Ihr Lieben,
sicher fragt Ihr Euch, was das obige Foto darstellen soll, das mir ein Freund vor einigen Tagen hat zukommen lassen.
Es gab in den 1950er - 1980er Jahre in vielen Jugendgruppen im kirchlichen und sportlichen Bereich ein merkwürdiges "Spiel", das ich abgrundtief gehasst habe und das zum Glück inzwischen, wie ich mich vergewissert habe, wohl endlich ausgestorben ist.
Dieses Spiel wurde ausschließlich in Jungengruppen gespielt und nannte sich "Schinkenklopfen". Ein Junge hielt einen anderen Jungen, wie oben zu sehen, in einem festen Klammergriff und die anderen Jungen der Jugendgruppe stellten sich wie in einer Reihe an und dann durfte jeder mit voller Wucht demjenigen, der festgehalten wurde, auf den Po hauen.
Ich habe niemals verstanden und werde es wohl auch bis zum Ende meiner Tage nicht verstehen, warum dieses Spiel immer wieder so gerne gespielt und auch von den Jugendleitern und Lehrern geduldet wurde.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie es wohl zu diesem Spiel gekommen ist uind es fällt mir keine andere Erklärung dazu ein, als dass sadistische oder pädophile Jugendleiter oder Lehrer dieses Spiel erfunden haben, um sich an dem Leid eines Kindes zu ergötzen, einem Kindergehirn kann so etwas Teuflisches nicht entsprungen sein.
Ich erinnere mich an eine Klassenfahrt, auf der ich mehrfach das Opfer dieses "Spiels" war, nur dass in meinem Fall die Bedingungen verschärft wurde.
Ich wurde nicht nur, wie oben zu sehen, festgehalten, mir wurden anschließend auch noch die Hosen heruntergezogen und jeder (auch die Mädchen) durfte nicht nur mit der Hand, sondern auch mit einem Stock oder Kleiderbügel zuschlagen.
Die Wunden waren schnell vernarbt, die Schmerzen bald vergessen, aber diese Demütigung der Nacktheit, dieses Ausgeliefertsein an das Böse, das Sich-nicht-wehren-Können, die Verzweiflung darüber, an dem Zustand nichts ändern zu können, und die Gewissheit, auch Zuhause keinerlei Unterstützung zu finden, ermordeten meine kindliche Seele.
Viele Jahre meiner Jugend kam ich mir nicht vor wie ein lebendiger Mensch, sondern eher wie ein Klumpen Fleisch, mit dem jeder alles machen durfte.
Darüber berichtet das Kapitel "Traum und Wirklichkeit" meines Buches das Eselskind.
Wenn mein Buch nur aus solch dunklen Kapiteln bestehen würde, würde ich es niemals herausgeben, aber das Entscheidende ist, dass es eben auch die fröhlichen, die mut- und frohmachenden Kapitel gibt, in denen voller Hoffnung und Zuversicht darüber berichtet wird, wie es mir gelungen ist, aus diesem Teufelskreis mit der Hilfe lieber Menschen auszubrechen und der fröhliche Mensch zu werden, der ich heute bin.
Das unten gezeigte Foto ist übrigens das älteste Foto von mir, das existiert, ich muss da so vier Jahre alt gewesen sein. Erst in den letzten Jahren ist mir beim Durchblättern meiner Fotoalben deutlich geworden, dass es kein einziges Foto aus meiner Kindheit und Jugend gibt, auf dem ich lächele...
Ihr Lieben,
ich grüße Euch alle ganz herzlich, ich wünsche Euch noch einen geruhsamen Abend und wünsche Euch dann morgen einen guten und zuversichtlichen Start in die neue Woche.
Euer trotz allem oder gerade deswegen fröhlicher Werner