„Endlich“, werden viele sagen, „endlich bringt die Katz mal eine Tagescreme auf den Blog.“ Was hat mich nur so lange aufgehalten? Nun, eigentlich hatte ich vor, die Beauty-Rezepte so einfach wie möglich zu halten. Cremes selbst herstellen ist zwar nicht wirklich schwer, man muss aber viele kleine Details beachten, damit so eine Creme auch richtig gut wird. Schau’s dir einfach mal an, der Einsatz lohnt allemal, denn dein Ergebnis kann locker mit handelsüblichen Tagescremes mithalten und kommt obendrein ganz ohne fragliche Substanzen und Tierversuche aus. Ach ja, vegan ist sie natürlich auch!
Ich warne dich vor, das hier ist ein Megapost! Aber die Informationen helfen dir, Creme zu verstehen, ich rate dir also dringend, sie aufmerksam zu lesen, vor allem, wenn du noch nie eine Creme hergestellt hast!
Wichtiges Vorgeplänkel
Alleroberstes Gebot der Creme-Herstellung: Penible Sauberkeit
Angefangen bei deinen Händen, über Instrumente und Arbeitsfläche bis hin zu den Behältnissen (ich empfehle dunkle Glastiegel mit luftdichtem Schraubverschluss, ggf. das Glas außen mit dunkler Glasfarbe bemalen) muss alles wirklich ganz dolle sauber sein, damit sich keine Ekelkeime und ähnliches Gesocks in deine Creme schleichen und dir am Ende mehr schaden als nutzen.
Frisch aus Mikrowelle, Kochtopf oder Backofen, meine Utensilien
Ich empfehle dir die Arbeitsfläche gründlich mit Essigreiniger oder hochprozentigem Alkohol (Desinfektionsmittel funktioniert natürlich auch) vorzubereiten und anschließend mit Küchenkrepp auszulegen.
Auch wenn du deine Instrumente und Töpfe immer gleich sauber machst, übergieße sie doch vor jedem Einsatz mit heißem Wasser, dann kann nichts schief gehen. Wenn du unsicher bist, koche sie 10 Minuten ab (aufpassen, dass sie auch hitzebestängig sind) oder leg sie für 4 Minuten bei 600 Watt in die Mikrowelle (auch hier darauf achten, dass die Materialien dafür geeignet sind).
Gläser, Tiegel sowie deren Schraubverschluss koche ich regelmäßig ab. Bevor ich sie befülle, stelle ich sie zusätzlich mit etwas Wasser für 4 Minuten bei 600 Watt in die Mikrowelle (wenn sie dazu geeignet sind) Mehr über sterile Gläser findest du bei Helpster.
Haltbarkeit selbstgemachter Creme
Während ich reine Ölmischungen, wie ich sie z.B. beim Anti-Age-Serum vorgestellt habe, schon ohne größere Probleme 3 Monate lang benutzt habe, werden Cremes aufgrund ihres Wasseranteils schon mal gammelig.
Ganz ohne Konservierungsmittel hält eine frische Creme bei Zimmertemperatur ungefähr 8 Tage, im Kühli etwa doppelt so lange. Alternativ kannst du auch Kleinstmengen herstellen (nervt) oder du frierst die fertige Creme portionsweise ein (Winner). Zum Auftauen stelle ich sie dann übrigens in den Kühlschrank.
Das Problem bei Cremes ist auch, dass sie schon verunreinigt sein können, bevor man es sehen oder riechen kann. Schuld daran sind Keime, Pilze und Hefen, die bereits bei der Herstellung oder während der Nutzung, z.B. durch deine Finger im Tiegel, entstehen können. Um auf der sicheren Seite zu sein, benutze ich trotz verbreiteter Vorurteile gegenüber Konservierungsmitteln pflanzliche Konservierer für meine Cremes und sehe zu, dass ich sie innerhalb von 8-12 Wochen aufbrauche. Sollten plötzlich Rötungen auftauchen oder ich bemerke, dass meine Haut die Creme nicht mehr mag, kommt sie in die Tonne – ohne Wenn und Aber.
Lies dir dazu auch die wertvollen Informationen zur Konservierung auf Olionatura durch.
Ein Etikett mit Herstellungs- und geschätztem Ablaufdatum ist ein Muss auf selbst gerührter Creme!
