Tagung: Gehäuse | Mediale Einkapselungen

Dieser Beitrag ist in erster Linie eine Aufforderung an meine Mitstudierenden am Institut für Medienwissenschaften die Tagung ‘Gehäuse – Mediale Einkapselungen‘ zu besuchen. Dazu werde ich etwas vom ersten Tag erzählen und einen Vorschau auf das noch kommende Programm geben. Solche Veranstaltungen sind eine großartige Möglichkeit tiefer in ein bestimmtest Thema einzusteigen, Menschen von anderen Universitäten zuzuhören und vor allem sich mit ihnen auszutauschen. Wenn man sich eine akademische Laufbahn vorstellen kann, ist es eine tolle Möglichkeit in einen Teil davon reinzuschnuppern. Aber auch wenn man sich für das Thema interessiert, kann ein Besuch der Tagung sich lohnen. Ich war weder an der Organisation beteiligt, noch wurde ich dazu aufgefordert darüber zu bloggen. Ich fand den heutigen Tag einfach interessant und bin der Meinung, dass noch viel mehr Studierende von der Tagung profitieren könnten. Ich kenne einige der Personen im Hintergrund, meist aber nur vom sehen oder von kurzen Gesprächen auf dem Gang und vor dem Institut. Mit Christoph Neubert habe ich drei Sätze ausgetauscht, dass es schade ist, dass nicht mehr Studierende da waren.

Bekannte Räume, entspannter Ablauf

Die Tagung findet im Raum E2.339 statt. Also in dem Raum wo auch viele Vorlesungen und Seminare stattfinden. Vor dem Raum steht derzeit ein Tisch mit vielen Namensschildchen und Programmheften. Davon muss man sich nicht abschrecken lassen. Für MeWi-Studierende ist keine Anmeldung nötig. Einfach kurz Hallo sagen, einen Namen angeben, gegebenfalls ein Programm mitnehmen und reingehen. Auf der linken Seite befinden sich zwei Tische mit Kaffee, Getränken, Keksen und Obst. Ihr könnt euch einfach selbst bedienen. Die erste Tischreihe ist für Vortragende reserviert, erkennt man an den großen Namensschildern, die darauf stehen. Einfach einen Platz auf den restlichen Tischen aussuchen und entspannt auf den Beginn des nächsten Vortrags warten. Ihr könnt auch nur einzelne Vorträge besuchen, dazwischen ist immer kurz Zeit den Raum zu betreten oder zu verlassen. Zwischendurch geht das auch, ist aber für die restlichen Teilnehmer_innen unangenehm.

Die Vorträge selbst dauern etwa 25 Minuten, anschließend gibt es 20 Minuten Diskussion. Theoretisch. Tatsächlich dauern sie meist etwas länger und die Diskussion ist etwas kürzer. Da es eine Tagung ist und kein Seminar fordert euch niemand auf mitzudiskutieren, aber ihr seid herzlich eingeladen. Falls ihr nicht in der großen Runde eine Frage stellen wollt, könnt ihr das auch in den Kaffee- oder Mittagspausen machen. Einfach die Vortragenden direkt ansprechen. Auch mit den anderen Teilnehmer_innen kann man sich da wunderbar austauschen.

Heute waren etwas über 30 Personen anwesend. Das wird vermutlich auch die nächsten zwei Tage so sein.

Das heutige Programm

Ich habe den ganzen Tag unter #gehaeuse2015 vertwittert, aber da das nachträglich meist etwas schwer zu lesen ist, hier kurz die Zusammenfassungen der Vorträge und wie ich sie wahrgenommen habe. Nur Fragmente.

Till A. Heilmann: Rechnerraum, Kommandozeile, Formfaktor: Drei Gehäuse der Computer
Rückblickend der Vortrag, der mir am besten gefallen hat. Heilmann hat eine wunderbar kurzweilige Art vorzutragen, wobei allerdings nicht die inhaltliche Tiefe verloren geht. Hardware ohne Software ist kein Computer und daher reicht es nicht aus, dass wir das Gehäuse öffnen, um ihn zu verstehen. Immer wieder Verweise auf Kittler und das Betrachten unterschiedlicher Gehäuse. Der Rechnerraum, der den Computer von den Usern schützt; die Kommandozeile (“Shell”), welche das Gehäuse bis zu den Fingerspitzen der Nutzer bringt; und der Formfaktor.

Immer stärkere Einkapselung der Technik und damit auch Verlust von Endnutzern darauf zuzugreifen. #Verfall #gehaeuse2015

— Medienforschung (@medienforschung) May 21, 2015

Stefan Udelhofen: Über Computerkästen in Cafés. Gehäuse in der Medienkulturgeschichte von Internetcafés
Der Vortrag klang durchaus interessant, aber entweder war es die Uhrzeit, zu der meine Energie am Boden war, oder mir fehlte das Vorwissen, um Udelhofen folgen zu können. Er zog einzelne Beispiele an Internetcafés heran und sprach über die Veränderung der Computer in ihnen. Oder so.

