Der 1. August startet im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt gleich mit einem musikalischen Anlass. Zumindest wenn es nach unseren transatlantischen Nachbarn in den USA geht, die dieses Datum als sogenannten Tag des Kanons (engl. Rounds Resounding Day – eher selten: National Rounds Resounding Day) feiern. Natürlich verdient auch dieser Ehrentag des mehrstimmigen Gesangs einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Welttage und dementsprechend soll seine Geschichte mit dem vorliegenden Beitrag erzählt werden. Um was geht es also dabei?
Kuriose Feiertage – 1. August – Tag des Kanons – der amerikanische Rounds Resounding Day – (c) 2014 TUAREG
Wer hat den Rounds Resounding Day ins Leben gerufen?
Im Gegensatz zu vielen anderen kuriosen Feier- und Aktionstagen aus den Vereinigten Staaten gibt es im Falle des Rounds Resounding Day sehr konkrete Informationen über seine Ursprünge und Hintergründe. So geht die Initiative für den heutigen musikalischen Feiertag auf die US-Amerikanerin Gloria T. Delamar und die von ihr gegründete Rounds Re-Sounding Society zurück.
Weshalb sie sich 1987 allerdings ausgerechnet für das Datum des heutigen 1. August entschieden hat, konnte ich im Zuge der Recherchen nicht herausfinden. Ob bei der Wahl des Datums der ebenfalls heute begangene Internationale Tag der Kinderlosen (engl. International Childfree Day), der US-amerikanische Freundinnen-Tag (engl. National Girlfriends Day), der Spider-Man-Tag (engl. National Spider-Man Day) oder der Weltmittlefinger-Tag (engl. World Middle Finger Day) eine Rolle gespielt haben, scheint mir allerdings eine eher unwahrscheinliche Option zu sein.
Darüber hinaus passt der heutige Anlass aber natürlich ganz wunderbar in die Reihe thematisch verwandter musikalischer Feiertage zum Thema Stimme und Gesang. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine verwiesen:
- der Tag der Oper (engl. Opera Day) am 8. Februar,
- der Internationalen Tag der Stimme (engl. World Voice Day) am 16. April,
- der Tag der Hausmusik am 22. November oder
- der Tag des Sternsingens (engl. Go Caroling Day) am 20. Dezember.
Ein paar musiktheoretische Bemerkungen zum Kanon
Abgeleitet vom altgriechischen kanones (dt. Maßstab oder Regel) bezeichnet der Begriff des Kanons im Rahmen der mehrstimmigen Musik vor allem kontrapunktische Kompositionen, bei denen sich eine oder mehrere Stimmen in einer spezifischen Abfolge imitieren.
D.h. hier leiten sich aus einer notierten Stimme mehrere simultan erklingende, vor allem aber nachfolgend einsetzende, harmonische Wiederholungen ab. Historisch gesehen steht der Kanon damit formal in enger Nähe zur Form der Fuge, die den Interpreten aber wesentlich mehr Spielraum in der Imitation der jeweiligen Stimmen lässt und sich nicht so streng an die Notation hält.
Dementsprechend stellt die Konstruktion der Melodie auch besonders hohe Ansprüche an den Komponisten, denn er muss für eine übergreifende Harmonie sorgen bzw. das Fortführen der Stimmen gleich mitdenken.
Kuriose Feiertage – 1. August – Tag des Kanons – der amerikanische Rounds Resounding Day – (c) 2014 Sven Giese
Die angelsächsische Tradition der Catch Clubs und die Rounds Resounding Society
Umso erstaunlicher ist es eigentlich das vielen der bekannten Kanons vor allem im Rahmen traditioneller Volks-, Kirchen und Arbeitslieder haben, deren auf den ersten Blick eigentlich relativ simplen Melodien auch problemlos im Format des Kanons getragen werden können.
Der amerikanische Begriff des Rounds Resounding bezieht sich somit also auf das kontrapunktische Fortlaufen bzw. die Imitation der Stimmen und wurde seit dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert durch die sogenannten Catch Clubs in Großbritannien und den USA tradiert.
So verweist Gloria T. Delamar auf ihrer Website dann auch darauf, dass von 1969 bis 1975 die Catch Society of America aktiv gewesen sei. Und eben dies sei zugleich auch die Inspiration zur Gründung der Rounds Resounding Society im Jahr 1986 gewesen.
In diesem Sinne: Stimmbänder geölt und Euch allen einen tollen Rounds Resounding Day.