Tagebuchbloggen: Der sechsarmige Sohni.

Von Berit Andersen

Meine Woche im Überblick:

Von dieser Woche ist rasch berichtet: Sie begann mit Krankheit (meiner) und endet mit Krankheit (meiner, die des Riesensohnes und Maxes). Dazwischen liegen Schultage, an denen die Polizei anrückte, weil einer unserer emotional eher unstabilen Schüler ausgebüxt war (er wurde in der Raucherecke wiedergefunden), und an denen ein anderer Schüler Ärger bekam, weil er noch einem anderen Schüler eins mit einer Eisplatte aus unserem Schulteich übergebraten hatte.

Erdnuss-Knack-Maschine:

Der große Riesensohn und der Maxebär schwächelten heute früh, weshalb sie den Tag statt im Klassenzimmer in Papas Auto verbringen mussten („Wir waren essen beim Chinesen, Mama!“). Während der Riesensohn den Nachmittag niedlich vor sich hinglühend auf dem Sofa verbrachte, bauten die Zwillinge mit Hilfe meines Gummitwist-Bandes, der Lego-Kiste und einem Tischbein eine Erdnuss-Knack-Maschine, die zwar nicht funktionierte, aber Mutti zum Schreien brachte, weil der Krach wahrhaft überwältigend ist.

Der sechsarmige Sohni:

Dann bin ich wohl irgendwann eingeschlafen, nachdem ich den Kindern erlaubt hatte, sich auf einem poplären Videokanal einen Film über zehn prähistorische Ungeheuer anzusehen. Nun werde ich den Verdacht nicht los, dass es während meines zweistündigen Mini-Tiefschlafes („Du hast geschnarcht, Mama!“) nicht bei den zehn prähistorischen Ungeheuern geblieben ist:

„Mama, die wollen ein Mammut machen!“

„Haben die denn eines gefunden?“

„Ja.“

„Dann wollen sie es wohl klonen.“

„Ja, genau! Klonen!“

Pause.

„Was ist Klonen?“

„Das ist so: Dein Körper besteht aus Millionen von Zellen. In jeder Zelle ist DNA.“

„Was ist DNA?“

„Das ist die Erbinformation. Dein Körper kann die ablesen und daraus einen Sohni bauen. Das ist ein Code.“

„Ah!“, sagt Maxe, „Code hat drei Bedeutungen: Erstens: Mantel. Zweitens: Naja, du weißt schon. Und drittens: Schlüsselcode!“

„Ja, so eine Art Geheimschrift. Jedenfalls: Man kann jetzt die DNA von einer Zelle nehmen und die in eine Eizelle packen. Dann kann man diese Eizelle in Nährlösung legen und mit etwas Glück entwickelt sich ein zweiter Sohni.“

„Ist der dann so wie ich?“

„Der sieht dann aus wie du. Das ist ja ein Klon. Ein Klon ist genau gleich.“

„Wie der Hund mit den grünen Krallen.“ Maxe freut sich.

„Grüne Krallen???“

„Da war ein Hund mit grünen Krallen. Der war ein Klon. Der sah genau so aus wie der andere Hund mit grünen Krallen.“

„Maxe, grüne Krallen haben nichts mit Klonen zu tun!“

„Mama? Da fällt mir ein: Da war doch mal diese Schlange mit den zwei Köpfen. Kann das auch mit Menschen geschehen?“

„Ja, das kann auch mit Menschen geschehen. Das sind dann Zwillinge, die im Bauch zusammengewachsen sind oder sich nicht richtig getrennt haben.“

„Wie die Hunde, die mit zwei Köpfen herumlaufen?“

„Äh, in etwa so.“

Sohni ist hellauf begeistert: „Ich hätte gerne einen Kopf und sechs Arme!“

… oder auch: Warum ich nie wieder Videos erlaube, bevor ich in den Tiefschlaf falle.