heiklen Ernährungs-Thema?