Erste Frage nach Flüssigkeiten. War auch ein großer Feind des Buches. Gibt es Parallelen? #gehaeuse2015

— Medienforschung (@medienforschung) May 21, 2015

Leonie Häsler: Von der Sprechmaschine zum Musikmöbel. Musikapparate zwischen technischem Gerät und Einrichtungsobjekt
Zur erfrischenden Abwechslung ging es bei Häsler nicht um Computergehäuse, sondern um Musikabspielgeräte. Von Grammophonen zu Smartphonedockingstations. Spannend fand ich, dass schon bei den Grammophonen die Ästhetik wichtiger war als die Klangqualität. Man entschied sich für hübsche Trichter anstatt für die technisch sinnvollsten. Auch der wiederkehrende Trend den Blick auf die Technik zu ermöglichen und wann Musikgeräte versuchen als Möbel unsichtbar zu sein und wann sie in den Vordergrund rücken.

Das Grammophon steht blöd und starr in einer Ecke, wo es gerade Platz hat. Wir sollten einen Tempel für es bauen. #gehaeuse2015

— Medienforschung (@medienforschung) May 21, 2015

Andreas Fickers: Keynote I. Haus – Heim – Gehäuse. „Symbolic engineering“ am Beispiel der Domestizierungsstrategien des frühen Rundfunks
Ein schöner Votrag über Rundfunk. Vor allem die Skalen, zum Einstellen der Sender sind hängen geblieben. Wie sich in ihnen die Geschichte spiegelt. Ähnlich wie andere Technologien (Bsp. Computer) hat auch der Rundfunk den Weg über den Hobbyschuppen in den Haushalt gefunden. Radios waren eines der ersten elektrischen Geräte neben der Glühbirne, die Menschen angeschafft haben. Daher gab es oft auch noch keine Steckdosen und man hat Adapter gehabt, um die Fassung der Glühbirne zu nutzen, um das Radio mit Strom zu Versorgen. Und natürlich hat es auch beim Radio viel Angst gegeben. Aber ihm wurde auch eine entlarvende Funktion zugesprochen. Durch die intime und direkte Zuhörsituation (Radiosprecher_in ist quasi Gast im Haus) soll es durch das Radio möglich sein zu bemerken, wenn etwa Politiker Lügen erzählen und ähnliches. Auch wichtig: Das Plädoyers Fickers für eine experimentelle Medienarchälogie. Man soll die Dinge selbst ausprobieren, um neue Perspektiven auf die Texte zu bekommen, die man über die jeweiligen Medien liest.

Symbolische Architektur des Rundfunks (machtvoll) im Kontrast zu intimen Hörsituationen. #gehaeuse2015

— Medienforschung (@medienforschung) May 21, 2015

Programm der nächsten Tage

Ihr findet das Programm auch auf der Website.

Freitag, 22. Mai
Gestaltungen
09:30 Uhr Heike Weber: Blackboxing? – Zur Vermittlung von Konsumtechniken über Gehäuse- und Schnittstellendesign
10:15 Uhr Stefan Niklas: Mode und Technik – Und dazwischen die Gehäuse
11:00 Uhr Kaffeepause
11:30 Uhr Andreas Broeckmann: Drei Körperkapseln. Spekulationen über die Medialität des Gehäuses
12:15 Uhr Tobias Lander: What’s inside? – Gehäuse in der Kunst und das Mysterium des Inhalts
13:00 Uhr Mittagspause
Architekturen
14:30 Uhr Markus Krajewski: Bauformen des Gewissens – Architektur und Medien nach der Stunde Null
15:15 Uhr Tom Steinert: Smartphone Architecture
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr Florian Sprenger: Environmental Bubbles
17:15 Uhr Claudia Mareis: Keynote II. „Design ist unsichtbar“. Interface-Design und Entmaterialisierungsdiskurse 1960–1990

Samstag, 23. Mai
Umwelten
10:00 Uhr Léa Perraudin: Where have all the cases gone? Die offenen Behausungen des experimentellen Interfacedesigns
10:45 Uhr Julian Jochmaring: Im gläsernen Gehäuse. Zur Medialität der Umwelt bei Uexküll und Merleau-Ponty
11:30 Uhr Kaffeepause
11:45 Uhr Martin Siegler: Things in cases. Notfalldinge und die Gehäuse der Emergenz
12:30 Uhr Abschlussdiskussion


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