Auf jede selbstgerührte Creme gehört unbedingt ein Etikett mit Herstellungs- und geschätzem Haltbarkeitsdatum! Keine Kompromisse, wenn’s um deine Haut geht!Außerdem…
Ich empfehle dir immer frische, qualitativ hochwertige Rohstoffe für deine Cremes zu verwenden. Sparen solltest du besser woanders! Frische Zutaten für Naturkosmetik kaufe ich gerne bei Dragonspice.de (Partnerlink).
Fachgesimpel versimpelt
Vielleicht hast du schon einmal Rezepte für Cremes oder Lotions gefunden, hast dich aber von Kauderwelsch wie O/W-Emulgator, Fett- und Wasserphase abschrecken lassen? Mir jedenfalls ging es ganz lange so. Deshalb möchte ich auf Schwatz Katz solche Begriffe möglichst vermeiden. Ich sage dir einfach, was du brauchst und in welcher Reihenfolge du es zusammenmischst.
Cremeherstellung
Basiscreme
Ebenso wie mein Badesalz mache ich auch meine Tagescreme immer nach dem gleichen Schema: Ich nehme 30 gr Öl inklusive Konsistenzgebern und Emulgatoren und mische alles mit 45 ml Wasser.
Innerhalb dieser Größen kann ich nun herumspielen wie es mir passt, ich kann z.B. die Ölkomponente nur aus Basisöl (Kokosöl ist immer gut) machen oder zu gleichen Teilen in Basis- und Pflegeöl (z.B. Arganöl als Anti-Age Pflege, Wildrosenöl für empfindliche junge wie reife Haut, Mandelöl für trockene Haut usw.) aufteilen, kann völlig verrückt spielen und 10 verschiedene Pflegeöle hineinknallen oder wie ich es am liebsten mache, eine schöne Butter (z.B. Mango- oder Sheabutter) zu Basis- und Pflegeöl geben.
Das gleiche gilt für die Wasserseite. Ich kann rein destilliertes, abgekochtes -, Mineralwasser oder ein Hydrolat (Pflanzenwasser) benutzen, ich kann aber auch alle zusammen mischen. Obwohl ich es bei Cremes nur bedingt empfehle, kann ich ebenso frisch gebrühten Kaffee, Tee oder einen Kräutersud nehmen bzw. mit Wasser jeder Art mischen. Solltest du das machen wollen, achte darauf, dass keinerlei Schwebeteilchen in deinem Tee, Kaffee o.ä. mehr zu finden sind, denn die können dir deine Creme schnell verunreinigen. Das kleinste Schwebeteilchen kann deine Creme binnen kürzester Zeit umwerfen und glaub mir, eine schimmelige Creme ist das allerletzte, das du sehen möchtest! I learned it the hard way! Seitdem investiere ich lieber in Pflanzenextrakte, die sind auch einfacher zu dosieren.
Pflegeplus
Zusätzliche Wirkstoffe wie z.B. Aloe Vera Gel, Mineralien, Kaffee oder grüner Tee (am besten als Extrakte) geben einer Creme den Extrakick.
Obendrauf kommt in meinem Fall nicht nur ein leichtes Konservierungsmittel, sondern auch ein paar Wirkstoffe und ätherische Öle, die ich nach Bedarf anpasse. Koffein zum Beispiel macht müde Mienen munter, Grüner Tee lässt schlafgeschwollene Augen im Nu verschwinden, Mineralien und Pulver wie z.B. Zinkoxid geben der Creme einen natürlichen Lichtschutzfaktor und Aloe Vera spendet optimal Feuchtigkeit.
So, jetzt aber Butter bei die Fische, los geht’s!
Tagescreme selber machen à la Katz
Getönte und normale Tagescreme
ergibt ca. 75 gr fertige Creme
Die hier vorgestellte Tagescreme mit wertvollem Wildrosenöl (s. Infobox) spendet Feuchtigkeit durch Aloe-Vera-Gel, Grüner-Tee-Extrakt beugt Augenringen, müden Mienen und Tränensäcken vor.
Wildrosenöl ist ein wirklich ganz einzigartiges Gesichtsöl! Es wirkt stark regenerierend und heilend, wirkt Rötungen oder gar Entzündungen entgegen, hellt Pigmentflecken auf, lindert Narben, ist auch bei Akne geeignet und gibt nicht mehr ganz frischer Haut Elastizität und Spannkraft zurück. Als Alternative eignet sich Arganöl.Du brauchst (s. auch Alternativen)
2 Wasserbadeinsätze (meiner ist von Ikea) oder stelle je eine hitzefeste Schüssel auf einen Topf heißes Wasser und drehe die Hitze auf 1.
