Tagebuch einer Ehefrau – der entscheidende Tag. Ein erster Eindruck

Von Berlinerbande @berlinerbande

nun bin ich schon über zwei Wochen verheiratet und ich habe Dir noch gar nichts von diesem wunderbaren Tag erzählt. Entschuldige bitte. 

Natürlich war die Aufregung Samstag Morgen besonders groß. Mein Bräutigam und der Trauzeuge verschwanden gegen 8 Uhr, um das Brautauto zum Blumenladen zu bringen, damit es dort verschönert werden konnte. Was soll ich sagen? Es ist toll geworden! Ich hatte nicht erwartet, daß der Blumenschmuck auf dem Auto so schön aussehen würde. Ganz zu schweigen von dem Brautstrauß, den ich aber erst kurz vor dem los fahren zum ersten Mal sah.

Die Sonne versteckte sich zwar hinter aufziehenden Wolken, aber wir waren einfach nur glücklich und neugierig auf den Tag. Mein Schatz hatte im Vorfeld ja noch keinen Zipfel von meinem Kleid sehen dürfen und ehrlich gesagt hatte ich Angst, ihm nicht zu gefallen. Da half auch nicht, daß der Rest der Familie mir immer wieder beteuerte, wie wunderschön das Kleid ist. Der – für mich erste – entscheidende Augenblick war also der, als Michelle mein Brautkleid komplett verschnürt, mich leicht geschminkt und ich fertig angezogen wartend im Schlafzimmer stand. Sie öffnete Stephan die Tür… und mir rutschte mein Herz ganz weit unter den Reifrock! Doch zum Glück strahlte mein Zukünftiger mich an und flüsterte mir: „Du bist eine richtige Märchenbraut!“ ins Ohr. Immer noch unsicher zog ich mein Herz wieder nach oben und steckte es vorüber gehend wieder dahin, wohin es gehörte.

Und dann ging es los… 

Unser Trauzeuge hat uns sicher – trotz Aufregung und beginnendem Nieselregen – nach Köpenick zum Rathaus chauffiert. Neben sich ein, fast noch aufgeregteres, Kind. Von unserer Nervosität mal ganz zu schweigen   

Das Glück begleitete uns durch diesen Tag. Wenn auch manchmal Kleinigkeiten, wie ein freier Parkplatz, trotz großem Stadtfest, haben wir es doch die gesamte Zeit über gespürt. Der Regen verschwand fast komplett in der Zeit, in der wir auf unsere Gäste warteten. Alle waren pünktlich und so konnte es los gehen. Alles uns nach. Bzw. der Frau in dem weißen Kleid, die den feuchten Straßenboden gewischt hat. Es dauerte halt eine Weile, bis ich mit der Schleppe klar kam und dann war es zu spät… 

Das Rathaus ist wirklich eine Wucht! Über große Treppen, vorbei an hübschen Fenstern, gelangt man in die entscheidende Etage, in der es um alles geht…

Dort erwartete uns bereits die bestellte Fotografin. Unsere Gäste mußten noch kurz ohne uns klar kommen, da wir ein Vorgespräch im Nebenraum führten. Aber dann… die Tür öffnete sich und alle verteilten sich auf die angewiesenen Plätze. Wir durften ganz vorne sitzen, liebes Tagebuch direkt gegenüber der Standesbeamtin. Die hat uns eine ganze Weile Musik vorgespielt und etwas erzählt. Von Liebe und Ehe und so. Genau weiß ich das leider nicht mehr. Vor Aufregung waren meine Ohren ganz heiß und rauschten, als wären sie am Meer. 

Eins weiß ich aber noch: wir mußten aufstehen und dann hat sie erst Stephan und dann mich gefragt, ob wir wirklich heiraten wollen. Klar wollten wir. Sonst wären wir doch zu Haus geblieben! Dann wollte sie noch Unterschriften (wahrscheinlich hat sie uns doch nicht so recht geglaubt). Sogar von unserem Trauzeugen! Und küssen durften wir uns auch. Ok… wir haben eigentlich schon zu früh damit angefangen, aber es hat niemand gesagt, daß wir nicht dürfen *grins* 

Nachdem alle gratuliert haben (also wir standen Spalier und alle anderen mußten laufen), haben wir noch Model gespielt für die Fotografin. Fotos kann ich Dir leider noch nicht zeigen, da ich diese noch nicht habe. Außerdem muß ich die gute Frau erst um Erlaubnis fragen. Also – drück die Daumen (oder was auch immer, Seiten oder so), daß ich das gestattet bekomme. 

Eigenartiger Weise hat der Regen uns begrüßt. Zuerst haben wir uns ja geärgert. So ein bisschen.. Doch dann haben wir von verschiedenen Stellen gehört, daß es Glück bringt, wenn es am Hochzeitstag regnet! Hat also gepaßt! Außerdem mußten wir ja nur bis zum Parkplatz flitzen. Und auf dem kurzen Stück hat uns ja ein junger Mann mit seinem Schirm ausgeholfen! 

Dann folgte eine Autofahrt Richtung Blossin und – immer der Sonne entgegen! Viele Berliner bedauerten uns wegen dem schlechten Wetter, dabei hatten wir für den restlichen Tag strahlend blauen Himmel und immer wieder Sonnenschein! Ja wirklich! Erst nachts gegen halb zwei kam mal eine kurze Regenhusche vorbei. Und da hat es uns gar nicht mehr gestört! 

Die Feier selber… 

Ich weiß gar nicht so recht, wo ich da anfangen soll zu erzählen.

Vielleicht beim Stamm zersägen (was sich aber als unmöglich erwies, da sich der Stamm eher als Wasserspeicher, als als Holz erwies)?
Oder dabei, daß wir ein Herz aus einem Tuch schneiden mußten, um mit unseren Gästen den suuuuuper toll dekorierten Raum betreten zu dürfen?
Sollte ich den Sektempfang erwähnen, bei dem die Glückwünsche noch einmal auf uns niederprasselten?
Oder das leckere Mittag essen (wahlweise Soljanka oder Kartoffelsuppe), das wir auf der Terrasse genießen konnten?

Den Spaziergang zum Strand und die wunderschöne Kulisse des Sees?
Unseren speziell hergerichteten Bungalow?
Die vielen Tränen, die zwischendurch immer wieder die Augen verlassen haben?
Unsere gigantische Hochzeitstorte?

Die immer passende Musik und den super netten DJ?
Das Abendbuffet, das so reichlich war, daß alle aus ihren schicken Klamotten zu platzen drohten?
Oder die Spiele, Ansagen, Sprüche und Vorträge von unseren Gästen? Den ausklingenden Abend vor der Feuertonne?

Ach, liebes Tagebuch. Es gibt so vieles, von dem ich Dir noch in Ruhe und ausführlich erzählen muß! Vor allem von den Spielen   

Weißt Du, der Tag war bis auf die letzte Sekunde voll gepackt, aber dennoch wunderschön. Stephan und ich hatten zwar keinen Augenblick für uns, aber dafür mußten sich unsere Gäste immer wieder unsere Küsserei anschauen. Andauernd bekamen wir, spaßig gemeint (glaub ich):„Nicht schon wieder knutschen!“ zu hören. Keine Ahnung warum