Tagebuchnotizen zum Buch DAS ESELSKIND - die Schuld des Opfers - ein Tabuthema

Tagebuchnotizen zum Buch DAS ESELSKIND - die Schuld des Opfers - ein Tabuthema

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt


Ihr Lieben,heute möchte ich in meinen Tagebuchnotizen zu dem Buch DAS ESELSKIND über ein Tabuthema sprechen, über das nicht gerne gesprochen wird und bei dem derjenige, der darüber spricht, oft sogar beschimpft wird.
Über die Schuld der Opfer zu sprechen, das klingt für viele Menschen so, als wolle man von der Schuld der Täter ablenken und einen Teil der Schuld auf das Opfer abwälzen.
Um über dieses Thema zu sprechen, wähle ich daher meine eigene Person aus, denn ich kann mich selbst nicht beleidigen, nicht kränken, nicht herabsetzen.
Warum ist mir dieses Thema so wichtig?
Ich bin der festen Überzeugung, dass es immer Menschen geben wird, die Kinder sexuell missbrauchen werden, und dass es immer Menschen geben wird, die Kinder demütigen, schlagen und foltern werden.
Für mich wäre heute nichts beschämender, als wenn ich mich heute noch bejammern würde wegen dem, was mir in meiner Kindheit und Jugend geschehen ist.
Ich werde das zwar in allen brutalen Einzelheiten in meinem Buch schildern, aber unendlich viel wichtiger ist doch, dass wir heute alle gemeinsam dafür kämpfen, dass weniger Kinder sexuell misbraucht und geschlagen werden.
Um dies Vorhaben in die Tat umzusetzen, können wir bei den Tätern ansetzen, aber ich glaube, dass wir als Nichtfachleute wenig Chancen haben, entsprechende mögliche Täter kennenzulernen und erst recht kaum Chancen haben werden, diese von ihren Taten abzuhalten.
Größere Chancen haben wir, wenn wir dafür sorgen, dass in unserer eigenen Familie, in den Familien unserer Freude, Bekannten und Nachbarn eine Atmosphäre des Vertrauens verwirklicht wird, damit Kinder, die Übergriffe erleben, einen Ansprech-partner finden und sich einem Menschen anvertrauen können, bevor es zu immer schlimmeren Übergriffen kommt.
Die allergrößten Chancen haben wir aber dann, wenn wir unsere Kinder und Enkelkinder in einer Atmosphäre aufwachsen lassen, in der sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können und vor allem lernen, laut und deutlich NEIN zu sagen, wnen jemand mit ihnen etwas machen will, das sie nicht wollen.
In diesem Zusammenhang habe ich mich in den letzten Jahren beim Schreiben meines Buchee immer wieder gefragt, was habe ich eigentlich als Opfer für eine Schuld daran , dass mir so viel Gewalt und so viel Missbrauch zugestoßen sind. Ich meine damit natürlich nicht Schuld im Sinne von Moral oder im Sinne des Strafrechts.
Durch ein Interview, dass ich mit den beiden Hauptätern der einen Schulklasse vor etlichen Jahren führte, wurde mir meine "Schuld" deutlich". Dazu möchte ich einen ganz kleinen Auszug aus dem einen Interview (beide Interviews werden in dem Buch veröffentlicht) zitieren:

"Hattest Du kein Mitleid, wenn ich um Gnade gebeten habe, wenn ich unter Tränen flehte, endlich aufzuhören?"
"Nein, Dein Geschrei, Dein Gewinsel war für mich eher ein Ansporn, weiterzumachen. Wir haben es ja richtig drauf angelegt, Dich zum Heulen und Flennen zu bringen. Meist haben wir erst dann aufgehört, wenn Du Dich nicht mehr gerührt hast oder mal wieder nasse oder volle Hosen hattest."
Ich gebe zu, dass ich als Jugendlicher aufgrund meiner damals noch geringen Größe von 145 cm (heute bin ich 179 cm groß) und meines geringen Gewichtes (44 Kilo) und aufgrund der ständigen Entmutigung und Schläge zuhause sehr ängstlich war.
Jeder, der mit mir zu tun hatte, spürte das und bevor mir jemand überhaupt etwas getan hatte, verspürte ich schon große Angst, er könne  mir etwas tun.

Ich will es einmal sehr deutlich auf den Punkt bringen: 

Wenn ich beim ersten Mal, wo ich sexuell missbraucht wurde, laut und deutlich zu dem Diakon gesagt hätte: Nein, das will ich nicht oder ihm vielleicht sogar zwischen die Beine getreten hätte, wäre ich zwar einmal missbraucht worden, aber danach vielleicht nie wieder. So aber war ich ihm ein Jahr lang ausgeliefert.
Und wenn ich in der Klasse, die mich demütigte, schlug und folterte, vom ersten Tag an geschrien hätte: Lasst mich in Ruhe!, dann hätte ich sicher trotzdem die eine oder andere Prügel bezogen, aber vielleicht hätten die Täter nach einiger Zeit die Lust an mir verloren, weil ich nicht der gewünschten Opferrolle entsprach.
Deswegen ist es mir heute auch so wichtig, bei den Kindern anzusetzen.


Wenn wir den Kindern helfen, selbstständig, selbstbewusst zu werden und fähig, laut und deutlich NEIN zu sagen, dann halten wir den Schlüssel in der Hand, um unsere Kinder und Enkelkinder und auch fremde Kinder vor sexuellem Missbrauch zu bewahren.
Denn wissenschaftliche Studien haben eindeutig nachgewiesen, dass in den seltesten Fällen sexueller Missbrauch oder Gewalt durch einen Fremdem ausgeübt wird, wie in dem Fall des kleinen Mirco, sondern dass in den allermeisten Fällen sexueller Missbrauch und Gewalt in der Familie, im Umkreis der Familie, im Sportverein, in der kirchlichen Jugendgruppe stattfinden. 

Tagebuchnotizen zum Buch DAS ESELSKIND - die Schuld des Opfers - ein Tabuthema

In stillem Gedenken


Anders als im Fall des kleinen Mirco beginnt z.B. der sexuelle Missbrauch in den Familien, den Jugendgruppen etc. schleichend und langsam. Hier können wir viel bewirken, indem wir den Kindern beibringen, sich nichts gefallen zu lassen, laut NEIN zu sagen und sich von Anfang an zu wehren und allem Einhelt zu bieten, das sie nicht wollen.
Wenn ich dazu meinen kleinen Beitrag leisten kann, dann ist mein Opferdasein in meiner Jugend zu etwas nütze gewesen, dann kann ich wenigstens heute Kindern und Jugendlichen helfen, nicht Opfer von Übergriffen sexueller oder gewaltsamer Natur zu werden.
Ihr Lieben,
seid ganz herzlich gegrüßt
Euer engagierter Werner

Tagebuchnotizen zum Buch DAS ESELSKIND - die Schuld des Opfers - ein Tabuthema

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt


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