10 gr Kokosöl
5 gr Mangobutter
11 gr Wildrosenöl, auch Hagebuttenkernöl genannt
4 gr Lamecreme*
1-2 Tropfen Biokons
45 ml Rosenwasser
einige Spritzer Grünteeextrakt (bekämpft Augenringe und Tränensäcke)
1,5 gr TL Aloe-Vera Gel 10-fach (für den Extra-Feuchtigkeitskick)
10 Tropfen rein ätherisches Lavendelöl
10 Tropfen rein ätherisches Zitronenöl
*optional*
Wenn du eine getönte Tagescreme machen möchtest, kannst du 1-2 TL Mineralpuder oder fertiges Make-Up hinzugeben. Ich mache mir immer 2/3 normale und 1/3 getönte Creme.
1 TL (5-8 gr) Zinkoxid sorgt für einen leichten Lichtschutzfaktor, etwa zwischen 8 und 12.
*Lamecreme ist ein Easy Peasy Emulgator, man kann fast nix damit falsch machen, außerdem sind darin bereits Konsistenzgeber enthalten. Ein Problem weniger
Alternativen
Statt Mangobutter geht auch Sheabutter, v.a. bei eher trockener Haut. Du kannst sogar einfach nur Kokosöl nehmen, dann entsprechend 15 gr. Statt Rosenwasser geht auch destilliertes oder gekochtes Wasser oder ein anderes Hydrolat, z.B. Hamamelis- oder Lavendelwasser; Grünteeextrakt kann v.a. bei müden Mienen gegen Koffein ausgetauscht werden.
So wird’s gemacht
Hinweis: Arbeite zügig, lass dich nicht ablenken, stell vorher alles so bereit, wie du es nachher brauchst!
Der erste Zutatenblock (Kokosöl – Lamecreme) zusammen im heißen Wasserbad schmelzen. Sobald alles flüssig und gut gerührt ist, nimm den ersten Wasserbadeinsatz vom Topf, gib 2 Tropfen Biokons hinzu, rühre noch einmal gut durch und stell ihn beiseite.
Stelle den zweiten Wasserbadeinsatz auf den Topf und erhitze darin das Rosenwasser (es muss nicht kochen, nur gut heiß sein). Nimm den Topf von der Platte und gib nun unter ständigem Rühren nach und nach das Ölgemisch hinzu. Eventuell musst du die Öle noch mal kurz erhitzen, sie sollten flüssig sein.
Sobald sich alles schön miteinander verbunden hat, mit anderen Worten eine Creme entstanden ist, lass sie handwarm (30°C) abkühlen und füge den letzten Zutatenblock (Grünteeextrakt-ätherische Öle) hinzu, rühre noch einmal ordentlich durch und fülle sie in geeignete Gefäße um.
Hinweis: Es dauert eine Weile bis die Creme ihre letztendliche Konsistenz gefunden hat. Ich stelle sie darum über Nacht in den Kühlschrank, dann ist sie am nächsten Morgen gleich einsatzbereit. Sollte deine Creme einmal wider Erwarten zu flüssig sein, benutze sie einfach als Bdy Lotion. Das kommt hin und wieder vor, weil z.B. deine Waage nicht so richtig abgewogen hat. Die meisten Cremes dicken allerdings im Kühlschrank nach.
Tagescreme in Tiegeln hält länger, wenn du sie nicht mit den Fingern, sondern einem abgekochten Glasspatel entnimmst.
Disclaimer Bitte beachte, dass ich weder Medizinerin noch Kosmetikerin bin. Ich teile auf meinem Blog lediglich von mir für mich und meine Lieben erdachte Rezepte, die ich nach eingehender Recherche aus fair gehandelten Produkten aus biologischem Anbau selbst herstelle, ausprobiere, ggf. verbessere und toll genug finde, sie an Interessierte weiterzugeben. Wenn du meine Rezepte nachmachst, tust du das auf eigene Gefahr.
P.S. Wenn du zu denen gehörst, die mein Anti-Age-Serum einfach klasse finden, dann probier doch die Creme einfach mit Argan- statt Wildrosenöl aus