Mein Lieblingsblick auf das Karwendelgebirge
„Wir gehen in die Berge, weil wir das Gefühl haben, ganz oben bei uns sein zu können. Weil wir uns als Teil eines größeren Ganzen verstehen.“ Tom Dauer
Eines der ganz fröhlichen Kapitel meines Buches DAS ESELSKIND beginnt mit den folgenden Zeilen:
"Das strahlende Licht der Mittagssonne brach sich regenbogenfarben an dem goldglänzenden Gipfelkreuz.
Der lange, beschwerliche und streckenweise anstrengende Weg aus dem Tal hinauf zur Arnspitze, einem Gipfel des Karwendelgebirges in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, war zu Ende.
Ich war müde und erschöpft von dem Aufstieg, aber all diese Mühsal fiel jetzt von mir ab im Angesicht des Gipfelkreuzes. Ich stellte mich direkt unter das Gipfelkreuz und ließ meinen entspannten Blick schweifen über das unter mir liegende Tal des Inn und die angrenzenden Berge.
Eine tiefe innere Stille und eine wunderbare Ruhe und Gelassenheit breiteten sich in mir aus. All die drängenden Sorgen und anstehenden Probleme des Alltags verschwanden wie ein sich auflösender Nebel aus meinem Geist und meine Seele wurde erfüllt von einem tiefen Frieden.
Den Bergen der Alpen gehört meine ganze Liebe. Dort in den Bergen, allein in der Einsamkeit der Natur, fühle ich mich zutiefst wohl, das ist ein Labsal für meine Seele und ein Jungbrunnen für mein Denken und Fühlen.
Immer dann, wenn ich in einem Urlaub unter einem Gipfelkreuz stehe, erkenne ich angesichts der Erhabenheit der Berge, was wirklich wichtig ist im Leben, alles Andere wird dann im wahrsten Sinne des Wortes zweitrangig.
Dort oben ist es so schön, dass mir unter einem Gipfelkreuz immer ein Vers aus der Bibel einfällt (Matthäus 17,4). Jesus ist mit einigen Jüngern auf einen hohen Berg gestiegen und Petrus, einem seiner Jünger, hat es dort oben so gut gefallen, dass er zu Jesus sagt: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten bauen.
Wenn ich zutiefst in mein innerstes Selbst schaue und meinen tiefsten und sehnlichsten Wunsch gegenüber einer Wunschfee äußern dürfte, dann wäre eine solche Hütte mitten unter einem Gipfelkreuz das, was ich mir wünschen würde."
Ihr Lieben,
ich denke, bei diesem Wunsch handelt es sich im Tiefsten um ein Überbleibsel aus meiner Kindheit. Ich habe mich als Kind nirgends geborgen gefühlt, ich kannte das Gefühl, sicher zu sein, nicht. Das mittelalterliche Wort "vogelfrei" beschreibt am besten, wie ich mich als Kind gefühlt habe.
Deshalb kämpfe ich heute auch so sehr dafür, dass Kinder einen Menschen zur Seite haben, der sich für sie einsetzt, der für sie da ist, zu ihnen hält und sie stetig ermutigt.
Wie das obige Kapitel weitergeht und warum ich im Alter von 7 Jahren zur Kur geschickt wurde und in wen ich mich bei der Kur verliebte, das erzählt das Kapitel "Die Kur - Sahne in den Bergen".
Seid ganz lieb gegrüßt und umarmt
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt