Tagebuchbloggen: Ich wähne mich glücklich.

Von Berit Andersen

Manchmal fällt es mir wieder ein, dass ich dieses Glück habe, dieses unglaubliche Glück. Dann flüstere ich den Söhnen zu (jedem einzeln): „Es ist so schön, dass es dich gibt, ich bin so froh darüber. Du machst mein Leben bunter und fröhlicher und schöner. Ich habe so ein Glück, dass ich drei so unglaublich tolle Söhne habe! Und weißt du was: Man kann jetzt schon erkennen, was für ein wunderbarer Mann aus dir werden wird!“

Daran musste ich heute denken, als eine Schülerin im Unterricht in Tränen ausgebrochen ist.

„Ich will nicht erwachsen werden! Ich will für immer 12 bleiben!“

Thema der Stunde: „Die Pubertät der Jungen.“

„Ich will nicht erwachsen werden! Ich habe einen Bruder, ich sehe jeden Tag die Pubertät! Der macht jeden Tag so einen Stress! Der hat auch schon einen Bart! Ich will 12 bleiben!“

Zum Glück ist Einzelarbeitszeit und ich hocke mich neben sie und raune ihr zu: „Die gute Nachricht ist: Die Pubertät ist irgendwann vorbei und dann hast du wieder einen wunderbaren Bruder. Und bei dir sehe ich auch schon, dass eine wunderbare Frau aus dir werden wird.“

Jetzt lächelt sie doch ein wenig und wischt sich die Tränen weg.

Mir fällt noch etwas ein: „Hilft es dir, wenn ich dir sagen, dass auch in der 42jährigen Frau Solanum noch ein 12jähriges Mädchen steckt, ein bisschen Kind bleibt in uns allen.“

Große Augen. Lächeln. Und dann Grinsen. Und in der Pause hüpfte sie schon wieder fröhlich herum.

Und dann ist der ganze Rest nicht mehr so wichtig.

Dass ich am Mittwoch meinen dritten Unterrichtsbesuch habe, zum Beispiel. Vielleicht sollte ich ein wenig aufgeregter sein, nachdem die heutige Stunde in der 8a, gelinde gesagt, eine didaktische Katastrophe war. Von 23 Schülern und Schülerinnen waren 7 krank, Sabrina ist in Tränen ausgebrochen und wurde von ihrer Freundin in den Flur geleitet, Enis musste dringend zum Klo, weil ihm übel war, Fabian hat ein bisschen gearbeitet und dann Lavinia während der aktiven Phase (Schüleraktivierung!) Mathe erklärt statt sich meinen hammerkreativen Aufgaben zu widmen. Mathe muss viel interessanter gewesen sein, denn Felix gesellte sich zu ihnen. Timm hat immerhin versucht, meine kreative Forscherfrage zu beantworten, aber sich dann seinem Aufsatz hingegeben. Lennard, Frank, Kiara und Tania haben nicht einmal so getan, als würden sie arbeiten und Davis und Elena haben nach der 20minütigen Arbeitsphase festgesetllt, dass sie nicht wussten, was sie tun sollten. Drei Schüler waren hoffnungslos unterfordert und dann war da noch der Feueralarm …

Vielleicht kriege ich jetzt doch ein bisschen Panik.