Die menschlichen Geschmacksnerven sind in der Lage zwischen fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen zu unterscheiden. Dies sind im Detail: süß, sauer, bitter, salzig und herzhaft. Demgegenüber gilt Schärfe aus wissenschaftlicher Perspektive nicht als Geschmack, sonder als Form des Schmerzes. Jeder, der schon mal ein zu scharfes Gericht probiert hat, wird davon ein Lied singen können. Wie dem auch sei, der heutige 19. August steht ganz im Zeichen des scharfen Essens, denn heute wird in den USA der sogenannte National Hot and Spicy Food Day (dt. Tag des scharfen Essens) begangen. Die kuriosen Feiertage feiern dementsprechend mit.
Ein paar Hintergründe zum Tag des scharfen Essens
Wie fast immer bei solchen kuriosen Feiertagen rund um Lebensmittel und Ernährung ist auch im Falle des National Hot and Spicy Food Day – mal wieder ist man geneigt zu zeigen – völlig unklar, von wem er ins Lebens gerufen und seit wann er begangen wird. Festhalten lässt sich demgegenüber aber, dass scharfes Essen seit fast über 6000 Jahren auf dem menschlichen Speiseplan steht und nahezu jede Kultur ihre eigenen Rezepte und Gerichte mit scharfen Gewürzen hervorgebracht hat. Insofern verwundert es auch nicht weiter, dass weltweit Millionen von Menschen auf scharfe Speisen schwören. Immerhin, Schärfe bzw. scharfe Speisen – auch wenn sie wissenschaftlich als Schmerz deklariert sind – haben durchaus positive Effekte auf die menschliche Gesundheit. Sie senken die Körpertemperatur (weshalb wohl scharfe Gerichte besonders in heißen Regionen beliebt sind), hemmen Bakterien, schütten Glückshormone aus und verstärken aufgrund einer besseren Durchblutung der Zunge andere Aromen. Kurzum, scharfes Essen hat durchaus auch seine Vorteile.
Schärfegrade messen – die Scoville-Skala
Und auch wenn Schärfe immer dem eigenen Geschmack bzw. subjektiven Empfinden unterliegt, gibt es seitens der Wissenschaft den Versuch, hier eine objektive Richtskala einzuführen. Diese sogenannte Scoville-Skala geht auf den US-amerikanischen Pharmakologen Wilbur L. Scoville (1865 – 1942) zurück, der hiermit den Schärfegrad von Chilischoten mess- bzw. skalierbar machen wollte. 1912 ursprünglich als Scoville-Test (engl. Scoville Organoleptic Test) entwickelt, misst diese Skale den Anteil des in der getrockneten Frucht enthaltenen Capsaicin. Denn dieses Alkaloid ist wesentlich für die Reizung der Schmerzrezeptoren der Schleimhäute verantwortlich und sorgt dafür, dass der Mensch Schärfe überhaupt empfinden kann. In der Praxis wird im Rahmen Scoville-Skala der jeweilige Capsaicin-Gehalt durch Verdünnung bis zur Wahrnehmungsschwelle indirekt gemessen. Zwar verwendet man heute zur Bestimmung des Schärfe die wesentlich genauere Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) und deren Ergebnisse in Schärfeeinheiten der American Spice Trade Association (ASTA) an; jedoch werden aufgrund des starken Verbreitung der Scoville-Skala die HPLC-Ergebnisse in der Regel nach wie vor in dieses Bezugssystem umgerechnet. Um einen ungefähren Eindruck der hier gemessenen Schärfegrade zu geben, im Folgenden einige Beispiele (die jeweiligen Zahlen geben den Schärfegrad nach der Scoville-Skala an):
- 0 = keine Schärfe, kein Capsaicin enthalten
- 0–10 = die normale rote, grüne oder gelbe Gemüsepaprika
- ~16 = untere Wahrnehmungsschwelle für Schärfe (Durchschnitt)
- 100–500 = Peperoni
- 1.000–10.000 = Sambal
- 30.000–50.000 = reiner Cayennepfeffer
- 1.000.000 = Messung bei der Chilisorte Bhut Jolokia
- 2.000.000 = Pfefferspray wie es im Handel gekauft werden kann
- 15.000.000–16.000.000 = reines Capsaicin in kristalliner Form
In diesem Sinne: Zum heutigen Tag des scharfen Essens darf es dann auch mal etwas schärfer gewürzt sein. Oder auch nicht. Euch allen einen tollen National Hot and Spicy Food Day.
Weitere Infos zum Tag des scharfen Essens
- Wikipedia-Eintrag zur Scoville-Skala: de.wikipedia.org/wiki/Scoville-Skala (deutsch)
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