Tagebuch einer Hofdame: Kopfkissenbuch von Sei Shōnagon

Tagebuch einer Hofdame: Kopfkissenbuch von Sei Shōnagon

Ein Bündel edlen Papiers dient der Hofdame Sei Shōnagon vor tausend Jahren als Tagebuch. [...] Freimütig schwärmt die selbstbewusst junge Frau von Stil und Schönheit, macht sich über die Marotten der Männerwelt lustig und ergründet mit heiterem Eigensinn Himmel und Erde. (Quelle: Kopfkissenbuch, Manesse Verlag)

So entstand das Kopfkissenbuch, wenn auch in einer einfacheren Ausgabe als die, die der Manesse Verlag erstmalig vollständig und neu übersetzt veröffentlicht hatte.
Handlung

Es handelt sich bei dem Kopfkissenbuch um eine Sammlung an verschiedenen Texten, die die Autorin im Laufe ihres Kaiserdienstes verfasst hat. Daher gibt es keine fortlaufende Handlung in diesem Buch, sondern viele einzelne Texte, die unter anderem von Festlichkeiten am Hof, Naturereignissen oder auch dem kaiserlichen Hund handeln.

Das erzeugt vielleicht bei manchen keinen richtigen Lesefluss, aber meiner Meinung nach macht das auch den Reiz des Buches aus. Man kann immer wieder einfach eine Seite aufschlagen und den Text dort lesen ohne die vorherigen auch lesen zu müssen. Daher kann man das Buch immer wieder aus dem Regal nehmen, darin blättern und lesen. Die Chronologie ist dabei nicht wichtig, da die heutigen Einteilungen willkürlich sind und sich von Ausgabe zu Ausgabe unterscheiden. Der Ursprungsversion sind über die lange Zeit Missgeschicke unterlaufen wie zum Beispiel Schreibfehler und kann man die ursprüngliche Reihenfolge nicht mehr identifizieren.

Legt man die Texte von Sei Shōnagon bei Seite und betrachte das Buch, stellt man fest, dass in dieser Ausgabe einiges an Information hinzugefügt wurde. Bei den Texten direkt sind zahlreiche Erklärungen direkt neben den Texten in Form von Fußnoten hinzugefügt worden, um zum Beispiel Anspielungen zu erklären. Nach den Texten befinden sich ein umfassendes Glossar, Personenverzeichnis und ein Überblick über die Autorin und das Leben zu der damaligen Zeit.

Ausstattung

Abgesehen von dem Inhalt trumpft diese Komplettausgabe auch mit ihrer aufwändigen und schönen Ausstattung auf, bei der sich der Manesse Verlag richtig ins Zeug gelegt hat. Noch vor dem Aufschlagen hat der Buchdeckel die Aufmerksamkeit für sich alleine, denn er ist in Leinen gebunden und mit Blüten bedruckt. Wirft man danach einen Blick hinein, kann man sich nur weiterhin über diese Ausgabe freuen. Die aufwändige Gestaltung wird mit einem Zweifarbdruck auf Satinpapier abgerundet und macht das Umblättern zu einer angenehmen Überraschung. Zusätzlich wurde bei dem Buch entschieden, eine Fadenheftung zu verwenden, was dafür sorgt, dass das Buch immer dort aufgeschlagen bleibt, wo man es gerade aufgeschlagen hat, ohne dass die Seiten sich von alleine umblättern.

Zusätzlich zu der normalen Ausgabe hat der Verlag auch eine auf 500 Exemplare beschränkte Luxusausgabe produziert, die in einer Schmuckschatulle geliefert wird. Hier könnt ihr diese Ausgabe in edler Montur bewundern.

Über die Autorin

Bis heute ist Sei Shōnagon mit ihren Texte bekannt, mit denen sie japanische Literaturgeschichte geschrieben hat. Biografische Daten zu ihr kann man nur aus Sekundärliteratur entnehmen und es ist hier sehr wenig vorhanden. Gelebt hat sie von ca. 966 bis nach 1010, aber wie lange sie genau gelebt hat nach ihrem Dienst am Kaiserhof ist nicht bekannt. Sie war sehr belesen und hatte Kenntnisse sowohl in japanischer Dichtkunst als auch in chinesischer Literatur. Und natürlich konnte sie daher auch lesen und schreiben.

Mit sechsundzwanzig trat sie in den Dienst der Kaiserin Sadako, da sie das Hofleben dem Eheleben vorzog. Sie hat zwei Mal geheiratet, wobei die erste Ehe bald wieder aufgelöst wurde und die zweite eine Ehe mit einem deutlich älteren Mann eine Vorsorgehochzeit war. Über ihr Leben nach dem Hofdienst ist nichts bekannt, weder wo sie gelebt hat noch wie lange.

Fazit

Diese Komplettausgabe überzeugt in ganzer Linie. Das Buch ist aufwändig gestaltet und mit einer hochwertigen Ausstattung versehen worden. Das rechtfertigt auf jeden Fall den Preis von knapp 60 Euro, da es sich hierbei um keinen normalen Roman oder Ähnliches handelt, sondern um eine Besonderheit, die definitiv in eurem Bücherregal auffällt und den Blick auf sich zieht.

Aber auch der Inhalt überzeugt, denn die Texte handeln von Alltagsgeschichten am Kaiserhof bis hin zu der erstaunlich modernen Einstellung der Autorin.

„Ich halte es für vorteilhafter, wenn sich ein Frau erst dann ins Ehedasein einpferchen lässt, wenn sie ihr Leben am Kaiserhof zur Genüge ausgekostet hat." (Quelle: Kopfkissenbuch, Manesse Verlag)

Nur ein paar Textstellen waren mir persönlich etwas zu langatmig, aber das kann auch daran liegen, dass ich andere Texte einfach auch vom Inhalt her spannender fand. Aber da kann man auch mal einen Text überspringen und einfach beim Nächsten weiter lesen.

Tagebuch einer Hofdame: Kopfkissenbuch von Sei Shōnagon

Junge Buchhändlerin aus Wien. Neben meiner Leidenschaft für die Literatur zocke ich gerne auf den unterschiedlichsten Konsolen, aber auch gerne Brettspiele. Erst spät auf Manga aufmerksam geworden, hat mein Bestand mittlerweile eine imposante Größe erreicht, die regelmäßig weiter wächst.


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